US-Präsident Donald Trump hat sich also dazu entschieden, schwere „Bunker-Buster“ (GBU-57) gegen diese eine tiefgelegene Atomprogrammanlage im Iran einzusetzen.
Allerdings tat er dies mit Vorwarnung in Form seines 60-tägigen Ultimatums, was den regimetreuen Iranern ermöglichte, diese Gebäude zu evakuieren.
Sie hatten daher die Möglichkeit, das angereicherte Uran wegzubringen (wobei allerdings das 60%-angereicherte Uran nicht waffenfähig ist). Und sie hatten vielleicht auch die Möglichkeit, die Zentrifugen zu evakuieren, und anderswo hinzubringen.
Dass der ORF schlagzeilte „USA treten in Iranisch-Israelischen Krieg ein“ oder so, kann man als übertrieben erachten, schließlich handelte es sich um eine sehr isolierte, punktuelle Maßnahme und nicht um eine großangelegte Aktion mit Bodentruppen wie im Kuwaitkrieg 1991 oder im Irakkrieg 2003.
Derartige isolierte Bombardements mit Vorwarnung hat es schon öfter in der Geschichte gegeben, und sie wurden allgemein nicht als Kriegseintritt kommentiert. Auch nicht Bombardements mit Vorwarnung, an denen z.B. Theresa May als damalige britische Premierministerin (April 2018) in Bezug auf Syrien beteiligt war. Auch beim ORF, der damals – IIRC - nicht titelte „GB treten in den Syrienkrieg ein“, kann man ja manchmal den Eindruck eines männerfeindlichen Sexismus haben.
So gesehen hätte der ORF auch schlagzeilen können „USA bombardieren ein vermutlich leeres Gebäude im Iran“, was ein ganz anderes Bild gemacht hätte.
Am Nachmittag nach dem Bombardement war ich im Park (Wien-Favoriten), wolltee eigentlich bloß spazierengehen und sprach (notorischer Lehrer quasi) mit einigen Kinder (Schulkindern, hauptsächlich Mädchen). Die Mädchen hatten sich vorher sehr über diesen Militärschlag und über Trump beschwert und argumentierten sehr antiamerikanisch und anti-trumpistisch, so a la „Diese verrückten Amis wählen diesen rassistischen Trump, obwohl sie 2016 Hillary Clinton hätten wählen können“. Dazu ist folgendes zu sagen: Hillary Clinton, bei all den positiven Akzenten, die sie setzte, machte 2014 (also sehr frühzeitig) den Fehler, Putin nach der Krim-Annexion mit Hitler zu vergleichen. Ein Hitler-Vergleich oder eine Hitler-Gleichsetzung durch einen führenden westlichen Politiker (oder Politikerin) war oftmals in der Vergangenheit ein Auftakt für einen Regime-Change, also für einen durch Militärintervention mit Bodentruppen erzielten Sturz eines Diktators (in diesem Fall Saddam Hussein), der in der Tat ein problematischer Diktator war.
Es kann durchaus sein, dass es dieser Aspekt war, der dazu führte, dass Clinton die Wahl verlor, und dass Trump 2016 gewann. Bei dieser Wahl 2016 erzielte Trump eine Mehrheit unter den weißen Frauen, wenn auch nicht unter den Frauen insgesamt.
Mit dem Iran des Ajatollah Khamenei (früher Khomeini) gibt es seit vielen Jahrzehnten Probleme, auch schon in Zeiten vor Donald Trumps Präsidentschaft. Auch die Streitigkeiten rund um das Atomprogramm des Iran (unabhängig davon, zu welchen Zweck es jetzt wirklich dient, bislang ist es nur eine Urananreicherung im nicht-militärischen Bereich, was auch die Möglichkeit offenlässt, dass es nur Verhandlungsmasse sein soll) gehen lange in die Vergangenheit zurück, in die Zeit vor Donald Trumps Präsidentschaft.
Es kann natürlich sein, dass diese Mädchen eine selektive Wahrnehmung des Unterrichts hatten oder dass bei ihnen außerschulisch-Aufgeschnapptes und Schulisch-Erlerntes verschmolzen, aber es ist auch möglich, dass es im Lehrkörper (die Mädchen gaben an, eine Frau als Geschichte-Lehrerin zu haben) vereinzelt männerfeindliche, anti-trumpistische und antiamerikanische Kräfte gibt. (Auch eine sehr unvollständige Sicht auf König Ludwig XIV. von Frankreich vor der französischen Revolution deutete möglicherweise in diese Richtung)
Zum Glück sind Kinder aber oftmals neugierig und willig , dazuzulernen und haben kein gefestigtes Weltbild, und so konnte ich ihnen einiges ausreden. Der Bub hat übrigens weitgehend geschwiegen, und war eher technisch interessiert.
Die USA sind eine Demokratie, so gesehen bleibt bei allen Meinungsverschiedenheiten, die es gelegentlich geben kann, das gemeinsame System als Verbindendes. Allerdings sind die USA das kriegerischere Land als Österreich, was man aber auch so sehen kann, dass die Österreicher sich aus militärischen Fragen raushalten und sie auf andere abschieben, auch auf die USA, siehe auch die problematische „Wir machen die Diagnose, die Anderen müssen die Operation machen“-Haltung einiger Österreicher, auch im Militär- und Geheimdienstbereich im Vorfeld bzw. am Anfang der Jugoslawienkriege der 1990er-Jahre. Das kleine, "neutrale" Österreich wollte der NATO vorschreiben, wie sie in Jugoslawien agieren müsse, weigerte sich aber gleichzeitig unter Berufung auf die Neutralität, einen Beitrag zu leisten.
Man kann es auch so sehen, dass Österreich sehr profitierte dadurch, dass es im Kalten Krieg mit seinem Gleichgewicht der gegenseitigen atomaren Abschreckung unter dem Schutzschirm der USA lag. Bzw. dass es lange Zeit als Folge des Nationalsozialismus und des Mißtrauens in Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus von Deutschland und Österreich erwartet wurde, sich aus Militärischem weitgehend oder vollständig rauszuhalten. Und es stellt sich natürlich die Frage, ob dieses Raushalten aus dem Militärischen eine Verpflichtung darstellt, mehr im humanitären Bereich zu tun.
Wir Österreicher sind viele Jahrzehnte lang dahingehend indoktriniert worden, die Neutralität würde alle Probleme lösen und Militärisches sei daher überflüssig, aber das ist sehr zweifelhaft. Niederlande und Belgien waren sowohl vor dem ersten wie auch vor dem Zweiten Weltkrieg neutral, bzw. bündnisfrei, und wurden, vermutlich gerade deswegen, von Deutschland militärisch überrannt bzw. erobert.
Letztlich muss man auch in Bezug auf die Ö1-Punkteins-Sendung von gestern dazu sagen, dass die USA keineswegs der einzige Waffenlieferant für Israel sind/waren, sondern dass auch europäische Staaten wie z.B. GB und Deutschland bedeutende Waffenlieferanten für Israel sind. Und ich wiederhole meine Kritik an Aussagen in früheren Punkteins-Sendungen: nein, die USA waren nicht immer pro-israelisch: im Suezkrieg von 1956 führten Israel, GB und Frankreich gemeinsam Krieg gegen Ägypten, während die USA (damals unter Präsident Eisenhower) sich neutral verhielten. Und es gab nie einen EU-Kommissionspräsidenten oder eine EU-Kommissionspräsidentin, der/die so israelkritisch war wie der frühere US-Präsident James Carter.
Trumps Republikaner sind gespalten in dieser Frage, es gibt manche Interventionisten, aber es gibt auch einen großen isolationistischen Flügel, der die USA aus allen Kriegen heraushalten will.
Trump hat sich im Wahlkampf sehr darauf festgelegt, keine Kriege zu machen, sondern eher Frieden anzustreben, insbesondere in der Ukraine. Und ein voller Krieg, eine Militärintervention mit Bodentruppen, um die Khamenei-Diktatur zu stürzen, die gemessen an der Zahl der Todesurteile pro Jahr und Million BürgerInnen das vermutlich grausamste Regime der Welt ist, würde vermutlich von Vielen als Versprechensbruch gewertet, weshalb die Republikaner bei den Midterm Elections die Mehrheit in beiden Häuser des Kongresses verlieren könnten, was Trump zu einer "lame duck", zu einer "lahmen Ente" machen würde. Und man kann vermuten, dass er das ganz und gar nicht will.