Ein Gedanke macht sich unaufhaltsam und mit einer schier unfassbaren Selbstverständlichkeit in mir breit, während ich auf dem Tappeinerweg über Meran entlang schlendere. Unterbrochen wird mein entspanntes Gehmeditieren bloß von den vereinzelten „Guten-Morgen“-Grüßen an die sportlichen Südtirolerinnen und Südtiroler, die zu früher Stunde an mir vorbei laufen. Es ist dieser eine Gedanke, der mich nicht nur auf den dreieinhalb Kilometern der Meraner „Haus- und Hofrunde“ über der Stadt begleitet, sondern der mich seit meiner Ankunft nicht mehr loslässt: Du machst ganz schön viel richtig, Meran(er Land)!

Er war schon da, als ich vor ein paar Monaten erfahren hatte, erneut nach Meran zu müssen. Erneut, denn ich war vor zwei Jahren schon einmal in der Südtiroler Stadt.

„Wann kommst du wieder?“, diese Frage höre ich als Reisende ständig. Von Menschen, deren Land, Region, Stadt ich gerade besuche und die mich damit genauso klar wie deutlich ermuntern, doch meine Begeisterung dafür in aller notwendigen Deutlichkeit kund zu tun. „Natürlich komm ich wieder, immer wieder. Am liebsten gleich morgen“. Oft denke ich, dass die Menschen genau diese Antwort hören wollen.

Hören sie aber nicht.Zumindest nicht von mir.

Ich bin nämlich keine, die gern wiederkehrt, die einen Ort immer und immer wieder besuchen muss, weil sie nicht genug davon bekommt. Die ständig dieselben Plätze erleben möchte, allein schon wegen des guten Gefühls des Altbekannten und Gewohnten.Ich bin eine, die lieber Neues erlebt. Die sich vom Unbekannten, Unerwarteten, Anderen überraschen lässt. Der die Welt nicht groß genug ist (und doch wieder zu groß). Die sich nicht entscheiden kann, welchen Fleck auf der Landkarte sie als nächstes erkunden möchte.

Wiederkommen?! Muss in der Regel nicht sein. Mit Ausnahmen.Meran ist eine solche. Da werde ich gern zum Wiederholungstäter.

Daran ändert auch die zehnstündige Zugfahrt nichts, die durch dreimaliges Umsteigen in aller Herrgottsfrüh sicher kein Vergnügen ist (und das bei nur 650 Kilometer). Die ist spätestens dann vergessen, wenn ich meinen ersten Macchiato im Café des Designhotel ImperialArt mitten im Zentrum Merans schlürfe und dabei die Menschen beobachte, die in ihrem Sprachgemisch aus sprühendem Italienisch samt obligater Gestik und deutsch-rauem Dialekt den neuesten Tratsch austauschen. Wenn ich mich in die Hinterhöfe und engen Quergassen der wuselnden Laubengasse verirre, um mal hier, mal dort staunend kreative Läden, grüne Oasen oder versteckte Cafés, vor allem aber eine überraschende Ruhe zu finden. Wenn ich auf den kilometerlangen Wegen entlang der Passer schlendere und garantiert an jeder Brücke stehen bleibe, um mit verklärtem Blick in die Berge hochzuschauen. Wenn ich samt einer Kugel Feigen-Eis von der Gelateria Costatin an der Passer-Terrasse sitze und meine müden Beine ins erfrischende Nass hängen lasse. Wenn ich bei den Bauernmärkten dem Duft von hausgemachten Marmeladen, frischem (Rüttel)Brot oder herzhaftem Käse nicht widerstehen kann. Oder wenn ich hinaus fahre ins Erlebnis Kränzelhof, mich im Reben verwachsenen Labyrinth verirre, den kleinen, mit südtirolerischen Gebetsfahnen umringten Hügel hinaufsteige, auf die umliegenden Weinberge schaue – oder mich einfach nur auf die Holzschaukel setze.

Ja, dann lässt mich der Gedanke einfach nicht los: Du machst ganz schön viel richtig, Meran(er Land)!

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fischundfleisch

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Daniela Köster

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irmi

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