Der Sommer in Salzburg ist bekannt für seine kulturellen Höhepunkte. Dies manifestiert sich in Form der bekannten Salzburger Festspiele. Das Who ist Who unserer allseits beliebten Politiker und C Promis geben sich in dieser Zeit die Klinke in die Hand. Gesehen und Gesehen werden, dies ist seit Jahren das Motto der Schönen und Reichen zu dieser Jahreszeit. Sie bezahlen Unsummen für Kleider, Taschen und Anzüge, welche sie stolz auf dem roten Teppich präsentieren. Auch wenn die Wirtschaft taumelt und die Armut sich im ganzen Land breit macht, posieren sie mit ihren edlen Taschen und Louboutin Schuhen der Öffentlichkeit. Die für normal sterbliche kaum erschwinglichen Tickets, werden zum "Wohle der Gesellschaft" natürlich verschenkt, um aus der Anwesenheit dieser honorieren Persönlichkeiten eine Imageverbesserung zu erhalten.

30.08.2017 19:55, stolz präsentiert unser Vorgesetzter seinen "Untertanen ", in persona von uns Billiateuren die Zahlen der diesjährigen Saison. Die Konzerte bzw. die Opern waren zu 97% ausverkauft was einem Gewinn von rund 27 Millionen Euro entspricht. Während seiner dekadenten Lobeshymne auf den Segen der Salzburger Festspiele, sehe ich auf meinen frisch ausgedruckten Lohnzettel und bemerke langsam: "Wenn wir einen derartigen Gewinn erwirtschaftet haben, warum verdienen wir dann weit unter dem geforderten Mindestlohn? " Allein im August verbrachten ich und meine Kollegen 230 Stunden in diesen heiligen Hallen und das für den überschaubaren Bruttoverdienst von rund 1200 Euro. Dies entspricht einen Brutto Lohn von 5.3 € pro Stunde. Die Erklärung hierfür ist schnell gefunden. Die einfachen Dienste werden verhältnismäßig unterschiedlich bezahlt. K (dieser Name entspricht nicht seinem echten Namen) bezeichnet. Die Bezeichnung skurril ist jedoch eine durchaus nette Formulierung für dieses Individuum. Doch um das System dahinter zu verstehen, muss man erst die unterschiedlichen Führungsebenen des Salzburger Festspielhauses verstehen. An der Spitze steht natürlich die seit Jahren bekannte und Medienpresente alte Dame namens Helga.R. Sie ist jedoch nicht für den Publikumsdienst verantwortlich sondern soll einfach erklärt, das Festspielhaus nach außen repräsentieren. Diese Position wird nach einem geglückten Putschversuch vor 7 Jahren von 3 "einzigartigen Persönlichkeiten wahrgenommen. Da ich kein Interesse daran habe, dass ich aufgrund dieses Artikels in rechtliche Schwierigkeiten komme werde ich die Namen der beteiligten Personen verändern. Die erste Person ist der Erbe eines nicht unbeachtlichen Vermögens, welches ihm ermöglicht seinen Job wahrzunehmen, ohne jedoch wirklich arbeiten zu müssen. Sein Körperumfang entspricht seiner täglichen sportlichen Betätigung, welche im Verzehr von unzähligen Käsleberkässemmeln und weißen Spritzern besteht. Der Alkoholkonsum während des Dienstes ist natürlich strengstens verboten, dennoch sieht man ihn regelmäßig während der Dienstzeit seine 7 bis 8 weißen Spritzer trinken. Als ich mit einem Kollegen am vorletzten Tag mir ebenfalls ein alkoholisches Getränk genehmigte, in der Annahme, dass wir doch alle gleich seien, erbebte bereits aus der Ferne eine dumpfe und leicht alkoholisierte Stimme, die sage: Burschen saufen während da Dienstzeit - Des is a Kündigungsgrund!. Jedoch waren wir etwa 50 Meter von ihm entfernt, was uns aufgrund der notwendigen zurück zulegenden Strecke vor weiterem Ärger bewahrte. Der Zweite Vorgesetzte steht in einem engen Kontakt, mit dem untersetzten Herren und zeichnet sich ebenfalls durch seine Trinkfähigkeiten und Desinteresse an seiner Tätigkeit im Haus aus. Die jedoch wie bereits erwähnt eigenartigste Persönlichkeit, welche ich in meinen 5 Jahren während den Festspielen begegnet bin, stellt der bereits zuvor erwähnte "Alf K" dar. Um diese Person zu beschreiben bedarf es weniger weniger Worte. Er ist Stammgast bei der bekanntermaßen rechtsgesinnten Vereinigung namens "Germania" und hält sich auch in der Öffentlichkeit selten mit seinen ausländerfeindlichen Parolen zurück. Es gibt nur zwei Möglichkeiten um an die begehrten Zusatzdienste in diesem Haus zu gelangen: Erstens: Man munkelt Interesse an seiner Person und unterstützt seine radikalen Gesinnung oder man ist weiblich und lässt sich von auf seine Flirtversuche ein. Mit seinen Mitte 50 steckt er in einer scheinbar unaufhörsamen Midlife Cryse in welcher er seine Bedürfnisse nur durch Anbiederungen an meist 19-22 Jährige Mädchen befriedigen kann. Ich frage mich seit wann ein aufreizendes Dekolleté bzw. ein Flirt mit dem Vorgesetzten bedeutender, als ein freundlicher Umgang mit den Kunden geworden ist. Einige, die diese Zeilen lesen, werden sich jetzt vielleicht fragen, warum ich dennoch 5 Jahre meines Lebens in diesem Etablissement gearbeitet habe. Das Festspiel hat neben dieser oft unverständlicher willkürlichen Machtausübung auch seine schönen und vor allem lustigen Seite. Letzteres verdanke ich den unterschiedlichen Kollegen, welche ich in dieser Zeit kennen lernen durfte. Ähnlich meiner Zivilzeit beim Arbeiter Samariterbund wuchsen auch hier Personen aus unterschiedlichen sozialen Schichten zu einer Gemeinschaft heran. Auch der Hass bzw. die Abscheu gegen das interne System schuf ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Es gab die Kiffer, die meist vor lauter Lachflashes kaum die Türe zum Einlass aufbrachten, aber auch die Restalkoholisierten, die oftmals die ungewöhnlichsten Orte zum "ausnüchtern" aufsuchten. Jetzt nach diesem Sommer verlasse ich diese heiligen Hallen ein letztes Mal und muss sagen, ich blicke mit gemischten Gefühlen auf meine Zeit hier zurück. Alles in allem war es jedoch eine Zeit, die ich nicht missen möchte.

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