Israel kämpft einmal mehr für Deutschland bzw. Deutschland

Keine Diskussion über Israels Kriege kommt ohne einen Bezug zu Deutschland aus. Und so dauerte es nicht lange, bis am 16.6.25 in der ehemals linken „jungen Welt“ Susan Witt-Stahl (*1961), die sich mit ihrem Werk „Der Bandera-Komplex“ in die Herzen deutscher Putinisten geschrieben hat, nach einer Kritik an Stephan Grigats Einschätzung des iranischen Regimes zu einer bemerkenswerten Verknüpfung anhob: „Die Verbrämung von Israels Angriffskriegen zu antifaschistischen Taten konveniert der politischen Kultur einer Berliner Republik, die nicht nur an deutschen Kontinuitäten festhält, sondern diese durch wiedererwachte militärische Großmachtambitionen stärkt.“ Was die deutschen Kontinuitäten anbelangt, so führte deren letzte Unterstützung durchs großmächtige deutsche Militär über den Umweg von 6 Millionen Ermordeten zur Gründung Israels, aber das wird Witt-Stahl kaum gemeint haben, spräche dies doch eher für Grigats These, dass der Iran das vollenden wolle, was den Deutschen nicht ganz gelang. So bleibt dann nach dem Geschwurbel nur die Erkenntnis, dass die „IDF schon längst für Deutschland“ kämpfe, um auch den letzten Antiimperialisten, der vielleicht kritische Gedanken entwickeln könnte über die Kontinuitäten, in denen Witt-Stahl steht, davon zu überzeugen, dass das, was aus Israel kommt, niemals gut sein könne.

Ganz ähnlich, wenn auch ungleich bizarrer, ging es in einem Interview zu, das der „Nius“-Chef Reichelt einen Tag zuvor mit der rechten Radikalkatholikin Gloria von Thurn und Taxis (*1960) führte. Anlässlich der Demonstrationen in Los Angeles raunte Reichelt von einem „NGO-Komplex“, bei dem auch „der Name Soros“ „überraschend auftaucht“, und fragte dann, warum „diese Leute“ die angeblich freiheitliche und stabile Gesellschaft so sehr hassen, dass sie „diese Form von Zwietracht (…) bezahlen“, worauf Thurn und Taxis messerschaft folgerte, es gehe um die Durchsetzung einer „ganz neuen globalisierten Regierungsform“ resp. einer „scharf kontrollierten Einheitsregierung“. Als Reichelt dann auf die Ausschreitungen nach dem Sieg von PSG zu sprechen kam und folgerte – als seien dort ein paar brennende Autos das Problem – Gaza sei nun überall und also auch, durch Zuwanderer, „in unseren Städten“, betonte Thurn und Taxis, das sei ein „internationaler Bürgerkrieg“ mit dem Ziel „eine neue Weltregierung“ zu installieren und in diesem Kampf gehe, so wieder Reichelt vor seinem abschließenden Gruß an die „liebe Gloria“, Israel voran. Man darf für Thurn und Taxis nur hoffen, dass Pilot*innen der israelischen Luftwaffe, die ihr Leben aufs Spiel setzen, damit durchgeknallte Theologen keine Atomwaffen in die Hände bekommen, diesen wirren, mit antisemitischen Verschwörungstheorien gespickten Dialog nie zu sehen bekommen, würden sie doch in Versuchung geraten, einen Abstecher nach Regensburg zu fliegen und dort ein paar Stinkbomben abzuwerfen, unter denen auch diejenigen Bewohner der Stadt leiden müssten, die, anders als die Fürstin, ihre Sinne noch beieinander haben.

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