Nigeria jenseits der Schlagzeilen: Was wir sehen sollten, wenn wir wirklich hinsehen

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Was weißt du wirklich über Nigeria?

Wenn wir an Nigeria denken, tauchen oft dieselben Begriffe auf: hohe Geburtenrate, Korruption, Kriminalität. Schnell entsteht ein pauschales Bild: „Dort bringt auch keine Hilfe etwas. Wir spenden ohnehin genug.“

Aber wer so denkt, blendet aus, was wirklich zählt: Die Realität der Menschen. Der Alltag. Die strukturelle Ungerechtigkeit. Und vor allem: Die Perspektive derer, die täglich darum kämpfen, ein würdevolles Leben zu führen.

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Ich bin kein Experte, kein Politiker, kein Journalist. Aber ich habe etwas getan, das viele nicht wagen: Ich habe in Nigeria gelebt – nicht im Hotel oder in einem gesicherten Viertel, sondern im Ghetto. Mit Familien, mit Arbeitern, mit ganz normalen Menschen. Und ich habe gelernt: Die Realität ist nicht schwarz-weiß. Sie ist vielschichtig, erschütternd – und verdient gesehen zu werden.

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Nicht arm – sondern ausgebeutet

Nigeria ist reich an Bodenschätzen: Öl, Gas, Gold, Phosphat. Doch dieser Reichtum kommt bei den meisten Menschen nie an. Im Gegenteil: Ganze Regionen – besonders das Nigerdelta – leiden bis heute unter der Zerstörung durch internationale Ölkonzerne. Flüsse sind vergiftet, Fischerei und Landwirtschaft unmöglich, Entschädigungen fehlen. Die Verantwortlichen? Meist außer Reichweite. Die Betroffenen? Familien, die nie von „ihrer“ Ressource profitieren durften.

Hinzu kommen wirtschaftliche Krisen, ausbleibende Löhne, fehlende Arbeitsrechte. Ein 40-Stunden-Job reicht in vielen Fällen gerade für zwei einfache Mahlzeiten am Tag – keine Restaurantbesuche, keine Extras. Miete ist nur mit zwei Einkommen möglich. Für Schulgeld müssen Kredite aufgenommen werden. Freizeit? Gibt es nicht. Selbst eine Cola am Straßenstand ist für viele ein Luxus.

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Hilfe zur Selbsthilfe statt Mitleid

Ich schreibe das nicht, um Mitleid zu erzeugen. Im Gegenteil: Mitleid wäre gefährlich. Es verzerrt die Sicht. Es bringt eine Haltung des „von oben herab“, wo es doch darum gehen sollte, auf Augenhöhe zu begegnen.

Die Menschen, die ich kennenlernte – in den Ghettos, auf der Straße, in den kleinen Läden – wollen keine Almosen. Sie wollen Chancen. Die Möglichkeit, sich selbst helfen zu können. Die meisten Menschen hier schämen sich sogar, wenn sie etwas nicht selbst schaffen – sie kämpfen still, oft unbemerkt, und mit bewundernswerter Würde.

Nicht jeder Mensch ist gut – natürlich nicht. Es gibt auch Kriminalität, Betrug, Missbrauch. Aber das ist nicht „Nigeria“. Das sind einzelne Erscheinungen – wie überall. Die Mehrheit sind Menschen wie du und ich: Sie wollen leben, lernen, lieben. Nur unter ungleich schwierigeren Bedingungen.

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Warum Hilfe Sinn macht – wenn sie richtig gedacht ist

Je mehr ich sehe und erlebe, desto mehr wächst meine Überzeugung: Es gibt Organisationen, die tatsächlich anpacken – ohne große Versprechen, aber mit klarem Ziel. Eine davon ist HIFA Austria.

Seit Jahrzehnten ist HIFA in Nigeria aktiv – mit Bildungsprojekten, Patenschaften, Mikrokrediten, Ausbildungsplätzen. Es geht nicht darum, „den Armen zu geben“, sondern gemeinsam Perspektiven zu schaffen. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Prinzip. Und es funktioniert. Nicht sofort, nicht überall, aber nachhaltig.

Natürlich gibt es auch schwarze Schafe. Doch wer genau hinschaut, erkennt: Wer betrügen will, findet einfachere Wege als sich unter einfachsten Bedingungen den Herausforderungen des Landes zu stellen. Die Freiwilligen, die mit HIFA arbeiten, tun das nicht wegen Profit. Sie tun es, weil sie hinschauen. Weil sie mehr sehen als Armut – sie sehen Menschen.

Meine Erfahrungen: Nicht spektakulär – aber echt

Ich habe mit Familien gelebt, die nicht arm sind – aber auch nicht reich. In Wohnungen ohne Strom, ohne Wasser, ohne fließende Versorgung. Wir holten Wasser mit Eimern, gingen frühmorgens los, um Handys mit Generatorstrom aufzuladen. Es war Alltag – nüchtern betrachtet.

Viele Menschen schlafen auf dem Boden, auf Sofas, in Läden. Einige haben ein Zimmer. Mahlzeiten bei der Arbeit – wenn überhaupt – sind selten. Es sind keine Ausnahmen, sondern weitverbreitete Lebensumstände.

Was mich dabei am meisten beeindruckt hat: Die Würde. Der Zusammenhalt. Das „Weitermachen“. Und der Stolz, trotz allem nicht aufzugeben.

Nigeria ist nicht nur Krise – es ist Menschlichkeit, Überleben, Hoffnung

Wer Nigeria verstehen will, darf nicht nur Schlagzeilen lesen. Man muss die Geschichten hören, die nicht erzählt werden. Die Gesichter sehen, die nicht auf Titelseiten erscheinen. Und man muss sich fragen: Was wäre, wenn ich dort geboren worden wäre?

Es geht nicht um Schuldzuweisung. Es geht um Verantwortung. Um Respekt. Und um die Erkenntnis, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die einfach nur leben wollen – mit Würde, in Frieden, mit Chancen.

Und genau deswegen brauchen wir mehr Projekte wie HIFA – nicht als Rettung, sondern als Möglichkeit.

www.hifa.at

Und manchmal macht es einfach nur still wütend

Ich war in Gegenden, wo Konflikte den Alltag bestimmen. Ich habe Armut nicht nur gesehen, sondern gespürt. Ich habe Menschen getroffen, die kaum noch Kraft zum Hoffen hatten. Ich habe Verletzte gesehen, Tote. Und ich habe mit Menschen gelebt, die trotzdem weitermachen – Tag für Tag. Das alles hat mich nicht abgestumpft, sondern wach gemacht. Neugierig. Offener. Ich wollte verstehen. Nicht von außen, sondern von innen heraus. Nicht urteilen – sondern mit-leben.

Aber was mich am meisten getroffen hat, ist nicht das Elend, das ich sah. Es sind die Stimmen, die nicht dabei waren – aber alles besser wissen. Die von sicheren Orten aus sagen, „Das bringt doch eh nichts“. Die sich ihr Bild gemacht haben – und es nicht mehr hinterfragen. Ich habe oft geschwiegen. Nicht weil ich nichts zu sagen hatte, sondern weil ich gemerkt habe: Wer nur seine Wahrheit kennt, hört nicht mehr zu.

Natürlich ist auch ihre Sichtweise nicht falsch. Aber sie ist eben nicht alles. Die Welt ist kein einfarbiges Bild. Sie ist ein Mosaik. Aus Erfahrungen, Widersprüchen, Geschichten. Und solange wir nur gelten lassen, was unserem eigenen Erleben entspricht, solange bleibt Verständnis ein Fremdwort.

Ich schreibe diesen Beitrag nicht für Applaus. Ich empfehle HIFA Austria, weil ich dort gesehen habe, was Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet – ganz ohne großen Lärm, aber mit echter Wirkung. Ich verdiene daran nichts. Aber ich glaube daran. Weil ich erlebt habe, was Menschen leisten, wenn man ihnen zutraut, selbst zu gestalten. Viele schämen sich, weil sie das Nötigste nicht schaffen – und sie wünschen sich nichts mehr, als endlich eigenständig leben zu können.

Vielleicht erkennst du dich in manchen Zeilen wieder. Vielleicht auch nicht. Aber wenn du offen bist, dann teile diesen Beitrag. Nicht für mich – sondern für die Stimmen, die selten gehört werden.

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Ich mag doch keine Fische vergeben
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