Na, wollen wir mal fair bleiben. Natürlich ist das Schwachsinn, was Merkel von den Sünden aus der Kolonialzeit quatscht. Die einzigen Sünden, die uns was angehen, sind die aus der Gegenwart. So zahlen europäische Fischfangflotten eine nette Pauschalsumme an korrupte Diktatoren und Juntas und fischen die Küstengewässer Afrikas leer. Die einheimischen Fischer in ihren Pirogen schauen ins Leere (und verlegen sich ggf. auf Piraterie). Isst einer gerne günstigen Fisch?

Oder isst einer gerne günstiges Geflügel? Natürlich nur die Hühnerbrust. Gibt’s ja beim Aldi preiswert. Aber dieser Preis kommt auch dadurch zustande, dass man den Rest, etwa Flügel und Füße noch verwerten kann. Da trifft es sich doch gut, dass viele Afrikaner darauf stehen.

Natürlich hatten die eine eigene rudimentäre Geflügelproduktion. Aber als sie mal klamm waren, gab die Weltbank günstigen Kredit gegen die Zusage, die Märkte zu öffnen. Ist ja ein Dogma: freier Welthandel. Und nun können Europäer das Land mit günstigen Geflügelteilen überschwemmen, bei denen kein einheimischer Züchter mehr mithalten kann.

Exakt das gleiche Modell gibt es für Reis, Textilien und Erdnüsse. Erinnert sich jemand an die Aufstände in Afrika, als durch Spekulationen und die Zurückhaltung von Ernten in Thailand die Preise für Reis drastisch stiegen?

Vielleicht müssen wir jetzt den Preis zahlen, um das Nullsummenspiel, das in größeren Dimensionen läuft, als es sich so eine kleine kapitalistische Krämerseele vorstellen kann, wieder ins Gleichgewicht zu bringen?

Ich bleibe dabei: Wir stehen an einer Zeitenwende. Nicht mehr und nicht weniger. Und wir sind Opfer und Täter zugleich. Dieses ganze Denken allein in kausalanalytischen Denkmustern, nach Optimize-to-the-max- Strategien und demzufolge allein auf Profitsteigerung ausgerichtet, nähert sich seinem Ende. Alles hat seinen Preis. Und oft wird der erst im nächsten „Laden“ gezahlt

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Wir blicken spannenden Zeiten entgegen. Ich zitiere noch mal aus meiner letzten Notiz ( https://www.facebook.com/notes/kurt-klarich/das-wesen-der-dinge/1234566009973030):

„Aber was wäre denn sonst die Zukunft? Leben in Megacities, von Algorithmen regiert und vollvernetzt überwacht. Das wäre der folgerichtige next step der kausalanalytischen Denkweise. Sollen wir darauf stolz sein?“.

Eigentlich möchte ich in keiner anderen Zeit als dieser leben. Hier passiert etwas Großes (und für manche Schreckliches).

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bianka.thon

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