Auf dem Olymp und anderswo

Dem Planeten sind die Menschen lästig geworden. Sie trampeln auf ihm rum, atmen zuviel, saufen und fressen wie verrückt, ramponieren die Umwelt und randalieren hirnlos durch seine ausgeklügelte Ökologie. Der Weltgeist, der zu Zeiten Goethes noch damit beschäftigt war, an der Gottheit lebendigem Kleid herum zu fummeln, wird vom Planeten aufgeweckt und ist nach kurzer Schilderung der Verhältnisse ziemlich erbost.

"Was tun?" fragt er Zeus, den schon jahrhundertelang arbeitslosen Gottvater, und setzt ihn über die Lage ins Benehmen. "Mhm", brummelt der, "Moment", und beschließt die Blitzreinigung seiner Zähne.

"Also", hebt Zeus mit rollendem Donnergrollen an zu sprechen und legt seine Tesla-Spule beiseite. "Ich weiß auch nicht" sagt er und furzt einen Blitz, der ein paar herumstehende Säulenheilige zermalmt. "Ich bin ja nicht für alles zuständig, nur für Europa, und die alte Schlampe ist nicht mehr begattungsfähig. Allerdings", seufzt er, "ist sie die beste Schnalle meines Lebens, und ich sehe weit und breit kein Weibsvolk, mit dem Helden zu zeugen wären, die den Laden richten könnten. Mit ihr aber auch nicht, sie ist dement und entwickelt seltsame Spleens. Neuerdings fängt sie an am Hungertuch zu nagen."

"Wie steht es um dein restliches Personal?" fragt der Weltgeist. "Was machen Poseidon, Hera, Hermes, Aphrodite, Hephaistos, um nur ein paar zu nennen?" - "Laß Hera in Ruhe" erwidert Zeus, "man soll keine schlafende Hekate wecken, wie das Orakel sagt. Hera pennt, und so ist sie mir am liebsten. Poseidon habe ich angewiesen, die Meere schwellen zu lassen, aber der Schlack wälzt sich träge in seinen Betten und ist so langsam und begriffstutzig, daß er nur alle 800 Jahre ein Wort aus einem Satz von mir versteht, und so neumodisch Zeugs wie CO2 überhaupt nicht. Die Anderen..."

Er überfliegt einen Bericht und donnert leise: "Aphrodite ist im Silicon Valley und betreut Kopulations-Ablichtungen. Hephaistos ist nach einem kurzem Gastspiel in Schottland ins Pentagon gewechselt. Hermes ist in China, dort kann er nach Herzenslust kaufläuten und klauen, aber seine Berichte sind seit dem unleserlich, voll seltsamer Symbole. Zusammenfassend", sagt er, die Stimme hebend, "bedaure. Mit dem Trupp ist nichts zu stemmen".

"Herrjeh" sagt der Weltgeist, "kann nicht Demeter Europa etwas unter die Arme greifen..." - "Nein", spricht Zeus, "die ist gerade damit beschäftigt die Niederlande zu schurigeln. Ich glaube die Prototypen sind besser geeignet. Wende dich nach Osten - vom Osten kommt das Licht" schließt er und kratzt sich mit der Tesla-Spule den Rücken.

Im fernen Sarmakand vollenden Kali und Lao-Tse ein Techtelmechtel, als der Weltgeist eintrifft. Der alte Weise vom Berge hört sich alles an, zwirbelt seinen Ho-Chi-Minh-Bart und blinzelt listig schlitzäugig. "Man muß nur die rechten Weisheiten verbreiten" sagt er schließlich. "Früher schrieb ich einmal: Guter Kämpfer kämpft nicht. All-So" fügt er hinzu, "guter Ficker fickt nicht". Kali kichert.

Der Planet ist zufrieden und rotiert gelassen. Der Weltgeist schickt seine Helfer in die Chip-Welt. "Mit diesem Quatsch", murmelt er, "mach ich die elende Brut fertig."

Dem Russen ist das alles egal.

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SusiK

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