Habe mich jetzt erst mit den Ergebnissen der Studie über Gewalt in der Familie, die vor dem Wochenende präsentiert worden ist, auseinander gesetzt. Fazit: Der Befund ist nicht gerade beruhigend. Zwar ist körperliche Gewalt prozentuell zurückgegangen, doch noch immer ein existentes und ernstes Thema, das nicht begatellisiert werden darf. Beunruhigend ist aus meiner Sicht auch, dass die Anwendung von Gewalt, anders als noch vor zwei Jahrzehnten, aber nichtsdestoweniger schlimm,  argumentiert wird. Es wird heute eher aus Überforderung, denn aus Überzeugung geschlagen. Das macht die Sache leider nicht wirklich besser. Dass die g'sunde Watschn vielleicht doch nicht so gesund ist, sei zwar in den Köpfen, aber noch nicht in den Händen angekommen. Diese flapsige Erklärung ist mit Verlaub beschissen. Genau diese hilflose Argumentation kennen wir seit Jahrzehnten zur Genüge: "Mir ist halt einfach die Hand' ausgrutscht, war aber nicht so gemeint."

Natürlich ist Watschn nicht gleich Watschn. Sicher macht es einen Unterschied, ob  dieses "Handauskommen" zu einem Klaps gerät oder das betroffene Kind Blut und Zähne spuckt. Tolerierbar ist es in keinem Fall - auch wenn einem die Argumente im Dialog Eltern-Kind ausgehen mögen.

Dass sich das Watschngeben gerade auch in Österreich einiger Beliebtheit erfreut, sieht man auch daran, dass unsere Sprache dafür gleich mehrere Synonyme parat hat, mit denen man in Deutschland unweigerlich Schiffbruch erleiden würde. Neben der Watschn und der gemeinen Ohrfeige bedienen wir netten und herzensguten Wiener/Österreicher uns bekanntlich noch der hübschen Ausdrücke Detschn und Tachtel. Die mögen sich in feinen Nuancierungen von der kräftigen Watschn unterscheiden, aber hier liegt schon ein Problem. Man versucht Gewaltanwendung auch semantisch zu verniedlichen. A klane Tachtel - klingt doch harmloser und beschwichtigender.

Also dieses Thema kann und darf nicht tabu sein. Wir werden uns ihm ernsthaft stellen müssen.

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Daniel Guttmann

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