Liest man diesen Titel, stellt sich unweigerlich die Frage: Was haben Hitler, Goethe und VW gemeinsam? Weder die Ideologie, noch die Poesie, geschweige denn die Funktionalität verbinden sie. Was kann es also sein, dass VW, Goethe und Hitler gemeinsam Platz in einer Überschrift finden? Die Antwort kann einfacher nicht sein, denn fragt man die Deutschen, welche Personen und Dinge ihrer Meinung nach für Deutschland stehen, landen unter den Top 10 sowohl Hitler, Goethe, als auch VW. (Link zur Deutschlandstudie)

In meinem heutigen Beitrag für FuF soll es aber weder um Hitler, noch um VW gehen, sondern um den durchaus recht bekannten Herrn von Goethe. In den letzten Wochen durfte ich aus beruflichen Gründen die Stadt Weimar näher kennenlernen und den ein oder anderen Blick auf ihre Wahrzeichen werfen. Vor meiner Ankunft erkundigte ich mich selbstverständlich im Internet und im Freundeskreis über die Stadt, ihre Geschichte und Besonderheiten. Neben dem Bauhaus und der Weimarer Republik tauchten bei der Suche schnell die Namen Goethe und Schiller auf, doch die immense Bedeutung dieser beiden Persönlichkeiten für die Stadt Weimar war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennbar. Beinahe ahnungslos (so würde ich das aus heutiger Sicht bezeichnen) reiste ich nach Deutschland und bezog ein schönes Zimmer in der mich freundlich empfangenden Stadt Weimar.

Bereits am ersten Tag passierte ich Goethes Wohnhaus und dieser Begegnung sollten noch zahlreiche weitere folgen, da mein täglicher Weg ins Büro am Frauenplan, der Platz an dem Goethes ehemaliges Wohnhaus steht, vorbeiführte. Um einen genauen Eindruck von der Stadt zubekommen, gewöhnte ich mir an, jeden Abend eine neue Gegend und andere Viertel zu erkunden. So machte ich bald Bekanntschaft mit der Fürstengruft und dem darin ausgestellten Sarg Goethes, dem Theaterplatz mit dem im Mittelpunkt stehenden berühmten  Goethe und Schiller Monument, dem Goetheplatz, dem Goethekaufhaus und natürlich dem Goethe Café. Darüber hinaus fielen mir immer wieder große Steintafeln an diversen Häusern quer durch die Stadt verteilt auf, auf denen geschrieben stand, dass von dem bis zu dem Zeitpunkt Goethe darin wohnte. Bereits nach wenigen Wochen fing ich mich, ganz abgesehen von der Ausschlachtung des Namens „Goethe“ für öffentliche Plätze, Straßen und Einkaufszentren, an zu wundern, wie Goethe es schaffte in seinem Leben, das unteranderem auch von langen Reisen geprägt war, in ein und derselben Stadt so oft umzuziehen!? Der Mann schien in dieser kleinen Stadt ein wahrhaft nomadenhaftes Dasein zu pflegen. Kein Wunder also, dass seine Familie das nicht ertragen konnte und bereits zwei Generationen nach ihm ausstarb.

Man merkt nun schon, dass ich nach wenigen Wochen in Weimar an einem Goethe-Koller litt und auch der Besuch des ehrwürdigen Wohnhauses des Meisters der deutschsprachigen Dichtung konnte mich davon nicht kurieren. Vielleicht lag dies auch daran, dass ich zu wenig von Goethes Geist einatmen konnte, da man sich sowohl in sein ehemaliges Schlaf-, als auch Arbeitszimmer nur leicht über ein schwarzes Metallgitter beugen kann, um die Authentizität der Räumlichkeiten nicht zu zerstören. Verschwiegen wird einem jedoch, dass beide Räume während des 2. Weltkrieges zerstört worden waren, die Authentizität also äußerst fragwürdig ist.

Während meines Aufenthalts in Weimar besuchte ich mehrere Vorträge und Diskussionsrunden, von denen die meisten irgendetwas mit Goethe zu tun hatten, selbst wenn sich das angekündigte Thema eigentlich um Facebook und aktuelle Medien drehen sollte. Diese Wendung jeder Diskussion ist auch nicht verwunderlich, wenn man sich das Publikum dieser Veranstaltungen anschaut. Mehrmals im Monat pilgert nämlich eine treue Schar von Goethefanatikern, deren Altersschnitt um die 75 Jahre liegen muss, zu den diversen Vorträgen und ist äußerst empört, wenn nicht mindestens einmal der Name ihres hochverehrten Künstlers genannt wird.

Warum ich mich nach all diesen Erfahrungen eigentlich noch wunderte, als an Goethes Geburtstag Blumenkränze vor sein Grab gelegt wurden, kann ich mir nachträglich nicht mehr erklären. Aber das Bild von der Frau, die ein paar Rosen am Theaterplatz zu Füßen Goethes Statue legte und penibel darauf achtete, dass kein einziges Blütenblatt auf Schillers Seite des Monuments fiel, werde ich nie vergessen, genauso wenig meinen Gedanken als ihr Leiberl beim Bücken hinaufrutschte und ich erwartete, ein Arschgeweih zu sehen mit den Worten: „Hier war Goethe“.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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