Der "antifaschistische Kindergarten"* hat wieder zugeschlagen: freitag abend fand die Kundgebung anläßlich des Balls des Wiener Korporations-Rings, früher Ball der freiheitlichen Akademiker genannt, statt:

man kann sich des Eindrucks manchmal nicht erwehren, hier handle es sich auch um pubertäre Revolutionsattitüde, Ersatzhandlung (Kleingruppen am weit linken Rand dürfen sich hier offensichtlich "austoben" und einmal die Gelegenheit erhalten, Gefolgsleute für die Revolution einzusammeln zu versuchen), oder vieles Anderes mehr, nur nicht um wirklichen Antifaschismus.

Dazu passend auch die Themenvermanschung: von Antikapitalismus, Antirassismus, Anti-Schwarz-Blau, Anti-Basti, Anti-Konzern-Attitüde, gab es hier haufenweise Gegenpositionen, aber eigentlich eher keine Position. Slogans wie "schwarz-blaues Dreckspack" gehen über das eigentliche Anti-WKR-Thema hinaus. Slogans wie "Wir scheissen Dir ins Geilomobil" sind derart, dass man sich fragen kann, ob es sich hier noch um Politik (insbesondere antifaschistische) oder kindlich-pubertäre Fäkalsprache handelt. Allerdings kann man diese "Scheisse ins Geilomobil"-Slogans auch als Versuch sehen, gewaltbereite oder fast gewaltbereite Gruppen zu mäßigen.

Fehlen durfte auch heuer wieder nicht die (auch von angeblichen Wissenschaftern vorgetragene) Politfolklore, im WKR-Ball ein weltbedeutend wichtiges historisches, einmaliges "Vernetzungstreffen der extremen Rechten" zu sehen; die Wahrheit sieht anders aus: die "Rechte" hat tausende andere Möglichkeiten, sich zu vernetzen, und der WKR-Ball und sein Vorfeld ist nur eine klitzekleine davon. Aber wen kümmert schon die Wahrheit, wenn bei ihrer Verbreitung weniger Leute zur Anti-WKR-Ball-Demo kommen würden ?

Das Polizeiaufgebot war wieder groß und teuer; Verstärkung aus Oberösterreich musste angefordert werden, um den "antifaschistischen Kindergarten" mit seiner Punk-Revolutionsattitüde in einigermassen zivilisierten Bahnen zu halten.

Die Grenzen zwischen demokratischem Aktivismus und Revolutionärer Haltung wurde wie so oft verwischt: von militärischen Parolen aus dem spanischen Bürgerkrieg bis zum "letzten Gefecht" der "Internationale", laut der das Menschenrecht wohl eher nicht per Wahlen erreicht werden könne, sondern nur erkämpft, bis hin zu den "Arbeitern von Wien", der "Zukunft getreue Kämpfer", inspiriert von einem Sowjet-Marsch, stammend aus dem Jahr 1929, also vor dem angeblichen oder wirklichen Austro-"Faschismus".

Die Internationale stammt aus dem Zeitraum von 1888 bis 1910, und die Verdammung der damaligen Zeit, die Armut und das soziale Elend mussten die heutigen Kindergarten-Antifaschisten, die großteils Alle altermäßig meine Kinder sein könnten, niemals erleben, was sie natürlich nicht hindert, so zu tun, als ginge es ihnen so schlecht wie denjenigen, die vor 120 Jahren die Internationale sangen.

Auch der auf der Anti-WKR-Ball-Demo gesungene Slogan "Republik, das gilt nicht viel, Sozialismus heisst das Ziel" ist vielleicht eher ein Indiz für die historische Ahnungslosigkeit des "antifaschistischen Kindergartens", denn in Wirklichkeit ist erstens die Republik das Gegenmodell zur Monarchie, und der Vorschlag eines Sozialismus mit Monarchen ist in der Tat revolutionär neu, so revolutionär neu, dass sich die Vorfahren der heutigen angeblichen intellektuellen Arbeiter-Elite wundern würden; denn in der Tat wurde in der Zwischenkriegszeit, also in den 1920er und 1930er Jahren das Lied "Demokratie, das gilt nicht viel, Sozialismus ist das Ziel" gesungen.

Als Theodor Körner (SPÖ) schon über 70 Jahre alt und schwerhörig war, sagte er einmal sinngemäß auf einer Parteiveranstaltung: "Zum Glück bin ich schwerhörig und hör´ nix mehr von den Reden meiner Parteikollegen." So ähnliche Gedanken kamen mir bei dieser Veranstaltung auch.

Es stellt sich die Frage, ob Vorträge an der Universität Wien, die Otto Bauer (SPÖ) und seinen Austromarxismus glorifizieren, zu diesen Slogans beigetragen haben. Allerdings sind wesentliche Unterschiede zwischen der damaligen Zeit und heute erstens die Existenz der Sowjetunion und zweitens die unterschiedliche Soziale Lage.

D. Knoflach

Dass diese Lieder bzw. Sprüche eine hohe Ähnlichkeit mit dem Recep-Tayyip-Erdogan-Sager "Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufspringen, bis wir am Ziel sind. Minarette sind unsere Bajonette, Moscheekuppeln unsere Helme, Moscheen sind unsere Kasernen, Gläubige unsere Soldaten", fiel den Islamwillkommensheissern natürlich nicht auf.

D. Knoflach

D. Knoflach

Berittene Polizei unbeliebt ? Könnte ja Demo-Folklore stören ...

D. Knoflach

Die FPÖ war schon zahlreiche Male an der Regierung beteiligt, konnte aber jedesmal demokratisch abgewählt werden. So gesehen scheint die Demokratiegefährdung, die der "antifaschistische Kindergarten" behauptet, eher gering zu sein ....

D. Knoflach

Nein, Staat und Nazis sind nicht in einer Hand und daher ist militärischer Widerstand unangebracht; Richter Hoheneckers Twitter-Shitstorm gegen Karl-Heinz Grasser mit Vorverurteilungstendenz mag problematisch sein, aber er widerlegt wenigstens bis zu einem gewissen Grad die Behauptung, die Justiz sei nazifiziert und in Nazi-Hand ....

D. Knoflach

D. Knoflach

Das Imperium des "Antifaschistischen Kindergartens" will zurückschlagen ???? Der frühere Wiener Bürgermeister und spätere Bundespräsident Theodor Körner (SPÖ) sagte nicht umsonst über SPÖ und Republikanischen Schutzbund: "Mit einer Armee von Pazifisten kann man keinen Krieg gewinnen"

D. Knoflach

Glorifizierung der Waffe und des Piratentums

D. Knoflach

D. Knoflach

D. Knoflach

Aufruf zum Selbstmord an Innenminister Kickl (FPÖ), der Flüchtlinge konzentriert unterbringen wollte, so ähnlich wie in Traiskirchen ? Der Begriff des "Konzentrierens" bedeutete im Nazi-Jargon der 1940er Jahre auch "Vergasen und Einäschern" ...

D. Knoflach

"No pasaran"; "Sie werden nicht durchkommen"; Kriegsparole aus dem spanischen Bürgerkrieg. Ist natürlich nicht so gekommen; die Linke war in Spanien zu schwach, konnte den Durchbruch der Franco-Truppen nicht verhindern.

D. Knoflach

"Faschismus tötet, also tötet den Faschismus!" (was auch bedeuten kann: "Tötet die Faschisten !" )

D. Knoflach

D. Knoflach

Ich entschuldige mich für die teilweise schlechte Bildqualität. Es war Abends und dunkel. Mit meiner Billigdigicam ist´s da schwer, bei beweglichen Objekten die richtige Belichtungseinstellung zu finden. Außerdem war´s kalt; mit klammen Händen ist´s nicht gut fotografieren. Auf die Schnelle konnte ich auch nicht alle Bilder geraderücken.

Die Anti-WKR-Ball-Demo findet zur kältesten Zeit des Jahres statt, im Spätjänner, noch dazu von 18 bis 23 Uhr.

Zahlreiche Demonstranten werden sich wohl erkältet haben, oder Schlimmeres. Zusätzlich zu den höheren Polizeikosten kommen also auch noch Kosten für das Gesundsheitssystem und Schäden für die Wirtschaft durch entgangene Geschäfte dazu.

Um die Demo-Kosten wird wahrscheinlich die Regierung noch stärker ins Sozialsystem hineinschneiden, weshalb aus der Devise "Gegen Sozialabbau!" aus Kostengründen ein realpolitisches "Für mehr Sozialabbau, um die Demokosten zu finanzieren!" wird.

Und das Ganze hatte auch einen unpolitischen Aspekt: viele Demoteilnehmer fanden die Plakate und die "Politisiererei" mehr oder weniger blöde, und wollten nur an der anschliessenden Punk-Dance-Party teilnehmen.

"Antifa Hooligans", erschienen auf Mad Butcher Records, dem "verrückter Metzger"-Plattenlabel; auf vielen "antifaschistischen" Demos zu hören.

Eine Antifa, die sich mit Hooligans und verrückten Metzgern vergleicht, hat vielleicht irgendwie etwas ehrliches ....

*Der Philosoph Rudolf Burger prägte im Jahr 2000 den Begriff "antifaschistischer Karneval" für den "Widerstand" gegen die schwarz-blaue Regierung.

Auch das Vorfeld der Demo war grenzwertig: da ca. 80% der Österreicher und -innen zumindest einen Vorfahren bzw. eine Vorfahrin haben, der/die auf welche Art auch immer in den Nationalsozialismus verstrickt war, können diese ca. 80% als "Erben des Nationalsozialismus" bezeichnet werden.

Ein Slogan "Gegen die Erben des Nationalsozialismus" bedeutet so gesehen "Gegen 80% der Österreicher und Österreicherinnen". Man kann allerdings argumentieren: so war es nicht gemeint. Und weil es so nicht gemeint war, wäre eben "Gegen die FPÖ" der bessere Slogan gewesen. Aber auch der weniger spektakuläre. Und es ging offensichtlich eher um das Spektakel, darum, mithilfe einer möglichst schrecklichen Vision (eben dem Nationalsozialismus) Stimmung zu machen. Falls es den Organisatoren darum gegangen sein sollte, die Landtagswahlen in Niederösterreich zuungunsten von ÖVP und FPÖ zu beeinflussen, so scheint das nicht gelungen zu sein: die ÖVP verteidigte eine absolute Mandatsmehrheit, die FPÖ legte relativ stark zu.

D. Knoflach

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mike.thu

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