Seit einigen Jahren taucht zu unterschiedlichsten Lebensbereichen immer dann, wenn es um Streit geht, ein Wort vermehrt auf, zu welchem die wenigsten eine greifbare Assoziation haben: Mediation. Aaah, werden jetzt einige sagen, das ist doch das, wo man mit verschränkten Beinen und angewinkelt links und rechts des Körpers hochgehaltenen Händen sowie geschlossenen Augen vor sich hinsummt und darauf wartet, zu innerer Ruhe zu finden. Eine Verwechslung, wie sie auch vor einigen Jahren noch in Qualitätszeitungen passiert ist, welche über diese Möglichkeit berichteten, doch nein, das wäre Meditation. Obwohl: so weit auseinander liegen die beiden Begriffe gar nicht, denn auch Mediation hat viel mit der Rückerlangung von nach außen tretendem innerem Frieden zu tun.

Eine Definition

Was also ist Mediation eigentlich. Wie es sich für einen Rechtsstaat gehört, findet man natürlich im Gesetzbuch auch dazu rasch einen Definition: es geht um ein auf Freiwilligkeit basierendes Verfahren, in welchem Konfliktparteien von einer fachlich ausgebildeten neutralen Person dabei begleitet werden, die Kommunikation zwischen ihnen systematisch so weit zu fördern, dass eigenverantwortlich eine Lösung des Konfliktes gefunden wird. Klingt hochtrabend. Ist aber eigentlich vollkommen simpel. Und außerdem etwas, das wir in Europa, wo es beispielweise schon den Westfälischen Frieden ermöglichte bevor es als Exportschlager bis heute die US-amerikanische Kultur wesentlich prägte, aktuell gerade wiederentdecken.

Mediation ist also in einfachen Worten unter anderem ein Verfahren, bei welchem zu Situationen, die vollkommen verfahren erscheinen und zu denen es so scheint, als müsste mindestens eine Person aus dem Streit als Verlierer beziehungsweise Verliererin hervorgehen, jene Hilfestellungen angeboten werden, die es ermöglichen, doch noch ein Miteinander zu entdecken. Ein Miteinander, welches es erlaubt, Möglichkeiten zu entdecken, in welchen beide Seiten das bekommen, was sie brauchen, um auch ihren inneren Frieden zu den scheinbar unüberwindbaren Differenzen wiederzufinden.

4 Anzeichen dafür, dass man einen Termin mit einem Mediator in Erwägung ziehen sollte:

Woran erkennt man, dass Mediation hilfreich sein könnte, drohenden Schaden aus einer Eskalation des Streites umzuwandeln in die Chancen einer ehrlichen Auseinandersetzung mit einer Zielsetzung, die uns so wichtig ist, dass die Emotionen so aufkochen. Denn eins ist hoffentlich klar: wäre etwas nicht wichtig, dann würde man doch niemals die Energie aufwenden, welche Streit verschlingt. Energie, die aus tiefen Emotionen wie Angst oder Wut aufsteigt und nach Verwendung schreit, um das persönliche Ziel zu erreichen. Hier einige Anzeichen:

1. Wenn Taten Worte ersetzen: Beginnt eine Seite, die Kommunikation zu einem Streit einzustellen und verlagert sich statt dessen darauf, Konsequenzen für die Einnahme einer anderen Haltung in Form von Handlungen zu setzen, so ist das ein erstes Anzeichen dafür, dass es an der Zeit wäre, sich Gedanken zu machen. Gedanken darüber, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, mal so eine Mediation auszuprobieren.

2. Der Zauberlehrling im Konflikt: Alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn man sich dabei erwischt, Bekannte, Freunde und Familie davon zu überzeugen, wie böse denn der Streitpartner beziehungsweise die Streitpartnerin ist. Spätestens jetzt nimmt ein Konflikt dann nämlich eine Dynamik an, welche man nicht mehr selbst in der Hand hat. Sehr ähnlich der Szene im Zauberlehrling, in welcher die vielen Helferlein herbeigerufen werden, die anfangs ganz angenehm erscheinen; die rasch aber ein Eigenleben entwickeln, welches man dann gar nicht mehr so will, aber auch nicht mehr aus eigener Kraft zu stoppen vermag. Und man darf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die andere Seite sehr ähnliche Manöver starten wird, sofern dies nicht ohnehin schon geschehen ist.

3. Aus dem Menschen wird das rote Tuch: Erwischt man sich dabei, dass sich einem bereits der Magen umdreht beim Gedanken an den Widersacher beziehungsweise die Widersacherin im Konflikt, so ist es höchste Eisenbahn für eine Kehrtwende, die alleine nur mehr schwer zu schaffen ist.

4. Drohungen als Überzeugungsversuche: Wird einmal mit Drohungen gekämpft, so steht man ziemlich sicher bereits auf einem Schlachtfeld, welches ohne Unterstützung von außen kaum noch Möglichkeiten erkennen lässt: immerhin steht dann bereits auf dem Spiel, auch das eigene Gesicht zu verlieren, sollte es erforderlich werden, der ausgesprochenen Drohung die in ihr angekündigten Qualen auch wirklich folgen zu lassen. Entweder verliert man die Glaubwürdigkeit, weil man es doch nicht übers Herz bringt, oder es wird die für ein friedliches Miteinander notwendige Erde verbrannt mit weitreichenden Nachwirkungen auch betreffend das eigene Ansehen bei unbeteiligten Dritten. Wer anderen Qualen zufügt hat schnell den Ruf, ein ungenießbarer Zeitgenosse zu sein, bei welchem man lieber nicht anstreift.

Mediation ist eine Möglichkeit, Frieden und Miteinander auch in herausfordernden Situationen zu sichern beziehungsweise wiederherzustellen. Bereits bei Vorliegen von nur einem der vier beispielhaft gezeigten Anzeichen kann Mediation daher helfen, viel drohenden Schaden abzuwenden und statt dessen Chancen zu nutzen, die ebenfalls in vielen Konflikten stecken. Wie so eine Mediation abläuft und welche Personen dafür herangezogen werden können wird in einem der folgenden Artikeln beschrieben werden. Fragen zum Thema werden gerne auch auf www.fischundfleisch.at von Hans-Jürgen Gaugl beantwortet.

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Silvia Jelincic

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