"Was die Donau trennt, das kann die Menschheit wieder verbinden!" lautet der Schlachtruf derjenigen, welche zwei Orte links und rechts des Stromes verbinden wollen. Und es gibt auch schon eine konkrete Idee: eine Seilbahn muss her.

Schauplatz dieser Pioniertat sind Aggsbach-Markt und Aggsbach-Dorf inmitten der Wachau. Die Wachau darf sich seit dem Jahr 2000 auch offziell dessen rühmen, was die Kennerinnen und Kenner dieses Landschaftsabschnittes schon zu Zeiten römischer Herrschaft wussten: sie ist nicht zuletzt ob der Schönheit der Landschaft und der Ortsbilder entlang des Donaustromes eingetragen in die Welterbeliste der UNESCO. Die Wachau ist als Kulturlandschaft anerkannt, als natürlicher und kultureller Wert der Menschheit.

Werte zu haben und zu verkörpern heißt natürlich nicht, sich zum Stillstand zu verpflichten und sich von Weiterentwicklung auszuschließen. Selbstverständlich dürfen Errungenschaften der Technik, welche das Leben erleichtern, auch hier eingepasst werden in die von unserer Generation zu treuen Handen für unsere Nachkommen verwahrten Kostbarkeiten.

Die Frage, auf welche derzeit wohl nur der engste Kreis der mit dem Projekt beschäftigten Personen die Antwort hat und als wohlgehütetes Geheimnis hütet, ist: wozu soll eine solche Seilbahn gut sein? Denn wer denkt, dass sich aktuell Menschenmassen am linken und rechten Donauufer verzweifelt scharen, nicht wissend, wie sie bloß so rasch wie möglich übersetzen können, der wird vergebend suchen. Immerhin gibt es ja in auch für Radfahrerinnen und Radfahrer lächerlich wenigen Kilometern die Möglichkeit, bei Melk die Donaubrücke für eine sichere Überquerung zu nutzen. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Einwohnerinnen und Einwohner von Aggsbach-Dorf, wo der letzte Lebensmittelmarkt nach einem der regelmäßigen Hochwasserereignisse endgültig das Handtuch geworfen und zugesperrt hat, das Geschäft im gegenüberliegenden Dorf den Supermärkten in der nur wenige Kilometer entfernten Bezirkshauptstadt infolge einer Seilbahn den Vorzug geben wird, ist eher unwahrscheinlich. Und einer Attraktion zum Anlocken von Touristen bedarf die wohl nicht nur zu Zeiten der Marillenblüte sehenswerte Region nicht wirklich: die Venus von Willendorf, die Ruine Aggstein, das Schloss Schönbühel und unzählige weitere bauliche Sehenswürdigkeiten sind neben der unvergleichlichen Landschaft wohl Magnet genug.

Nun, auf der einen Seite ist denjenigen, welche diese Idee geboren haben, zu Gute zu halten, dass Genies in der Geschichte der Menschheit schon oft verkannt wurden. So wurde etwa der Sessellift durch den Donaupark, welcher anlässlich der Wiener Internationalen Gartenschau im Sommer 1964 in Betrieb genommen wurde, von vielen für absolut überflüssig gehalten. Gut, wirklich gerechnet hat er sich ja in der Zeit nach dem Anlass seiner Errichtung nicht mehr und so war es nur eine abzusehende Entwicklung, dass er in den 80ern des vorigen Jahrhunderts wieder eingestellt wurde. Aber er war für viele ein Erlebnis. Unwirtschaftlich, aber ein Abenteuer, welche die auch für die Nutzerinnen und Nutzer gar nicht so billige Rundreise unternommen haben.

Es bleibt der Region zu wünschen, dass das Angebot einer Seilbahn, wie man sie sonst nur in Regionen kennt, welche keine sinnvolle Alternative zur Verbindung von zwei Punkten haben wie etwa im hochalpinen Gelände, kein kostspieliger Reinfall wird. Ganz so sicher dürften sich die Planerinnen und Planer da aber selbst nicht sein, denn weshalb sonst werden Details vor allem auch zu den finanziellen Aspekten zu dem bereits in der Öffentlichkeit beworbenen Projekt geheim gehalten? Irgendwie kann man das Gefühl nicht leugnen, dass sich hier bloß jemand ein Denkmal setzen will und daher keine Auseinandersetzung mit den Motiven für das Vorhaben wünscht. Sollte dies der Fall sein, so sei diesem Personenkreis die Haltung eines ehemaligen Bundeskanzlers Österreichs ins Stammbuch geschrieben: auf die Frage, ob er sich ein Denkmal verdient habe, soll er geantwortet haben, dass er das nicht gerne sehen würde, dass ihm ein solches gebaut werde - denn ansonsten würden ihm die Tauben noch nach seinem Ableben auf den Kopf scheissen ....

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

Hansjuergen Gaugl

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