Portisch:"Das Gewissen der Nation ist tot" - Sex und Sittenverfall auf den Dächern Wiens... - Farewell, Hugo!

screenshot oe24

"Ein schwarzer Tag für Österreich"

Mit dem Tod unseres Kollegen Portisch hat sich der letzte Glutschimmer innerhalb eines kulturellen und moralischen Riesen-Schwarzen-Lochs ausgeflackert... Auch die österreichischen Tendez-Medien spüren das: "Das ist ein schwarzer Tag für den Journalismus, für die Geschichtsschreibung, ja für ganz Österreich." (kurier)

Noch in der Nacht des 1. (!) April kombinierte ein beliebtes Printmedium zwei Schlagzeilen inklusive höchst divergierender Inhalte: Tod von Portisch und Sex-Orgie: "Ein Pärchen vergnügte sich" (just am Beginn des x-ten Corona-Hard-Lockdowns, und am Todestag des "Rolls-Royce des Journalismus" - krone) "über den Dächern Wiens - ohne Rücksicht auf eventuelle Zeugen." (oe24)

Ein mehrfacher Offenbarungseid:

Österreich: Eine "ORF-Seitenblicke-Gesellschaft"

"Die Österreicher lassen sich gerne sehen. Wer drin ist, ist in. Wer draußen ist, existiert nicht." (W. Lendl: "Darum nerven Österreicher", Piper, 2009)

"Jetzt hat alles seinen Tiefpunkt erreicht" (Thomas Bernhard: "Heldenplatz" )

"Und die Zeitungen schreiben Unrat. Es wird auch eine Sprache geschrieben, die einem den Magen umdreht. Die Zeitungsredaktionen in Österreich sind ja nichts als skrupellose partei-orientierte Schweineställe. Bei dieser stumpfsinnigen Leserschaft, welche die anspruchs-loseste Europas ist. Was wir in den Zeitungen suchen, ist der Abschaum." (Bernhard)

"Portisch hat uns die Welt ins Wohnzimmer gebracht" (Grüner

Vizekanzler Kogler)

Kogler schwant es fürchterlich...: Es sei "eine Instanz der politischen Aufklärung tot". (Kogler, standard) Wie einsam es um Kogler geworden sein muss, spürt auch der (über jene typisch österreichische vulgär-frivole Burschi-Kosität nie hinausgewachsene)...

https://images02.oe24.at/Unbenannt-2.jpg/768x384Crop/413.006.806

Kogler bei Maccie

https://noe.orf.at/v2/news/stories/2961019/

Deix-Karikatur

...zweite Polit-Mann im Staate Österreich...: Denn diese Aufklärung "habe man verloren, bedauerte der Vizekanzler". (standard). Denn niemand erklärt dem Kogler jetzt die Welt mehr, nämlich im Sinne einer Kindergarten-Pädagogik: Portisch konnte nämlich "die komplexesten Dinge einfach erklären" (Kogler) - Insofern aber ist Österreich bis zum Rand voll geblieben mit Menschen, die anstatt selbst, für sich denken lassen: "Alles für. Nichts durch das Volk." (Kaiser Josph II)- Doch hatten schon Ebenbürtigere vor Kogler mit der Undurchsichtigkeit der Welt irre Probleme:

"Es ist alles kompliziert" (SPÖ-Ex-Bundeskanzler Fred Sinowatz)

Waren das die drei letzten Aufklärer in Österreich? Ingeborg Bachmann ("Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar." ), Thomas Bernhard ("Letzen Endes kommt es nur auf den Wahrheitsgehalt der Lüge an." ) sowie SPÖ-Ex-Bundeskanzler Kreisky: "Die Wahrheit muss man den Menschen doch sagen." (Marke 2,35)

Bisher warten wir immer noch, seit Jahrzehnent auf ein großes Versprechen von Bruno Kreisky...

"Die nächste Regierung muss eine Regierung von Persönlichkeiten werden." (Kreisky)

Sinowatz jedenfalls war damals geradezu ergriffen gewesen: Kreisky habe damals eine "Pressekonferenz" mit jenem Satz eröffnet: "Und die anwesenden Journalisten haben dann den Kopf gehoben. Das war dann das Ergebnis. Es hat überhaut nichts mehr geben müssen.... `Eine Regierung von Persönlichkeiten´. Aber Kreisky hat es verstanden, das richtige Wort zu finden." (Sinowatz, ab Marke 3,00)

Sowas entsetzt natürlich selbst hart gesottene österreichische System-Journalisten... Dabei wusste natürlich auch Sinowatz...:

"Und Kreisky hat oft dabei übertrieben." (Sinowatz

Bei der "Energiekrise 1973 hat er vorgeschlagen: Dass die Österreicher sich nass rasieren sollten. Das hat überhaupt keine Ersparnis gebracht... Aber: Es war plastisch. Es war für die Österreicher erkennbar, was er gemeint hat. Nicht? (Sinowatz, ab Marke 3,00)

Ob das ein Beitrag zur österreichischen Aufklärung war? "Nassrasur zur Lösung der Energiekrise" ? - Thomas Bernhard war da schon weiter...

"Überall sitzen diese Idioten." (Bernhard)

"Bei uns wird alles nur parteipolitisch besetzt. Die Leute können gar nicht beschränkt genug sein, um auf die höchsten Posten zu kommen. " (Bernhard: "Heldenplatz" )

Und auch die Aufklärungs-Postille des Älpler-Abendlandes, DerStandard, hat mittlerweile nach einem Jahr grüner Mitregierung jede Hoffnung fahren gelassen: "Österreich ist ein erschreckend korruptes und verhabertes Land. Es werden Freunderl in Positionen gehievt, und so wird die Republik kontrolliert. Das System reicht von Managementposten bis tief hinein in das Schulwesen. Das war so. Das ist so." (standard) (Hier meine Analyse: "Parteibuch-Wirtschaft und Kuschelpädagogik" )

"Ein verlogener Weg des Staatsopportunismus" (Bernhard)

Hugo Portisch war (gemessen am österreichischen Underlevel- Journalismus) eine überdurchschnittliche Ausnahmeerscheinung. Was sich auch daran zeigt, dass er "den gemeinsamen Plan" der beiden "Blockparteien" ÖVSPÖ, "ihn als Bundespräsidentschaftskandidaten aufzustellen", (kurier) ablehnte...

Letztlich reicht aber auch Portisch nicht an die welt-literarische Elite heran: "Was bleibt, stiften die Dichter." (Hölderlin) Wurde er doch "mit dem Karl-Renner-Preis, dem Österreichischen Staatspreis, der Goldenen Kamera und einer KURIER-Romy ausgezeichnet" (kurier) Denn:

"Künstlertum heißt in Österreich, sich dem Staat, gleich welchem, gefügig zu machen und sich von ihm aushalten zu lassen, lebenslänglich: Ein … verlogener Weg des Staatsopportunismus, der mit … Preisen gepflastert is. Und der in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof endet." ( Bernhard: "Holzfällen" )

"Vergesst mich!" (Portisch)

"Ich werde ja schon gefragt, was auf meinem Grabstein stehen soll... Die Antwort ist: ´Vergesst mich! Ich erhebe keinen Anspruch, die Leute auch noch nach meinem Tod zu belästigen.Ich habe auch nichts von dem, was ich getan habe, als große Tat angesehen. Sondern immer als ganz normalen Journalismus." (Portisch)

"Nachruf" (J.v. Eichendorff)

Farewell, Hugo! Denn: "Es ist alles lächerlich, wenn man den Tod denkt." (Bernhard)

"Du liebe, treue Laute,

Wie manche Sommernacht,

Bis dass der Morgen graute,

Hab’ ich mit dir durchwacht!

Die Täler, wieder nachten,

Schon sinkt das Abendrot,

Doch die sonst mit uns wachten,

Die liegen lange tot.

Was wollen wir nun singen

Hier in der Einsamkeit,

Wenn alle von uns gingen,

Die unser Lied erfreut’?

Wir wollen dennoch singen!

So still ist’s auf der Welt;

Wer weiß, die Lieder dringen

Vielleicht zum Sternezelt.

Wer weiß, die da gestorben,

Sie hören droben mich

Und öffnen leis’ die Pforten

Und nehmen uns zu sich." (Joseph von Eichendorff)

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