Wieviele Menschen in Deutschland kennen das "Ministerium für Transformation"?

Eigentlich ging es mir heute um die Aussagen unseres deutschen Wirtschaftsministers zur beruflichen Überlastung seiner Mitarbeiter.

"Habeck sagte am Donnerstag bei einem Kongress des Bundesverbands der Deutschen Industrie in Berlin: „Die Leute, irgendwann müssen die auch schlafen und essen.“ Er fuhr fort: „Es ist jetzt kein Scheiß, den ich erzähle: Die Leute werden krank. Die haben Burnout, die kriegen Tinnitus. Die können nicht mehr.“

Ich meinte, mich zu erinnern, daß er nach Amtsantritt viele Beamte im Wirtschaftsministerium austauschte, und gab daher "Habeck Wirtschaftsministerium Personal ausgetauscht" in die Suche:

Im Stern vom 08.01.2022:

"Der neue Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne), tauscht einem Medienbericht zufolge neben den Staatssekretären auch die Mehrheit der Abteilungsleiter seines Ministeriums aus. Habeck habe sechs der elf Abteilungsleiter gekündigt, berichtete die "Bild" (Samstagsausgabe). Ein weiterer, der bisher für Digitalisierung zuständige Abteilungsleiter Stefan Schnorr, wechselte bereits als Staatssekretär ins Bundesverkehrsministerium.

Dem Bericht nach bleiben nur die Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik, Europapolitik und Mittelstandspolitik. Ein weiterer wechselt an die Spitze einer anderen Abteilung im Ministerium."

Wenn "nur die Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik, Europapolitik und Mittelstandspolitik" geblieben sind, dürfte die "Energiepolitik" in den Händen einer von Habecks Neueinstellungen ohne Erfahrung liegen.

Und in der tagesschau vom 02.12.2021:

"Partei-Co-Chef Robert Habeck holt die Europaexpertin Franziska Brantner, Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner sowie den Klima-Experten Oliver Krischer als Parlamentarische Staatssekretäre ins neue Ministerium für Wirtschaft und Klima, wie eine Grünen-Sprecherin bestätigte."

Wer tatsächlich für Energiepolitik zuständig ist, erfährt man hier.

Lt. Visitenkarte:

"Werdegang

Seit dem 15. Dezember 2021

Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

Januar 2014 – Dezember 2021

Exekutivdirektor und Geschäftsführer von Agora Energiewende

2012-2013

Stellvertretender Direktor von Agora Energiewende

2007-2012

Referatsleiter im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

2001-2006

Referent Internationaler Klimaschutz sowie Persönlicher Referent des Staatssekretärs im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

1996-2001

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Interdisziplinären Institut für Umweltökonomie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Promotion zum Thema „Kommunale Energiepolitik"

Abschluss: Dr. rer. pol.

1993-1996

Studium der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sowie an der University of Cambridge (UK)"

Lt. Spiegel vom 23.09.2022 will Habeck jetzt - weil "Die Energiekrise und ihre Folgen beschäftigen die meisten Bundesministerien – doch das Wirtschaftsministerium wohl am meisten.", eine "neue Abteilung für Energiesicherheit und Wirtschaftsstabilisierung" einrichten, geführt von einem

"Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik und Ressortkoordinator Nachhaltigkeit im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ...

2013 – 2016 Unterabteilungsleiter Politische Planung im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie", also einem Mann mit Erfahrung.

Hoffen wir, daß er diese Erfahrung auch einbringen darf.

.

Was das alles mit dem "Ministerium für Transformation" zu tun hat?

Das erste Suchergebnis zum Personalaustausch war ein RND-Artikel vom 15.12.2021:

"Dass der der frische Vizekanzler es vielmehr zu einem Superministerium aufrüstet, zeigt sich schon an den Personalstellen: 176 neue Stellen will sich die neue Bundesregierung genehmigen. Das zeigt eine Vorlage des Finanzministeriums für den Bundestag, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Der Spitzenreiter ist mit insgesamt 28 neuen Stellen Habecks Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit seinen zwei Standorten in Berlin und in Bonn."

Obwohl also das "Superministerium" 28 zusätzliche Stellen erhielt, "Die können nicht mehr"?

Interessanter war noch die Einleitung des Artikels:

"Berlin. Als die neuen Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP noch hinter verschlossenen Türen verhandelten und sich zu Stillschweigen verpflichtet hatten, gehörte zu den wenigen Informationen, die an die Öffentlichkeit kamen, ein Ministeriumsname, den es zuvor noch nicht gegeben hatte: Die Grünen würden das Ministerium für Transformation beanspruchen, hatte man aus Grünen-Kreisen erfahren.

Doch erst seit die Verteilung der Ampelministerien verkündet ist, ist klar, welches Ressort mit diesem Arbeitstitel gemeint war – und wie ernst es den Grünen-Chefs und vor allem Robert Habeck mit dieser „Transformation“ wirklich ist: Denn das neue „Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz“, wie es seit Habecks Umbau künftig heißt, soll weit mehr leisten als das bisherige Ressort, das einen grünen Anstrich erhält."

Was ist nun diese "Transformation"?

"Agora Energiewende verfolgt seit 2012 das Ziel, akademisch belastbare und politisch umsetzbare Wege zur Transformation von Energie- und Industriesystemen in Richtung sauberer Energie zu entwickeln. Dabei orientieren wir uns an den klima- und energiepolitischen Zielen der Bundesregierung und der Europäischen Union sowie an den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Weltklimarats der Vereinten Nationen (IPCC)."

oder

"Klimaneutraler Verkehr braucht zwei Strategien: die Energiewende im Verkehr und die Mobilitätswende. Die Energiewende im Verkehr bedeutet die Umstellung von fossilen Kraftstoffen auf erneuerbaren Strom und auf Kraftstoffe, die nachhaltig mit erneuerbaren Energien hergestellt werden. Mit der Mobilitätswende steigern wir die Energieeffizienz im gesamten Verkehrssystem – durch Vermeidung unnötiger Verkehre, Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger (Bus, Bahn, Fahrrad, geteilte Fahrzeuge, Fußverkehr)"

= keine Pkws mehr.

Nun ja, ich schätze mal, der von Habeck zuerst/zuoberst eingesetzte Mann für Energiepolitik ist weniger interessiert an gesicherter Energieversorgung, sondern eher an der Versorgung mit der "richtigen" Energie, quasi einer "Energie mit Haltung".

Ein Kommentar in der NZZ bringt es auf den Punkt:

"Viele Klimaforscher verlangen, dass Europa auch dann besonders ehrgeizige Ziele verfolge, wenn der Rest der Welt nicht mitmache. So viel Blauäugigkeit mag in einem Traktätchen der Zeugen Jehovas oder einem Klimaurteil des deutschen Verfassungsgerichts angehen, nicht aber in einer Überlebensfrage der Menschheit. Denn in der Politik kommt es darauf an, das Gute nicht nur gewollt, sondern auch erreicht zu haben.

Wie bringt man also die internationale Gemeinschaft dazu, sich ausnahmsweise als Gemeinschaft zu verhalten? Das gelingt nicht mit abstrakten Klimazielen, sondern durch Kooperation und Konzessionen. Die Europäer bevorzugen jedoch Symbolpolitik, die den eigenen Kontinent zum Mass aller Dinge macht. Sie blenden dabei aus, dass niemand gezwungen werden kann, ihrem Weg zu folgen: nicht mit Verboten, nicht mit Sanktionen und schon gar nicht mit Verbalradikalismus. Am Ende zählt nicht das wohlige Gefühl moralischer Überlegenheit, sondern das konkrete Ergebnis – und das weltweit."

Und das war am 29.10.2021, also noch vor dem Krieg in der Ukraine.

Was bedeutet "Energie mit Haltung" in bezug auf günstige fossile Energie aus Rußland?

Verzichtet man haltungsbewußt, weil es aus Rußland kommt, oder verzichtet man haltungsbewußt, weil es eben nicht die "richtige" Energie ist?

Und wem nützt dieser Krieg, außer den Solar- und Windparkbetreibern?

Fragen über Fragen, und ewige Vernetzungen, welchen ich nicht weiter folge, da es einen verzweifeln läßt.

Was bleibt, ist ein grundsätzliches Mißtrauen in Institutionen, Wissenschaft und mediale Berichterstattung, und ein kleiner österreichischer Blogbetreiber, der mir die Möglichkeit gibt, ES mir von der Seele zu schreiben, und mich dadurch wieder zu beruhigen.

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