Über Morddrohungen, SM-Fesselspielchen, Seile und Sorgfaltspflicht

Einerseits vertretbar: Sigrid Maurer wurde verurteilt, weil sie ohne Beweise Anschuldigungen gegen einen Lokalbesitzer erhoben hatte, was nicht der journalistischen Sorgfaltspflicht entspricht, die sie als Twitterin an den Tag hätte legen sollen.

Aber andererseits ist dieses Urteil nicht vertretbar: wieso dürfen Zeitungen der Fellner-Männer das, was Sigrid Maurer nicht darf, nämlich ohne Sorgfaltspflicht skandalsierende und grottenschlecht recherchierte und aufbereitete Artikel bringen ?

Eine der Hauptsendungen in der heutigen Ausgabe von "Österreich", hätte ich fast gesagt, weil der Auftritt so fernsehhaft ist wie eben die "Bild"-Zeitung, die das Bildhafte und Fernsehähnliche schon im Namen trägt, ich korrigiere, einer der Hauptartikel in der heutigen Ausgabe von "Österreich" ist: "Nach Skandalurteil: Morddrohungen gegen Sigrid Maurer!"

Der Skandal ist wohl eher die Schlagzeile. Wozu bitteschön kann man ein Seil verwenden ???? Ja, man kann es - wie am Galgen - zur Tötung eines Menschen verwenden, aber man kann es auch z.B. verwenden für die sogenannte Hängebondage, für Fesselspielchen mit anschließendem Sex. Genau wie man sich selbst erhängen kann und dadurch töten, genauso kann man sich selbst in Hängebondage bringen, weshalb der Spruch "Tu dich bitte weghängen" kein eindeutiger Selbstmordaufruf ist. Ähnliches gilt für das Weihnachts-Seil.

Ja, das scheint männlicher Grant und Zorn dahinter zu stecken, hinter diesen Postings, aber hier von eindeutiger Mordabsicht zu sprechen, erscheint extrem weit hergeholt. Und die einzige Wahrheit hinter den angeblichen "Morddrohungen" könnte sein, dass ein Morddrohungs-Artikel sich besser verkauft, als ein Artikel mit Fesselsex. Allerdings wird dadurch auch ein Lagerkonflikt vertieft, um der Verkaufszahlen willen, wird ein politisches Klima durch Medien erzeugt, in dem Mord wahrscheinlicher wird. Ein Klima, in dem Attentate von Feministinnen auf Männer erfolgen könnten, wie das von Valerie Solanas auf Andy Warhol, wird dadurch wahrscheinlicher und rückt näher, und das alles um der Verkaufszahlen willen; das ist neoliberaler Kapitalismus, der über Leichen geht, noch dazu durch ein Linksmedium, das vom Wiener Bürgermeister Ludwig (SPÖ) bzw. den Wiener Linien gerade Riesenförderung erhielt in Form eines Millionen-Vergleichs.

Oder sieht das Medium "Österreich" den Skandal in diesem Urteil darin, dass es selbst jede Sorgfaltspflicht verletzen darf, hingegen Sigrid Maurer nicht ???

Sigrid Maurer rühmt sich ja auf ihrem Twitter-Auftritt, "tendenziell erbarmungslos" zu sein, und Männer erbarmungslos und übertrieben zu kritisieren. Wieso ist dann eine ähnlich erbarmungslose Behandlung in ihrem Fall nicht erlaubt ?

Umgekehrt kann man die Tatsache, dass Sigrid Maurer sich selbst als erbarmungslos bezeichnet, als Einladung an Sadomasochisten und Switcher (das sind die, die abwechselnd sadistisch und masochistisch tätig sind) betrachten, auch sie erbarmungslos zu behandeln, womit sie dann selbst mitschuld an den Botschaften wäre, die sie erhielt.

Sigrid Maurer: bezeichnet sich selbst als "erbarmungslos" und beschwert sich dann, die logischen Reaktionen zu bekommen ? Geht´s noch ? Irgendwie so wie ein Geisterfahrer, der sich beschwert, auf der Autobahn wären Tausende Geisterfahrer ....

Sigrid Maurer war ja angeblich Wissenschaftssprecherin und hätte als solche besser als 99.9% der Bevölkerung über Viktor Krafft-Ebing (der auch und sehr wesentlich in Österreich arbeitete und lehrte) und sein Buch "Psychopathia sexualis" bescheid wissen können, vielleicht sogar sollen, was einen zum Gedanken anregt, dass es nicht nur eine journalistische, sondern auch eine wissenschaftliche Sorgfaltspflicht geben sollte.

Gerade das Medium "Österreich" war ja in letzter Zeit häufiger in Diskussion, z.B. wegen des Deals zwischen den Wiener Linien (mit ihrem Naheverhältnis zur Wiener SPÖ) und "Österreich", was Zeitungsständer, Verschmutzung und generelle Mediendominanz, etc. betrifft.

Der Stil von "Österreich" ist oft skandalisierend, aber auf der anderen Seite war "Österreich" meiner Wahrnehmung nach die einzige Zeitung, die über die Kosten von Meghan Markles Schmuck berichtet hatte, und vielleicht ist es ja genau das, was die "Krone" dazu bewegte, "Österreich" als "Krawallblattl" zu bezeichnen, was die "Presse" dazu bewegte, "Österreich" als "Niveau-Limbo" zu bezeichnen. Ja, "Österreich" ist oft "Krawallblattl" und "Niveau-Limbo", aber andererseits ist es oft "Österreich", das als einziges gewisse wichtige Wahrheiten bringt.

Gerade in der Frage des sehr manipulationsverdächtigen ersten Bundespräsidentschaftswahlgangs war es genau "Österreich" gewesen, das die manipulativsten Umfragen brachte, die zahlreiche taktische Wähler und -innen in die Irre führten, sodass sie statt der bevorzugten Griss Van der Bellen wählten, weil sie wegen der Medien und Umfragen gleubten, nur Van der bellen könne Hofer besiegen, nicht Griss.

Mit der Medienvielfalt ist das irgendwie so wie mit dem "Gleichgewicht des Schreckens" im Kalten Krieg: ein Sieg des einen Lagers und seiner publizistischen Fortsätze ist genausowenig zu erwarten wie einer des anderen, und um die potenzielle Grausamkeit der Linkspresse zu kompensieren, braucht man eben die potenzielle Grausamkeit der Rechtspresse und umgekehrt; aus der "mutually assured destruction" ("wechselseitig garantierte Zerstörung" )wird eine "mutually assured defamation" ("wechselseitig garantierte Verleumdung" ); MAD (verrückt) ist das eine Gleichgewicht des Schreckens wie das Andere.

Eines der großen Mysterien in diesem Fall, dass keine Frau bzw. keine mir bekannte Frau erkannt hat, bzw. erkennen konnte, dass man aus dieser Niederlage für Maurer einen taktischen PR-Vorteil für Frauen machen kann, indem man darauf hinweist, dass die Urteile in diesem Fall sexistisch sind, dass Maurer als Frau sorgfältig sein muss, während die Fellner-Männer völlig unsorgfältig und skandalisierend schlagzeilen dürfen.

Der Begriff der "Schlagzeile" hat übrigens auch eine Kompatibilität mit dem Sadomasochismus.

Es gibt zahlreiche SM-Journale und -Nachrichten, die sich "Schlagzeilen" oder so ähnlich nennen, und die Nähe von Journalismus und Sadismus, von Medienmacht und Sadistenmacht ist offensichtlich noch niemandem aufgefallen.

Vielleicht deswegen, weil die SM-Szene eine Untergrundszene ist, die das Licht der Öffentlichkeit scheut, die vielfach vermummt an der Regenbogenparade teilnahm.

So, und bevor jetzt irgendwer die "Skandal!"-Keule auspackt, füge ich noch schnell hinzu, dass ich natürlich konsensuellen, also einvernehmlichen Sadomasochismus meine, und immer gemeint habe, oder vielleicht nicht ? (laut österreichischer Judikatur ist übrigens nur geringfügige Körperverletzung einwilligungsfähig und konsensfähig. "Einwilligung" in schwere Körperverletzung und Tötung ist nicht rechtskräftig)

Beim Prozess zwischen Sigrid Maurer und dem Lokalbesitzer ging es auch um ein Posting, das den Text "Willst Du meinen Penis essen, als wäre er eine Schlange ?" oder so enthielt.

Der Vergleich zwischen Penis und Schlange kann auch verstanden werden als Bezug auf das Schlange-Adam-Eva-Gleichnis in der Bibel, der Genesis, um genau zu sein: gleichsam-feministisch interpretiert steht die Schlange beim biblischen Verbotenen-Apfel-Essen und der darauffolgenden Vertreibung aus dem Paradies für den Penis und den männlichen Sexualtrieb; laut dieser Interpretation ist es der männliche Sexualtrieb, der Eva verführt, bzw. bedrängt, die dann wieder Adam verführt, den verbotenen Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen und ebendeswegen aus dem Paradies vertrieben zu werden.

Bibelstelle zum "Sündenfall": Genesis 3; "Schlange" bzw. "Männlicher Sexualtrieb" wird hier beschrieben als "listig" nd betrügerisch; es ist auch die Rede vom "Samen der Schlange" bzw. metaphorisch vom "Samen des Penis".

Siehe auch:

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/hexenverbrennung-inquisition-und-religionenkrieg-46142

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