Wieder bescheuerter Anti-Erdogan-Shitstorm in Österreich ?

https://www.vol.at/wahlkampf-in-der-tuerkei-erdogan-schickte-wiener-schuelern-briefe/5821100

http://www.heute.at/politik/news/story/Erdogan-Briefe-Wiener-Schule-Fassmann-Fake-Letter-Echtheit-pruefen-58550306

http://www.oe24.at/oesterreich/politik/Unfassbar-Erdogan-schickt-Wahl-Briefe-an-Wiener-Schueler/337046854

https://www.sn.at/politik/innenpolitik/aufregung-um-erdogan-wahlbriefe-an-wiener-schulen-29113195

Ich stimme Minister Faßmann zu, dass eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass es sich bei diesen Briefen um Fakes handelt.

Und zwar aus folgenden Gründen:

1.) Der laut Übersetzungen im Brief enthaltene Textbestandteil "starke Türkei" ist durchaus ambivalent: im Nahen Osten existiert einerseits ein gewisser Machismo, der so interpretiert werden kann, dass der Mann Erdogan besser die "starke Türkei" repräsentiere als die Frau Meral Aksener.

Aber andererseits hat sich (der Sunnit) Erdogan mit seiner sehr geringen Unterstützung für die syrischen Sunniten (also seine Glaubensbrüder) im Syrienkrieg ganz und gar nicht so verhalten, wie das einer "starken Türkei" entsprechen würde.

2.) Laut Übersetzungen ist das Ziel des Briefes "Neuanfang", aber Erdogan, der seit langem regiert, wiederzuwählen, ist absolut kein Neuanfang. Vielmehr wäre es Neuanfang, irgendwen anderen als Erdogan zu wählen.

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Es fehlt nur noch die Schlagzeile: "Erdogan zeigt Hitler-Gruss"

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Fake News in Österreichs wichtigsten Medien: ein dubioser Brief wird Erdogan zugerechnet, obwohl in der Tat - wie Minister Fassmann betonte - ernsthafte Zweifel an der Urheberschaft bestehen.

Und was auch erstaunlich ist, dass viele österreichische Medien in ihren Online-Ausgaben ganz anders berichten als in ihren physischen Ausgaben, also in ihren Papierzeitungen.

Selbst, wenn der Brief von Erdogan, bzw. der AKP oder einer ihrer Vorfeldorganisationen käme: es stellt sich die Frage, ob es nicht nur ehrlicher und transparenter wäre.

Natürlich ist rein theoretisch Politik an Schulen verboten, aber Lehrer und Lehrerinnen sind natürlich auch keine Trottel, und finden 1000 Wege, dieses Verbot zu umgehen. Oder sie werden selbst Opfer von politischen Manipulationstechniken, die so raffiniert sind, dass sie sie nicht durchschauen.

Ich selbst habe in der achten Klasse Gymnasium bei einer Schularbeit einen literarischen oder quasi-literarischen Text zur Interpretation vorgelegt bekommen, und ihn haargenau so interpretiert, wie die Lehrerin das wollte; und ich bekam ein "Sehr gut" dafür. Allerdings war die Interpretation Unsinn, wie ich erst Jahre später im Rahmen eines Geschichtsstudiums bemerkte.

Gerade bei Unterricht und auch bei Geschichtswissenschaft besteht sehr viel Manipulationspotenzial im Weglassen von mißliebigen Fakten oder im Überbetonen von Fakten, die der eigenen Ideologie oder der Ideologie des politisch Vorgesetzten, der Bundes- oder Landesregierung entgegenkommen.

Ein Beispiel dafür ist in Österreich, wie das Linzer Programm der SPÖ von 1926 aus den Büchern fast verschwunden ist.

CC BY SA 3.0 / zug.gem. Haber Medya Grubu https://de.wikipedia.org/wiki/Meral_Ak%C5%9Fener#/media/File:Meral_Ak%C5%9Fener.jpg

Meral Aksener von der Ili Parti, die die erste weibliche Innenministerin der Türkei war und sich von der MHP abspaltete.

Für ein islamisch-dominiertes land gab es in der Türkei erstaunlich viele Politikerinnen in Spitzenpositionen, z.B. Tansu Ciller, Premierminsiterin in den 1990er Jahren, deren Partei dann aber später an der (sehr hohen) 10-Prozenthürde scheiterte.

Ministerio de la Presidencia. Gobierno de España (Pool Moncloa) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ee/%28Tansu_%C3%87iller%29_Rueda_de_prensa_de_Felipe_Gonz%C3%A1lez_y_la_primera_ministra_de_Turqu%C3%ADa._Pool_Moncloa._16_de_noviembre_de_1995_%28crop

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Margaretha G

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Dieter Knoflach

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