Um korrekt zu sein: Es gibt keine Parallelgesellschaft

Das Wort "Parallelgesellschaft" wird inzwischen auch schon inflationär gebraucht und zeugt von Unwissenheit seines Redners oder Schreibers oder auch von purem Populismus.

Irgendwann nach dem Mord an Theo van Gogh in den Niederlanden hat ein Schreiberling der Boulevardpresse dieses Wort in den Medien platziert und seitdem erfreut es sich unter Populisten zunehmender Beliebtheit. Dabei ist es wissenschaftlich nicht haltbar und daher nicht korrekt. Man darf phantasieren, aber damit keinen Wahrheitsanspruch verknüpfen. Wir haben keine Parallelgesellschaft, sondern nur Rückzugsflächen bestimmer Ethnien, die zeitweilig unter sich sein wollen, bevor sie wieder am Gesellschaftsprozess teilnehmen. Das ist legitim und kann man niemandem verbieten. Unter sich sein gibt neue Kraft für Herausforderungen.

Eine Parallelgesellschaft wäre eine Minderheitsgesellschaft unabhängig zur Mehrheitsgesellschaft in ein- und demselben Land, mit eigener Infrastruktur, eigenen Institutionen. Es gäbe sogar eine doppelte Gerichtsbarkeit. Welcher Staat würde das akzeptieren? Keiner! (Die Sharia regelt nur zivile Streitigkeiten unter den Muslimen. Für Straftaten ist die staatliche Justiz zuständig.)

https://de.wikipedia.org/wiki/Parallelgesellschaft

Es wäre fein, wenn man die korrekten Begriffe verwenden würde, anders lässt sich nicht diskutieren.

"Parallelgesellschaften im klassischen Sinne gibt es in Deutschland gar nicht. Dafür müssten mehrere Punkte zusammenkommen: eine monokulturelle Identität, ein freiwilliger und bewusster sozialer Rückzug auch in Siedlung und Lebensalltag, eine weitgehende wirtschaftliche Abgrenzung, eine Doppelung der Institutionen des Staates. Bei uns sind die Einwandererviertel meist ethnisch gemischt, der Rückzug ist sozial bedingt, eine Doppelung von Institutionen fehlt. Die Parallelgesellschaften gibt es in den Köpfen derer, die Angst davor haben: Ich habe Angst, und glaube, dass der andere daran Schuld ist. Wenn das ebenso simple wie gefährliche Gerede über Parallelgesellschaften so weitergeht, wird sich die Situation verschärfen. Dieses Gerede ist also nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.“

(Klaus Bade, Historiker)

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