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Bei der letzten Nationalratssitzung (11.12.2019) ging es unter anderem auch um die Casinogeschichte in allen ihren Facetten.

Die NEOS brachten dabei einen Antrag zum Spielerschutz ein. Mit der Begründung:

Es ist wichtig, den Konflikt zwischen fiskalischen Interessen des Finanzministeriums am Glücksspiel und der Einrichtung einer Spielerschutzstelle bei selbigem Ministerium zu lösen - indem für letzteres das Gesundheitsministerium zuständig wird.

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Dazu sagte dann die FPÖ-Abgeordnete Berlakovich, dass die FPÖ bestrebt sei, das legale Glücksspiel am leben zu erhalten. Die Argumentation von Frau Berlakovich war, dass sie Spieler nicht in die Illegalität treiben möchte und deshalb stimmt die FPÖ nicht für den Spielerschutz.

Die ÖVP sieht das genau so und stimmte ebenfalls gegen den vorliegenden Antrag zum Spielerschutz.

Damit ist klar, die Novomatic bekommt geliefert, wofür sie bezahlt hat. Weil wir wissen seit Ibiza: „Novomatic zahlt alle“.

Einschub am Rande und um die Glaubhaftigkeit dieser Argumentation zu beleuchten: Beim Thema Cannabis gilt für die FPÖ das genaue Gegenteil. Da ist alles ganz anders. Da gibt es aber auch keinen Sponsor, der dafür lobbiiert. Im Gegenteil. Aber das ist eine andere Geschichte.

Kann man den IQ dieser Abgeordneten eigentlich auch in Gigabyte messen?

Bleiben wir aber beim Glücksspiel, den Casinos Austria und der Novomatic.

Da geht’s nicht nur um einarmige Banditen.

Im Zuge der Ermittlungen nach Ibiza kamen einige erstaunliche Details ans Licht.

Das ging schon deutlich über den bekannten und üblichen Postenschacher hinaus.

Dabei legen jüngst im Profil veröffentlichte Chat-Protokolle nahe, dass die ÖVP-Regierungsmannschaft durchaus in die Absprachen zum Umbau des Casinos-Vorstandes involviert war und es darüber hinaus weitreichende Abtauschgeschäfte zwischen den Regierungspartnern gab.

Novomatic hat sich zb gewünscht, dass die Glücksspielautomaten und Sportwetten von Land- in Bundeskompetenz wandern. Dann hätte der Finanzminister über das Verbot in Wien entscheiden können.

Die FPÖVP-Regierung hätte auch prompt geliefert, wie der geplante Gesetzesentwurf zeigt.

Nachdem das wohl eher nichts mehr werden wird, hat Novomatic beschlossen, die Anteile an der Casinos an die tschechische Sazka zu verkaufen.

Behalten will sich das Unternehmen allerdings weiterhin elf Prozent an der Casinos-Tochter Lotterien. Mit gutem Grund. Hat man doch auf diese Weise durch die Video-Lotterie-Geräte einen Automatenzugang durch die Hintertür und – nicht ganz unwichtig – einen Zugang für Online-Gaming-Lizenzen. Lizenzen zum Gelddrucken.

Interessant auch, dass Strache selbst nach seinem Rücktritt noch versucht hat, ein bissl zu pokern.

Wir wissen jetzt: das kann er auch nicht.

Auf einer Yacht traf er Peter Zanoni, der als Glücksspielunternehmer Karriere gemacht hat. Die beiden sollen überlegt haben, wie Österreich in eine neue Ära des Pokerns segeln könnte. Denn Zanoni stand und steht vor einer düsteren Zukunft.

Das hat er mit HC jetzt jedenfalls gemeinsam.

Kurz und seine Schnöseltruppe ist da nicht so patschert, sondern viel professioneller. Hat wie immer von nichts gewusst, klagt aber jeden, der auch nur ähnliches behauptet.

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Nicht umsonst gehört das Glücksspiel – neben Menschenhandel, Prostitution, Drogenhandel, Waffenhandel – zu den wesentlichen Geschäftsfeldern der organisierten Kriminalität.

Es geht beim Glücksspiel um sehr viel Geld.

Im Jahr 2018 wurde in Österreich offiziell ein Bruttospielertrag (Differenzbetrag aus den Einsätzen und Gewinnen der Spieler) von insgesamt rund 1,9 Milliarden Euro erzielt.

Auch wenn viele Spieler sich mit den Nervenkitzel von 6 aus 45 begnügen und nicht in die Kategorie „gefährdet“ fallen, gibt es doch eine nicht zu kleine Gruppe von Menschen, für die das eine völlig andere Dimension hat.

Spielsüchtige.

Und zwar sind lt. Schätzungen in Österreich 60.000 Menschen betroffen. Zahl steigend.

Spielsucht wird durch die Unfähigkeit eines Betroffenen gekennzeichnet, dem Impuls zum Glücksspiel oder Wetten zu widerstehen, auch wenn dies gravierende Folgen im persönlichen, familiären oder beruflichen Umfeld nach sich zu ziehen.

Spielsucht ist für viele Betroffene und ihre Angehörigen oft sehr dramatisch und mit existenziellen Auswirkungen verbunden.

Spielsucht bedeutet:

Der eigenen, Mindestpension beziehenden, Grossmutter den letzten Cent aus dem Geldtaschl lügen.

Dabei geht es in den seltensten Fällen um mondäne Abende in luxuriösen Spielkasinos im Smoking am Roulettetisch. Es geht nicht um Monte Carlo, Yachten, Luxusautos und Privatjets.

Es geht um die Hackler, die in windigen Wettbüros ihre letzten Netsch verzocken.

An blinkende Automaten mit einem einfachen Druck auf ein paar Knöpfe.

Und es geht um Online-Glücksspiel.

Wie im „echten“ Wettcafe auf websites oder über angeblich „harmlose“ Spiele-Apps auf Handys wie z.B. „Clash of Clan“ (angeblich auch von Strache mit Parteikreditkarte gespielt) oder „Candy Crush Saga“ (die Lieblingsbeschäftigung von Kurz während Parlamentssitzungen?).

Daher ist selbst die Minimalforderung der NEOS zum Spielerschutz zu wenig.

Wir sollten uns ein Beispiel an Norwegen nehmen.

Dort ist das Glücksspiel komplett verstaatlicht. Es gibt ein Werbeverbot, volle Kontrolle, und vollen Jugendschutz. Gewinne fliessen nicht in Konzerne, sondern in Prävention, Behandlung und Sport-Infrastruktur.

Ergebnis: viel weniger Sucht.

In diesem Sinne:

Bleibt´s gsund und losst´s eich nix gfoin!

Passt´s auf eich auf und wehrt´s eich!

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