Draußen ist es noch grau, die Wiesen zeigen sich in einem tristen Grau-Braun, die Straßen sind durch Schneereste in einem noch hässlicheren Grau-Weiß gesprenkelt. Tritt man in einen dieser Schneehaufen, dann steht man mit etwas Pech bis zu den Knöcheln im Matsch.

Die Sonne lugt nur zaghaft durch die tiefhängenden grauen Wolken, die - man weiß es nicht genau - entweder Schnee oder Regen verheißen.

Ich wandere träge durch eine graue Parklandschaft, in der die Bäume ihre kahlen Äste fast hilfesuchend in die Luft recken.

Doch da - blinzelt ein weißes Köpfchen an einem anmutigen grünen Stengel durch den restlichen Grauschnee: Ein Schneeglöckchen!

Freudenstrahlend beuge ich mich zu dem kleinen Frühlingsboten hinab, und entdecke in seiner unmittelbaren Umgebung, fast verdeckt durch vom Herbst übriggebliebenes verrottendes, braunes Laub, einen gelben Farbtupfer - einen Winterling.

Vorsichtig lege ich das Blütenköpfchen frei, es reckt seine gelben Blütenblätter sofort keck in die Höhe, um ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen.

Sonne?

Da bahnt sich doch tatsächlich ein vorwitziger winziger Strahl seinen Weg durch die Wolkendecke - und trifft mich mitten ins Herz.

Ich schaue um mich und entdecke noch weitere Frühlingsboten, die ich vorher nicht wahrgenommen habe:

An der Forsythie, die am Wegesrand steht, bilden sich schon die ersten Knospen, und ich kann auch hier bereits das satte Gelb der Blüten erahnen. Auch andere Sträucher haben sich schon mit vielen Knospen geschmückt, die nur darauf warten, sich einem staunenden Publikum zu öffnen.

Ich sehe glare Wassertropfen von einer Dachrinne dem Boden entgegenstreben - der vorwitzige Sonnenstrahl trifft auch sie und verwandelt sie in glitzernde Diamanten, die um die Wette funkeln.

Einzelne Grashalme recken sich begierig dem Licht entgegen, auch sie wollen in die Sonne. Die Wiese sieht mit einem Mal nicht mehr grau, sondern freundlich grün aus.

Ich sehe Menschen, die ihre Jacken öffnen und die wärmenden Sonnenstrahlen genießen. Einige Lokale haben mutig bereits einige Tische in den Schanigarten gestellt, die sofort in Besitz genommen werden.

Der erste Kaffee im Freien! Lächeln breitet sich auf den Gesichtern aus, Augen blitzen und die eben noch mürrischen Gesicher haben auf einmal den Zauber des Frühlings inne.

Ich gehe weiter und schenke dem nächsten Entgegenkommenden ein Lächeln.

Frühling.... endlich!

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fischundfleisch

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Die Tempeltänzerin

Die Tempeltänzerin bewertete diesen Eintrag 21.02.2017 17:32:08

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