Die blutige Realität von „Soylent Green“ in Gaza

Die Menschenrechte – einst als universelle Schutzschilde gegen das Grauen der Geschichte gedacht – sind im Gazastreifen zu leeren Versprechen verkommen. Was in dystopischen Science-Fiction-Filmen wie „Jahr 2022 – die überleben wollen“ (Originaltitel: „Soylent Green“) als warnende Fiktion begann, ist heute Realität geworden. In Gaza stehen Menschen stundenlang in endlosen Schlangen, um ein Stück Brot zu ergattern, während über ihnen Drohnen kreisen und Soldaten auf sie zielen. Sie stehen da, ausgehungert, verzweifelt, mit Kindern an der Hand – und werden ohne Vorwarnung erschossen. Die Kugeln treffen sie, nicht weil sie eine Bedrohung darstellen, sondern weil sie am falschen Ort, zur falschen Zeit, am Leben sind.

Die Berichte überschlagen sich: Hunderte Tote, Tausende Verletzte, alle beim Versuch, Hilfsgüter zu erreichen – erschossen in der Hoffnung auf Nahrung. Soldaten sprechen offen von gezielten Schüssen auf Unbewaffnete, von Befehlen, die keinerlei Bedrohungslage voraussetzen. Ein völliger Zusammenbruch ethischer Grundsätze, ein moralischer Kollaps, der den Geist der Menschenrechte verhöhnt. Die Bilder gleichen jenen aus „Soylent Green“: Menschenmassen, die um Lebensmittel kämpfen, eine Gesellschaft, in der das Recht auf Leben und Würde nur noch für wenige gilt. Doch im Film bleibt der Horror Fiktion, in Gaza ist er Alltag.

Andere dystopische Werke wie „Children of Men“, „Die Tribute von Panem“ oder „Blade Runner“ zeichneten einst Szenarien, in denen der Wert des Lebens von Willkür, Gewalt und Ressourcenknappheit bestimmt wird. In Gaza ist diese Willkür zur politischen Praxis geworden. Die gezielte Anwendung von Schusswaffen auf Menschenmengen, die Blockade von Hilfslieferungen, die systematische Zerstörung der Lebensgrundlagen – all das sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die internationale Gemeinschaft hat reagiert: Der Haftbefehl gegen Netanjahu ist nicht nur ein Symbol, sondern eine notwendige Konsequenz angesichts der systematischen Missachtung des Völkerrechts.

Wer heute die Bilder von Gaza sieht, erkennt: Die Dystopie ist Gegenwart. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität sind verwischt. Menschenrechte – das Recht auf Leben, Nahrung, Schutz vor Gewalt – werden nicht mehr verletzt, sie werden ausgelöscht. Gaza ist zum Spiegelbild all jener Filme geworden, die uns einst vor der Zukunft warnten. Doch jetzt ist die Warnung verhallt, die Zukunft ist da, und sie ist blutig, hungrig, hoffnungslos.

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

3 Kommentare

Mehr von Embargobrecher