Diagnose Brustkrebs - Teil 2

I bin in die Schui kumman, die Stiang auffegaungan und vor meiner Klassentür gstaundn. Am Stundenplan auf da Tür hob i gsehng, dass grod Geschichte Unterricht hom. Eh kloa, eigantlich mei Foch, owa logischerweise muas des jetza a aundara Lehrer supplieren. Na daun schau ma glei moi, ob da Kollege/die Kollegin seinen/ihren Job guat mocht.

Zwa moi klopfen, Tür schwungvoll aufreißen, zügig in die Klass einegeh. So weckst du wirklich jeden Schüler auf, eana Puls geht a bissl auffe und du host eanare vulle Aufmerksamkeit. Perfekte Methode wennst wen zaumscheißen muast, olladings woa des jetza ned da Foi. I hob eana gsogd, dass sitzen bleiben können und gfrogt wos grod lernen.

Der Zerfall der Spanischen Armada. Herrliches Thema. Ob da Kollege meiner Klass erklärt, dass daunk dem Ereignis die Kartoffel noch Großbritannien kumman is? Warad a interessanter Fakt fia zwischendurch.

„Herr Professor, geht’s Ihnen wieder besser?“ hot ana vo die Burschn aus da letzten Reih gfrogt. Tjo, jetzt woa der Moment do, den i eigantlich jeden gern erspoart hättat, vor ollem mir söbst.

„Najo, wie mas nimmt. Iagandwie scho und iagandwie üwahaupt ned. Die guade Nochricht is, dass des aun da Tafel ka Herzinfarkt woa. Mei Herz is pumperlgsund und wird’s wui no einige Jahrzehnte mochn. Owa i hob trotzdem a großes Problem. I hob vü zu hohe Tumorwerte. Mit aundaren Worten: I hob Krebs! Keine Ahnung ob gut- oder bösartig. Hoff ma moi, dass a gutartig is. Brustkrebs beim Mann is selten, owa trotzdem verbreitet. Und genauso heilbar. Desweng bin i moang scho im AKH und wia dem deppatn Geschwür in meina Brust so richtig in Oarsch tretn. Mochts eich kane Sorgen um mi, i wia ned allzu laung im Kraunkenstaund sei. Iagandwer muas eich jo in dem Schuljahr quälen, außadem wü i no in jeder Woche mindestens an schriftlichen Test mit eich mochn (des woa a Spaß, meine Schüler homs eh glei checkt). Und weus jetza eh scho wurscht is, geh i ane rauchen. Wü wer vo die 16jährigen mit mir in den Raucherhof mitgeh? Ois Klassenvorstand erlaub is eich, da Kollege hot sicher nix dageng.“

„Nur waun i mitgeh deaf.“ – wer kau do scho na song? :)

Im Endeffekt woa die gaunze Klass im Raucherhof, jeder hot ma olles erdenklich guade gwunschen. Bei einigen san sogoa die Tränen gflossn, des hot sogoa mir daun auf die Drüsen druckt. Geht scho wirklich sehr nahe, wenn ma siecht, dass die deine Schüler so gern hom. Wir woan jo echt a Traumgruppe.

Am Schluss hob i jedem einzeln die Haund gem und mi verobschiedet. Mit „Wiedersehen!“ – des „wieder“ woa gaunz wichtig.

Da schlimmste Obschied woa fia mi, wia i mein Hund auf unbestimmte Zeit bei meinen Ötan obliefern hob miasn. Hob jo ned gwusst, wie laung i weg bleib. Und gaunz ehrlich: I hob ned amoi gwusst, OB i wieder zruckkumm. Meglich is jo ois, liang ma uns ned au.

Am nächsten Tog bin i um 7 Uhr in da Früh scho im Kraunknhaus gwen. Mit ana Sporttasche, an Motörhead Leiwal und meiner Jeans Westen mit de gaunzen Bandlogos drauf. Wenn ma scho zum Kaumpf auntritt, daun in da richtigen Uniform! Da Rock’n’Roll wird ma do scho durchhöfn.

Noch ewig langer Wartezeit, hob i glei moi a Zimmer griagt. Umziang und aufd erste Untersuchung woatn. Jetza schau ma si moi au wos do bei meine Tutln wochst. Wirkt vielleicht gaunz locker, owa i sog seich, i hob mi vor dera Untersuchung fost augschissn….

Do bin i nun gleng und da Oarzt hot ma erklärt, dass a jetza an Ultraschall mocht und wir uns des Problem auschaun.

„Normalerweise sagt man, dass es ein gutartiges Gewächs ist, wenns einfach nur rund ist. Bösartig ist es meist, wenns unregelmäßig wird und Zacken erkennbar sind.“

Noch diesen Worten is a ma mit dem Gerät üwa die Brust gfoahrn und wir hom beide aufn Bildschirm gschaut. Des woa ka rundes Gewächs. Die drei Zacken woan riesig und ohne Probleme zu erkennen. Hot ehrlich gsogd wie Dreizack ausgschaut. Und ois aundare ois gutartig!

Mir is koit woan, richtig koit. Jedes anzelne Hoa hot si aufgstöt, i hob zum Zittern begonnen und Aungst griagt.

„Vadaummte Scheiße. Des schaut ned so guat aus, gö?“

Da Oarzt hot nur gaunz laungsaum den Kopf gschüttelt und daun gsogd: „Haßt owa trotzdem no ned, dass bösartig is. Kau no immer a gaunz normales Gewächs ohne Metasthasen sei. Letzteres wäre wichtig. Des kontrollieren wir auch so schnell wie möglich.“

I was ned ob saun meina Extraversicherung gleng is, dass mi total schnö untersuacht hom und i nie woatn hob miasn, oder ob i afoch nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort woa. Wurscht, de hom sie bestens um mi gekümmert. Daunk dera Versicherung hob i sogoa a Einzelzimmer ghobt. Olladings hob i a schlechtes Gewissen griagt, weu i ma docht hob, dass iagandwer wenig mir jetza kan Zimmerplotz hot. Wos jedoch absoluter Blödsinn is, zumindest wenns noch da Aussage vom Arzt geht.

Im Laufe des Tages hob i unzählige Untersuchungen üwa mi ergehen lossn. Grod, dass ka Stuhlprobe vo mir gnumman hom. Warad ma ehrlich gsogd a scho wurscht gwen, i scheiß liawa vor an Orzt in a Schissl ois zu sterben. Im Überlebenskampf is ma ned gschamig.

I bin grod im Zimmerfenster am Balkon ghuckt und hob ane graucht, ois da Oberarzt einakumman is.

„Herr Fraunz, i hab a guade und a schlechte Nachricht für sie.“

I: „Die schlechte bitte zuerst.“

„Sie werden bereits moang in da Fruah operiert.“

WOS? Vadaummt, wos sui daun die guade Nochricht sei? Wenns mi moang glei operieren wuin, daun is jo ollahechste Eisenbauhn. Is die guade Nochricht, dass i scho so vü Metasthasen hob, dass i eh nur a boa Wochen leiden muas? Fraunz, hea auf so negativ zu denken!

I: „Und wos is die guade Nochricht?“

Arzt: „Es haundelt sich mit ziemlicher Sicherheit um an gutartigen Tumor der ned gstraht hot. Auf guad Deitsch, sie hom nix zu befürchten. Es kau nur sei, dass ma bei da Operation ihre Brust so verunstalten, dass ka Brustwarze mehr hom. Schaut daun in da Bodehosn a bissl bled aus, sunst is halb so schlimm. Owa zu 100% kenn ma ihnan des ned garantieren, es schaut trotzdem vü besser aus ois erwartet.“

I: „Vo mir aus kennts ma mein Bauchnobl zuanahn, is ma wurscht, hauptsoch i leb und bin gsund!“

Noch dera Nochricht woa i total euphorisch. I hätt Bäume ausreißen und fressn kennan. Herrlich! Und gleichzeitig hob i mi gfrogt, warum i eigantlich so a Maßn hob. I hob Mitleid griagt mit aundare Patienten de i aun dem Tog im Kraunkenhaus gsehng hob. Ana hot Lungenkrebs mit Lebermetasthasen und neama so a launge Lebenszeit ghobt. Und der woa ned vü öta ois i, olladings hot er a Frau mit drei Kinder ghobt. Und glei danem woa es St. Anna Kinderspital wo die klanan Kinder mit Krebs stationiert san.

Vo ana Sekunde auf die aundare hob i es Verlaungan griagt, dass i do jetzt vorbeischau. Oiso hob i ma gach wos gscheidares auzong und bin ins St. Anna ummegaungan.

I hob scho vü gsehng im Lem, owa die kraunken Kinder san wirklich nix fia schwoche Nerven. Üwaroi hob i die jungen Kids gsehng, maunche san nur do gleng und aundare san quietschvergnügt herumgrennt und hom gspüt. Nur sehr wenige vo eana hom ka Glotzn ghobt. Es woa wirklich schlimm und i hob mi zaumreißn miasn, dass i ned zum Plärrn aufaung. In so ana Art Aufenthaltsraum is a Bua mit ana Gitarre gsessen und i hob mein Blick ned vo eam obwenden kennan. Kasweis, kane Hoa und a genialer Gitarrist wenn i des so beurteilen deaf.

Er hot aufgschaut, mi gsehng und gwunken. I hob zruckgwunken und er hot gedeutet, dass i einakumman sui. Gesagt getan.

„Hallo, i bin da Johannes ausm Pongau. Du kennst sicher die Beatles, gö? Wüsd mit mir a boa Liada spün? I spüs auf da Gitarre und du muast dazua singan. I kau des leider ned, wegen der Chemotherapie hob i so schirches Hoisweh.“

I woa total baff, hob an total bratn Grinser griagt und natialich eingewilligt. Die ersten fünf Minuten hot a mi üwa die Beatles ausgfrogt, weu a so fasziniert davo woa, dass i im Volksschulalter die aktive Zeit der Beatles erlebt hob. Und wia i eam dazöht hob, dass i den Paul McCartney scho live gsehng hob – na bumm, der Bua woa glicklich.

Danoch homma afoch augfaungt zu spün. Er hot „All You Need Is Love“ augstimmt und i hob so guat wies gaungan is dazua gsungan. Zum Glick kenn i vüle Beatles Liada auswendig, sunst warads goa peinlich woan. Anschließend homma „A Day In The Life“ zum besten gem und wir  hom bereits einige Besucher angelockt. Die aundaren Kinder woan total begeistert, genauso wie die Ötan und Schwestern. „Wer zum Teifl is eigantlich der oide Mau nehman Johannes?“ wean si de gfrogt hom. Haha, i hob grod so an bratn Grinser im Gsicht, des kennts eich ned vorstellen.

Ois Zugabe homma daun „Hey Jude“ gspüt. I wia des nie vagessn wia ma daun mit ollen Zuschauern guade fünf Minuten „Na, na na, nana na naaaa, nana na naaa, Heeeey Jude“ gsungan hom. Wenn ma die Umstände bedenkt, dass einige davo wirklich todkrank woan und in diesem Moment aboslute Freude am Leben ghobt hom, daun kau ma eigantlich nur Freudentränen ins Gsicht griang.

Wir hom si ausgmocht, dass ma des so oft wie möglich wiederholen miasn. „Moang hob i olladings ka Zeit, weu i operiert wia. Mir huins wos vo da Brust aussa. Owa fois i scho munter bin kaunst gern vorbeikumman und wir zang den oidn Scheißern do drüman moi wie ma gscheid musiziert.“

Da Johannes woa absolut begeistert, hot ma vasprochen, dass a am nächsten Tog vorbeikummt und no a boa Liada üben wird. Der Bua woa und is a Wahnsinn.

I woa sowos vo glicklich, dass i nochher in meinem Zimmer mit an total zufriedenen Gefühl und an Lächeln im Gesicht eigschlofn hob.

Moang fuigt da nächste Teil wo i üwa die Operation und die Zeit danach a bissl wos schreib. Warad jo ois vü zu sche gwen, wenn do ned iagandwos bledes dazwischen kumman warad. Owa dazua erfoahrts mehr im nächsten Teil. Is mehr lustig ois traurig :)

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