Jeder hat schon gemerkt, wie der Verbraucher als Konsument mit dem Nasenring durch die Manege gezogen wird. Wichtig ist, dass der Verbraucher konsumiert, kauft und nach Möglichkeit nicht viel hinterfragt.

Früher hatten wir Artikel, die alle irgendwo schwerer waren, dafür solider und vor allem mit anderen Materialien verbaut und so eine wesentlich längere Haltbarkeit hatten. Bekannt ist ja eine bestimmte Marke von Waschmaschinen, die sich durch ihr Eigengewicht von den anderen deutlich abhebt, auch wesentlich teurer in der Anschaffung ist, aber auch dafür bekannt ist, dass sie meist eine Generation lang hält.

Ich selbst habe noch einen Kühlschrank aus der Erstausstattung meiner ersten Ehe (das war in den 70ern), der heute noch klaglos funktioniert.

Aber ich will auf was ganz Bestimmtes raus, was ich heute beobachtet habe. An diesem Beispiel will ich die Details erklären, die sicher auf andere Produkte umgelegt werden können.

Worum gehts:

Um die Autobatterien.

Otto Normalo hat ein Auto, vielleicht noch ein anderes für die Gattin, und damit hat sichs. Insofern fällt das nicht so sehr ins Gewicht, oder ins Auge, was ich hier sage, - aber bei uns sieht das anders aus. Wir haben im Betrieb mehrere Transporter, mehrere PKWs, Arbeitsmaschinen (Stapler, Kompressoren, usw.). Jedes dieser Spielzeuge wird mit einer Batterie gestartet, - deshalb haben wir auch mehrere davon, auch in Reserve. Da gibts ein Tischchen, da stehen mehrere Ladegeräte, da gibts den Kanister mit Batteriesäure und mit destilliertem Wasser, sowie den Säurestandsmesser.

Jetzt komme ich auf den Punkt:

Früher kontrollierte man die Autobatterien über die Schraubverschlüsse, sah nach, ob die Flüssigkeit 1 cm über den Bleiplatten war, reinigte sie, und ging sorgsam damit um. Wir hatten Batterien, die sogar bis zu 8 Jahren gehalten haben.

Was ist heute?

Da gilt das Motto: Wartungsfreie Batterie. Schön geschrieben steht da drauf: Calzium-Calzium. Ist ja nichts Schlechtes, - das Calzium, das ist ja sogar in unseren Knochen drin. Der Haken: Die Batterien sind so gemacht, dass man da nich mehr nachsehen kann, ob die Flüssigkeit noch ausreichend ist, auch keinen Säurestand kann man messen.

Was passiert: Dadurch, dass die Batterie "sich selbst überlassen" bleibt (= wartungsfrei), lebt sie, solange sie eben lebt. Wenn der Flüssigkeitsspiegel unter das Niveau der Platten fällt, was passiert dann:

Sie hält keinen Strom mehr. Wenn man sie ans Ladegerät hängt, nimmt sie am Anfag noch was auf, später beginnt sie, warm zu werden, aber sie gibt keine Energie mehr ab. In weiterer Folge erhitzt sie sich beim Aufladen so stark, dass Otto Normalo sich sagt, - bevor das Ding explodiert, kauf ich mir sicherheitshalber eine neue Batterie.

Genau das ist gewollt. Man muss sich ja die Zahlen der Autobesitzer in einem Land vor Augen halten, - dann kann man sich die Dimension ausrechnen. Weil auf diese Art hält eine Batterie durchschnittlich drei Jahre, vielleicht auch vier. Dann ists vorbei.

Was hab ich gemacht: Ich wollte es genau wissen. Ich hab grade ein paar von solchen Patienten, und deshalb, weil es keine Minibatterien sind, sondern meist über 88 A, geht das ins Geld. Also habe ich diese verschweißten Deckel der wartungsfreien Batterien, die keinen Strom mehr aufnehmen oder abgeben, mit Spezialwerkzeug geöffnet und mal reingesehen.

Welch große Überraschung?

Mehrere der Zellen waren schon 1 - 2 cm frei, manche nur mehr bis zur Oberkante mit Flüssigkeit gefüllt. Danach habe ich die Säurekonzentration gemessen, Schwefelsäure nachgefüllt, destilliertes Wasser genauso, und dann habe ich die Dinger wieder ans Ladegerät gehängt. Nicht auf volle Pulle, sondern auf wenig Ampere, damit der Ladevorgang langsam vor sich geht.

Jetzt kommts: Welch Wunder! Die Batterien nehmen plötzlich wieder den Strom an und speichern ihn, was auch ihre eigentliche Aufgabe ist. Im "Normalfall", wie von der Industrie gewollt, hätte ich die Batterien beim Neukauf zurückgegeben und gejammert, was das alles wieder kostet.

In Zukunft weiß ich, was ich zu tun und zu lassen habe. Wenn die Tendenz tatsächlich auf der Basis der Verdummung ("wartungsfrei";) so weitergeht und ich keine Batterien mehr bekomme, bei denen man über die Schraubverschlüsse den Flüssigkeitsstand nachkontrollieren kann, dann werde ich auch bei den verschweißten Batterien gleich zu Beginn die Abdeckung öffnen, damit ich immer eine Möglichkeit habe, den Zustand der Batterie zu kontrollieren.

Was habe ich damit erreicht:

Zwar etwas mehr Arbeit durch die Kontrolle (diese Kontrolle kommt zur üblichen Kontrolle des Ölstands, Wasserstandes, Frostschutzgrades, etc. halt dazu), aber dafür eine bis zur doppelten Lebenszeit funktionierende Batterien.

Schön. Das wars mit den Batterien. Was interessiert das denjenigen, der nur Fahrrad fährt?

Schaut doch mal auf die elektrische Kaffeemaschine. Wenn die plötzlich nicht mehr tut, dann hat das früher der Herr des Hauses in die Hand genommen, unten aufgeschraubt, um nachzusehen, ob da vielleicht nur ein Kabel ab ist, was man wieder dranmachen kann. Geht in den meisten Fällen nicht mehr. Da sind überwiegend ganz spezielle Schrauben angebracht, die man nur mit einem speziellen Schraubendreher aufmachen kann, dens im Handel gar nicht gibt. Also, was bleibt: Wegwerfen und eine andere kaufen.

Soll ich den Leser noch langweilen? Wieviele Beispiele soll ich noch aufzählen, wo man früher etwas auseinanderschrauben konnte, um nachzusehen, wo der Defekt liegt, und heute sind die Dinger alle so verschweißt, dass sie automatisch kaputt gehen, wenn man sie aufmacht.

Gaz abgesehen von der Garantie. Die ist bei vielen Artikeln des täglichen Bedarfs so gemacht, dass die Geräte spätestens nach einem halben Jahr nach Ablauf der Garantie kaputtgehen.

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Markus Andel

Markus Andel bewertete diesen Eintrag 23.06.2017 20:52:02

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