Immer wieder habe ich die verschiedensten Vorgänge in der Natur beobachtet, für die ich keine Erklärung hatte. Für manches fand ich später eine Erklärung, für vieles nicht.

Faszinierend aber war es schon für mich, diese Phänomene zu beobachten. Allerdings muss man dafür auch Interesse und vor allem ein Auge entwickeln. Zum Glück hatte ich das schon von Jugend auf getan.

Wir waren damals als Lehrlinge einem Meister zugeteilt, der versuchte, uns Jungs die "Wettervorhersage" durch die Saatkrähen zu erklären. Manche haben ihn ausgelacht, ich aber habs gelernt. Später im Studium lernte ich die Wetterkarten zu interpretieren, die aber immer nur überregional gesehen werden können. Die Erkenntnisse daraus, - in der Kombination mit der regional beschränkten "Aussage" der Krähen, bestimmen oft mein Tun und Lassen am nächsten Tag, fließen in die Vorbereitung des nächsten Tages mit ein.

Logisch, dass das für jemanden wie mich, der im GaLa-Bau tätig ist, einen anderen Wichtigkeitsgrad hat als für jemanden, der jahrein, jahraus im Büro sitzt.

Daneben habe ich noch meine anderen Helfer, was die kurz- und mittelfristige Wettersituation betrifft,- die Störche, die Schwalben, usw. Für die längerfristige Vorhersage, z.B. wie der kommende Winter wird, hab ich auch andere Informanten.

Da wären bestimmte Bäume, wann sie beginnen, die Winterknospen auszubilden, das sagt mir, ob der Winter früher oder später beginnt. Dann gibts Sträucher, die in ihre verkrauteten Neutriebe im Herbst Lignin (dient der Verholzung) einlagern. Wie stark diese Einlagerung ist, sagt etwas darüber aus, wie hart der Winter wird.

Der Förster sieht es an den Tieren im Wald. Ab wann die Tiere, die im Winterschlaf überwintern, sich zurückziehen, das zeigt ihm die Nähe des Wintereinbruchs an. An der Menge der Vorräte, die z.B. der Feldhamster für den Winter einlagert, erkennt man, ob es einen längeren oder kürzeren Winter gibt. An der Art des Winterfells (Dichte) sieht man, obs ein harter Winter wird.

Es gibt noch viele Beispiele. Die meisten unter uns sind den natürlichen Vorgängen schon dermaßen entrückt, dass sie davon nichts wissen. O.k., meint man, kann ja auch egal sein, - am Wetter kann man sowieso nichts ändern. Es hat aber auch Auswirkungen auf so manche Dinge im Alltag.

Ein Beispiel:

Vor ein paar Tagen hörte ich einen Bericht (glaube im Morgenmagazin), worin sich die Anwohner einer Grünanlage darüber beklagten, dass die Beeinträchtigung der Saatkrähen immer mehr zunähme. Man dürfe sie auch nicht abschießen, den sie stehen unter Naturschutz.

Für mich ohnehin eine Neuigkeit, denn zu meiner Zeit in Deutschland war die Krähe ein Zugvogel. Nur wenige Tiere verblieben am Ort, die meisten zogen nach dem Winter nach Skandinavien, wo sie auch brüteten. Wenn sie dann im Spätherbst zurückkamen, "brachten" sie immer den Winter mit. Spätestens eine Woche nach deren Ankunft gabs den ersten Frost.

Nun, die Leute beklagten sich und bedauerten, dass es hier keine Abhilfe gibt. Ich lachte nur darüber. Hier in Siebenbürgen, im Kontinentalklima, ist die Krähe kein Zugvogel, sondern bodenständig. Sie nistet auch hier, sehr zu meinem Ärger in einem großen Park, den wir in Pflege haben, und wo von der Lieblingsplatane der Krähen andauernd ein Haufen Dreck auf die darunter befindlichen Rasenflächen fliegt.

Aber auch hier steht die Krähe unter Naturschutz. Da überlegte ich mir, wie ich die Krähen vertreiben könne. Das mit dem Knallen ist nur was für den Moment,- sie gewöhnen sich schnell daran. Außerdem sind die Anwohner in den Wohnblocks davon nicht begeistert.

Nach Vergleichen innerhalb der Corvus-Arten (=zoologisch Raben- und Krähenarten) kam ich drauf, dass diese Tiere eigentlich ein sehr ausgebildetes und vor allem empfindliches Sehvermögen haben müssten. Der Ausdruck der "diebischen" Elster ist ja bekannt, die auch schon mal was Glitzerndes vom Fensterbrett wegholt.

Genau dort setzte ich an. Ich besorgte mir eine starke Läserlampe (die grünen Lichtstrahler, mit denen dumme Kinder sogar die Piloten in den Flugzeugen stören) und leuchtete vor Beginn der Dämmerung von unten in die Baumkrone zu den Nestern, mehrere Tage lang. Das war letztes Jahr. Dieses Jahr habe ich kein einziges Nest im Park.

O.k., das war nur ein Beispiel. Aber ich will auf was ganz anderes hinaus:

Viele wissen, dass so manche Tiere auf Katastrophen frühzeitig reagieren, vor allem aus seismische Einwirkungen (Erdbeben). Was ich aber nicht wußte, ist, dass man sich nun ernsthaft damit beschäftigt, diese "Frühwarnsysteme" der Tiere für den Nutzen am Menschen zu erforschen. Welche Phänomene es da gibt, nicht nur im seismischen Bereich, auch bei Feuer, Sturm, Vulkanausbrüchen, usw., - ich war tief beeindruckt.

Deshalb wollte ich auf diesen Film von Terra X hinweisen, - es sind wirklich interessante 45 Minuten. Bis 20.Juni kann man sich den Film noch ansehen, ich hab ihn mir heruntergeladen.

https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/der-sechte-sinn-der-tiere-lebewesen-als-fruehwarmsystem-fuer-100.html

Wieder einmal wurde ich mir dessen bewusst, wie wenig wir eigentlich über das wissen, was man "Natur" nennt. Aber wenigstens bin ich schon soweit, dass ich weiß, wie wenig ich weiß. Viele unter uns wissen ja nicht einmal das.

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Tina K.

Tina K. bewertete diesen Eintrag 01.05.2017 09:48:44

Spinnchen

Spinnchen bewertete diesen Eintrag 01.05.2017 08:40:54

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