Ohne Kampf verliert Europa unsere westlichen Werte; die Legende von den christlichen Werten

Zwischen autoritär-kollektivistischen Wertesystem in Asien (China, etc..), dem autoritär russischen System aber auch zwischen Amerika und Europa gibt es tiefgreifende Meinungsunterschiede über die Werte unserer Gesellschaft, wie die Todesstrafe oder fehlende soziale Verantwortung des Staates in den USA.

Noch größer wird unsere Herausforderung, wenn wir mit islamistischen Migranten (Flüchtlingsströmen) konfrontiert werden, die in Systemen sozialisiert wurden, wo es keine Trennung zwischen Kirche und Staat gibt (Scharia)

Was verstehen wir unter westlicher Wertegemeinschaft?

Jene Werte, die die westlichen Demokratien trotz allem Trennenden verbindet:

o die unveräusserlichen Menschenrechte,

o die Herrschaft des Rechts und Gleichheit vor dem Recht,

o die Gewaltenteilung und Kontrolle ("checks & balances";),

o die Volkssouveränität und die

o repräsentative Demokratie oder das schweizer Modell mit mehr "direkter Demokratie".

o kultureller Pluralismus

Jedenfalls nicht der westlichen Wertegemeinschaft und daher kompromisslos zu bekämpfen sind:

o Sklaverei,

o Kolonialismus,

o Diskriminierung von Frauen,

o Ehrenmorde,

o Kastensystem in Indien

o Diktaturen, Oligarchien und faschistische Systeme (=Rechtspopulismus)

In Europa hat sich erst seit der Aufklärung (Renaissance) langsam mit Rückschlägen eine demokratische Wertegemeinschaft gebildet.

Die Trennung von geistlicher und weltlicher, dann von fürstlicher und ständischer Gewalt hat erst jene Freiheitstradition entwickeln können, aus der die moderne Gewaltenteilung entstand.

Und nur Teile des alten Okzidents nahmen teil an jener transatlantischen Menschenrechts-Revolution, die auf britischem Kolonialboden in Nordamerika mit der Virginia Declaration of Rights vom 12. Juni 1776 begann und 13 Jahre später, 1789, mit der Französischen Revolution den europäischen Kontinent erreichte.

Die Geschichte des Westens war seitdem eine Geschichte von Kämpfen um die Aneignung oder Verwerfung der Ideen der beiden Revolutionen des späten 18. Jahrhunderts, der Amerikanischen und der Französischen Revolution. Gleichzeitig war sie aber auch eine Geschichte von Verstössen gegen die eigenen Werte (Sklaverei, Kolonialismus, Neokolonialismus und Imperialismus, Diskriminierung von Frauen und Besitzlosen) und eine selbstkritische Geschichte permanenter Lernprozessen.

Die westlichen Demokratien tun gut daran, nicht mehr zu versprechen, als sie halten können. Keine von ihnen war in der Lage, auf ihrem Territorium die Menschenrechte für alle Welt zu verwirklichen. Das gilt es auch in der heutigen Asyl- und Flüchtlingsdebatte zu beachten. Auf dem Papier gelten die unveräusserlichen Menschenrechte seit der globalen Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die UNO 1948 . In der Praxis sieht das leider anders aus.

Zwischen Amerika und Europa gibt es tiefgreifende Meinungsunterschiede über die Todesstrafe, das viel weitergehende Gewaltmonopol des Staates und seine soziale Verantwortung. Es geht um unterschiedliche Auslegung gemeinsamer Werte.

In unzähligen anderen Staaten der Welt werden die Menschenrechte missachtet, ja vielfach brutal unterdrückt.

Westlicher Kulturimperialismus:

Man hört auch Meinungen, dass die westlichen Werte nur gut für die westliche Welt seien, nur für sie. Andere Kulturen hätten eben andere Werte, und das solle man respektieren. An die Überlegenheit der eigenen Werte zu glauben und diese weltweit zu propagieren, sei ein Ausdruck von westlichem Kulturimperialismus.

Jedoch Länder wie Südkorea, Taiwan und die Mongolei haben sich sehr wohl zu funktionierenden pluralistischen Demokratien entwickelt.

Islamische Welt bedrängt die europäischen Werte:

Solange sich islamische Staaten der für den Westen selbstverständlichen strikten Trennung zwischen göttlichen und irdischen Gesetzen widersetzen und die Menschenrechte allenfalls nach Massgabe der Scharia gelten lassen, können sie sich in der Tat nicht zu pluralistischen Demokratien entwickeln. Marokko oder Tunesien zeigen, dass eine Überwindung solcher überlieferter Vorstellungen möglich ist.

Der Westen kann seine Werte niemandem aufzwingen.

Er muss aber immer für sie eintreten, und er kann das glaubhaft nur dann tun, wenn er sich selber an sie hält und mit seinen Abweichungen von den eigenen Normen selbstkritisch ins Gericht geht. Westliche Demokratien müssen versuchen, auch mit autoritären offensichtlich nicht für Demokratien empfänglichen Regimen irgendwie klarzukommen (=Realpolitik genannt).

Welchen Kampf müssen wir gleich an mehreren Fronten führen zur Erhaltung unserer demokratisch westlichen Werte:

o Wir müssen unserer Solidarität für Vorkämpfern der Menschen- und Bürgerrechte bekunden, die auf die Überwindung der repressiven Verhältnisse in anderen Staaten hinarbeiten.

o Wir müssen schliesslich denen entgegentreten, die, wie die national-populistischen Bewegungen der Gegenwart, mit ihren Forderungen hinter die politischen Konsequenzen der Aufklärung zurückfallen und die Universalität der Menschenrechte (Meinungsfreiheit, Rechtsstaatprinzip, Gewaltenteilung, Pluralismus, Menschenwürde, etc.) zunehmend in Frage stellen.

o Wir müssen die Globalisierung auch dazu nutzen, nicht nur wirtschaftliche Erfolge zu haben, sondern auch auf dem Gebiet der Menscgenrecht Fortschritte zu machen.

Last but not least möchte ich noch mit einer herrschenden Legende aufräumen: "Die christlichen Wurzeln Europas". Ohne Zweifel hat die christliche Religion massiv die europäische Gesellschaft Jahrhunderte geprägt, am finstersten im theologischen Mittelalter.

1) Ein erstes Mal entsteht Europa, als im klassischen Athen das Wort des Bürgers und die Sprache der Vernunft an die Stelle der Mythologie und Dominanz con Religionen getreten ist.

2) Ein zweites Mal entsteht Europa mit dem Privat-und Staatlichen Recht, welches großteils eine Kodifizierung und Rezeption des römischen Recht ("Codex Iuris Canonici" ). Die Römer hatten eine funktionierende, politische und Verwaltungsordnung (Rechtsstaatsprinzip). Als ich meine "Römisch Recht"- Staatsprüfung auf der UNI absolvierte, musste ich noch lateinische Digesten (=Gesetzesstellen) aus dem "Codex Iuris Canonici" übersetzen und interpretieren.

3) Und ein drittes Mal wird Europa geboren durch die Aufklärung, Renaissance und Französische Revolution, als sich in humanistischer Empörung über den feudalistischen Dünkel einer kirchlich-weltlichen 'Elite’ (Klerus, Adel, Feudalherren) eine philosophische Gegenwelt bildet und in Paris die fortschrittlichsten Denker Europas dafür sorgen, daß der tödliche Kirchenbann einem neuen Selbstbewusstsein des Bürgers weichen müsse.

Die Aufklärung, der Höhepunkt europäischer Geistesgeschichte, leitet die Geburt der Revolution für mehr Freiheit und Menschenrechte ein.”

4) Von einem europäischen "Nichterbe" müssten wir gottseidank sprechen, weil für Papst Pius VI die für ihn “verabscheuungswürdigen Menschenrechte” ein Werk des Teufels waren, weil sie natürlich die Macht der Priesterkaste stürzten. In den “heiligen” christlichen Schriften kommen Begriffe wie “Denk-, Glaubens- und Meinungsfreiheit”, “Freiheit” oder “Menschenrechte” nicht vor.https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/1-legende-von-den-christlichen-wurzeln-europas-2-franziskaner-graz-20497

Wie immer, wir haben jedenfalls einen Mehrfrontenkampf zu führen, der den westlichen Demokratien viel mehr abverlangt, als derzeit passiert.

Der arabische Frühling (junge Demokratiebewegung 2012) ist zerbrochen. Die EU selbst kämpft mit Abspaltungstendenzen, wie BREXIT, Erstarken des Rechtspopulisten und damit wächst die Gefahr eines Wiedererstarkens faschistischer Strömungen und Konflikte unter den Staaten.

Merkel hat Europa und die Innenpolitik politisch durch die Flüchtlingskrise 2015/16 gespalten infolge der Merkel'schen "Gesinnungsethikpolitik einer Willkommenskultur" statt "Realpolitik" (Visegrad-u.Westbalkanländer), die für eine Begrenzung des Flüchtlingszustromes eintritt, um unser eigenes, soziales System und den Arbeitsmarkt nicht zu gefährden.

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

harke

harke bewertete diesen Eintrag 30.09.2016 15:24:08

Grummelbart

Grummelbart bewertete diesen Eintrag 30.09.2016 12:48:24

10 Kommentare

Mehr von EBgraz