Es ist 5 Uhr 30 Morgens, eigentlich, wenn man es genau nimmt, noch mitten in der Nacht.

Heute, mein freier Tag.

Doch da war doch etwas, etwas, das ich mir noch abends vorgenommen hatte, etwas, das mir mein Verstand sagen, aber mein Körper nicht begreifen wollte. Ich sollte aufstehen, meinen Trainingsanzug und meine Turnschuhe anziehen, und jetzt kommt es: Ich sollte laufen gehen. Wahnsinn, was einem so einfallen kann. Einen guten Vorsatz soll ich gesagt haben, den Vorsatz, sich das jetzt mindestens drei mal wöchentlich anzutun.

Kann das sein? Naja, gesagt getan. Als ich das Haus verlasse, ist da niemand, zumindest niemand ohne Fahrzeug. Ich registriere aus dem Augenwinkel die Blicke der Fahrzeug-Insassen, ist da Achtung oder Spott in ihren Augen? Wurscht, ich bin der Held. Mein Weg führt mich in den Wald. Langsam laufe ich los, man sollte da ja nicht gleich übertreiben.

Atmen, ein, aus , laufen, wieder atmen – nicht stehenbleiben. Gerade noch in der Zivilisation, schluckt mich der Wald, und ich bin in der Einsamkeit des Waldläufers.

Es knackt in meinen Knochen, ich schnaufe. Noch klappt es mit dem Rhythmus nicht ganz. Meine Beine wollen stehen bleiben, mein Verstand ist aber schon zehn Meter weiter vorne. Eins, zwei und atmen. Ein Wunder, welche Harmonie, Verstand und Gliedmaßen haben sich gefunden.

Jetzt höre ich auch die Vogelstimmen, die Luft ist würzig und frisch. Es riecht nach Blumen und Kräutern, und wahrlich, ich denke, wie schön die Welt morgens doch ist. Keine schlimmen Nachrichten, kein müssen oder wollen, kein Hasten, kein noch Mehr, sondern nur Einatmen und Ausatmen. Doch was rasselt und schnauft da in meiner Nähe? Da war doch in den Nachrichten von Wildschweinen die Rede.

Kann das Wahrheit sein?

Ich bleibe stehen, schnaufe etwas, und mein Atem rasselt. Ich bin etwas verwirrt, bin vielleicht ich diese Wildsau, die mich in meiner Fantasie verfolgt?

Ein Schatten löst sich aus dem Unterholz, dann ein weiterer. Es sind Rehe. Kurz bleiben sie stehen, eine Begegnung der außerirdischen Art.

Ein kurzer Augenblick, zwischen Mensch und Tier, zwischen wahrer Freiheit und menschlicher Zivilisation. Vorbei, wie ein Wimpernschlag der Ewigkeit. So weit die Füße tragen, hmmm- da gab es einmal so einen Romantitel. Leichter Nebel steigt vom Waldboden auf, es ist die Sonne, die den Wald am Morgen verwandelt.

Auf einmal spüre ich diese Kraft, Strömungen die uns die Natur schenkt, wenn wir bewusst atmen. So habe ich doch meinen Rhythmus gefunden. Und auf einmal wird mir auch wieder bewusst, dass es die kleinen Dinge im Leben sind, die uns reich machen. Ich kann laufen, ich kann atmen, ich kann gehen, ich fühle mich gesund und frei.

Wie oft ist man tagsüber unzufrieden, grantig und ungerecht. Hadert über Dinge, die nichts bedeuten. Das alles ist in mir wie weggewischt, ich laufe in die Freiheit meines Denkens. Klingt alles jetzt irgendwie poetisch und übertrieben oder?

Naja, aber so kann das Laufen im Wald am Morgen sein, wenn man sich aufrafft, seine Sinne öffnet und das Leben atmet. Ich habe es gemacht, und mache es wieder, probieren Sie es auch, es verändert das negative Denken ,und man fühlt sich wie ein neuer Mensch.

So ist das, in der Einsamkeit des Waldläufers.

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Bernhard Juranek

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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