Wie kommt das Fleisch auf meinen Teller?

„Du, Bauer?“

„Ja, Schweinderl.“

„Lande ich auch mal als Schinken auf Deinem Teller?“

„Ja, natürlich.“

Dieses Zwiegespräch zwischen dem lustigen Bauern, der die Biolehrerin heimlich verehrt, die wiederum mehr Augen für die wunderbaren Bioprodukte des Bauern hat, ist mittlerweile fester Bestandteil der Werbung für die „Ja, natürlich“-Linie eines der zwei großen Lebensmittelkonzerne in Österreich. Dieses kleine Ferkel ist ein wunderbarer Sympathieträger, würden doch die meisten nicht zögern es als putzig oder süß zu bezeichnen. Die Verbindung zwischen kleines Ferkel und großes Schwein, das es mittlerweile sein müsste und das wohl auch schon längst gegessen worden ist, stellen nur mehr wenige her. Deshalb ist auch die Zwiesprache, die hier improvisiert wurde, wenig werbewirksam. Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass ich zunächst ein Tier töten muss, will ich dessen Fleisch essen. Denn nein, das Hüftsteak fällt nicht vom Himmel und dann direkt in Zellophan, es stammt – wie der Name schon sagt – von der Hüfte eines Rindes.

Trotz des rapiden Anstieges an Vegetariern, wie immer wieder behauptet wird, ist es doch nach wie vor so, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Fleisch isst. Um diesen Bedarf zu decken, wird getötet, tagtäglich. Allerdings geschieht dieses Töten außerhalb unseres Wahrnehmungsbereiches und viele von uns wären wohl nicht in der Lage ein Tier zu töten. Das sollen andere machen, denn selbst will man es fertig portioniert im Supermarkt oder beim Bio-Bauern kaufen, ohne dass erkennbar ist, dass da mal Blut dran war. Das ist üblich und kein Mirakel. Dass jedoch dieses Töten außerhalb unserer Wahrnehmung stattfindet führt zu so fragwürdigen Situationen, wie der, in der sich Eltern ungemein empörten, dass ein Lehrer vor den Augen ihrer Kinder ein Kaninchen tötete, noch dazu auf so eine groteske Weise, wie einem Bolzenschussapparat wie die Presse berichtete. (http://diepresse.com/home/bildung/schule/4767175/Emporung-an-AHS_Lehrer-totet-Kaninchen-vor-Schulern?from=rss&#xtor=ERP-20003-[rss-newsletter]

Natürlich darf man Heranwachsende nicht mit dem Töten konfrontieren, zumindest nicht ohne das Einverständnis der Eltern. Nun, das Einverständnis hätte der Lehrer von den Eltern auch kaum bekommen, denn man muss ja schließlich die lieben Kleinen von dem bösen Töten fernhalten. Noch dazu, und da komme ich wieder auf das Ferkel vom Anfang zurück, ein Kaninchen ist ja so putzig und süß. Sicherlich sind die Kaninchen, die für die Fleischerzeugung gezüchtet werden nicht süß. Genauso gibt es mittlerweile eine große Lobby gegen die Jagd, die jedoch nicht durchwegs das gute Wildbrett verschmäht. Ebenso soll es Reiter geben, die ihr Pferd halten wie das eigene Kind, und sich dennoch am Pferdeleberkäse gütlich tun. Oder jene Menschen, die sich ein Hausschwein halten und es bei Namen rufen, aber der Schweinshaxen nicht abhold sind.

Ob jemand Fleisch isst oder nicht, das soll jedem selbst überlassen bleiben, aber dann soll man wenigstens so ehrlich sein und zugeben, dass dieses Fleisch auf dem Teller zu einem Tier gehörte, das lebte und für den Verzehr getötet wurde. Und ja, auch das kleine, putzige, süße Ferkel aus der Werbung.

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fischundfleisch

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Silvia Jelincic

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Paradeisa

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Claudia Braunstein

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