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Es geschah am 17. Mai d.J., als ich, frisch zurückgekehrt von einem traumhaften Wanderurlaub in Irland, mich doch entschloss den langen Weg auf mich zu nehmen, bis über die nördliche Stadtgrenze Wiens hinaus, um einen ganz lieben, engen Freund zu treffen, den ich seit gefühlten eineinhalb Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Wir hatten uns viel zu erzählen, wie man sich denken kann, als er plötzlich still wurde, sich umsah, gleich jemandem, der sicherstellen möchte, dass ihn niemand beobachtete. Als er diesbezüglich beruhigt war, kramte er eilfertig in seiner Tasche und reichte mir dann, wohlgemerkt unter dem Tisch, ein großes, aber dünnes Kuvert. Ich nahm es entgegen, und war gerade im Begriff es aufzureißen, als er mir ein unmissverständliches „Nein, nicht öffnen!“ zuraunte. Erschrocken, aber wohl auch ein wenig enttäuscht hielt ich inne.

„Aber warum gibst Du es mir dann, wenn ich es nicht aufmachen darf?“, fragte ich deshalb.

„Du sollst es aufmachen, aber nicht jetzt. Erst zu Hause im Bett“, sagte er, um dann noch hinzusetzen, „Versprich es mir!“

„Ja gut“, willigte ich widerstrebend ein, „Aber dann verrat mir doch wenigstens von wem es ist.“

„Das wirst Du dann schon merken“, wich er meiner Frage aus, so dass ich gegen Mitternacht im Auto saß, ein geheimnisvolles Kuvert neben mir am Beifahrersitz und eineinhalb Stunden Autofahrt vor mir. Eine harte Prüfung, aber als ich dann endlich im Bett war, wohl völlig übermüdet, aber doch zu neugierig, um auf den nächsten Tag warten zu können, riss ich es sofort auf. Hatte ich mit dem Brief eines heimlichen Verehrers gerechnet, oder einer geheimen Schatzkarte, so fand ich mich enttäuscht. Bloß ein paar wenige Seiten kamen zum Vorschein, doch als ich diese dann las, war ich meinem Freund sehr dankbar, dass er mir das Versprechen abgenötigt hatte, diese erst allein im Bett zu lesen, denn sie enthielten nichts weniger, als ein erstes Eintauchen in eine Geschichte voll prickelnder Erotik, die, wie ebenfalls aus dem Manuskript hervorging, von einem Freund verfasst worden war, den ich bis dahin nur als Musiker kannte. Reizend und anregend fand ich diese, aber ich war überzeugt davon, dass er sie mir nicht deshalb hatte zukommen lassen. Aber warum sonst? Was waren seine Beweggründe?

Eine Sexgeschichte habe er geschrieben, so ließ er mich wissen. Als sie fertig war, kam er auf die Idee, dass es vielleicht recht spannend wäre, diese, seine männliche Sicht der Dinge durch eine weibliche zu ergänzen. Ob ich mir vorstellen könne diese zu verfassen? Ich dachte nach, wägte ab und hin und her, intensiv und ausführlich, min. fünf Minuten lang, bevor ich mir sagte, und in Folge auch ihm, „Why not? If you never try, you will never know!“. Es lag wohl auch daran, dass mich das Thema an sich reizte. Bisher hatte ich mich noch nicht darüber getraut. Ich schlug ihm also vor, mich daran zu probieren. Aus diesem ersten Probieren wurde innerhalb von einem Monat eine vollständig überarbeitete, weiblich-sinnlich durchtränkte, infiltrierte, seiner ursprünglich archaisch-männlichen Geschichte. Auch wenn es „nur“ um die zweitschönste Nebensache der Welt ging, war es doch eine spannende Herausforderung, zumal ich natürlich auch gewisse Ansprüche an mich selbst stellte. So leitete mich die Frage, ob es möglich ist, Feminismus und Erotik zusammenzudenken, oder ob frau sich entscheiden musste, ob sie das eine oder andere wolle.

Es geht in diesem Buch um Sex, und gerade deshalb – wohl auch manch merkwürdigen Modetrends zum Trotz – um ein gelingendes Miteinander zwischen Mann und Frau, in dem beide Seiten ihr Eigen-Sein einbringen, das sich nicht widerspricht, sondern zu einem runden Ganzen fügt. Eine Vereinigung, wohlwollend, respektvoll, im wahrsten Sinne des Wortes.

Mittlerweile liegt diese Geschichte gedruckt und gebunden, mit dem sprechenden Titel „Die Banane schält sich nicht alleine“, vor. Hans Hartel und ich, unter den Pseudonymen Steven Saska und Shayla O’Shea, sind gerade unterwegs dieses Buch im Rahmen von Lesungen vorzustellen, das nächste Mal bereits den kommenden Mittwoch. Habe ich Sie neugierig gemacht? Dann seien Sie dabei!

Manuela haag

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