Memoiren einer Geschäftsreisenden - Hotel Bosna, Banja Luka

Über meinen stromlosen Aufenthalt im Hotel Bosnia habe ich ja schon berichtet. Bekanntlich ist nomen ja omen, und ich hatte auch die Ehre, im Hotel Bosna (ohne i) zu nächtigen. Dieses befindet sich in Banja Luka, ebenfalls in BiH. Und ist heute auch ein ganz normales Hotel. Gleich nach dem Krieg aber, na ja …..

Ich reiste gemeinsam mit Geschäftspartnern an einem superheißen Tag an. Es war schon Abend und gegessen hatten wir den ganzen Tag auch nichts. Ein Mitarbeiter holte nur die Zimmerschlüssel von der Rezeption und wir beschlossen, uns zunächst einmal zu laben. Wir setzten uns in ein nahegelegenes Lokal. Gerade, als wir unsere Bestellung abgegeben hatten, fiel der Strom aus. Nichts Spektakuläres, dachte ich mir, kennt man ja in Ländern wie diesen. Meistens dauert das Ganze ein paar Minuten und dann kommt er wieder. Aber nichts passierte. Wir änderten unsere Bestellung auf Salat um, vielleicht würden wir ja später noch zu einem warmen Essen kommen. Dem war nicht so. Es wurde dunkel, und es blieb bei Salat und Brot. Auch nicht so schlimm, das ist zu verkraften. Jetzt mussten wir aber im Dunkeln ins Hotelzimmer, das ich ja noch gar nicht einmal gesehen hatte. An der Rezeption wurde ich noch mit einer Taschenlampe ausgestattet, mit welcher ich mich ins Zimmer vortastete. Zähneputzen fiel aus, ich konnte ja nicht einmal den Koffer richtig auspacken. Also nur das Bett im Dunkeln finden und schlafen. Sehen konnte ich ja nichts, aber das Bett roch sehr muffig, die Matratze hatte Hängemattencharakter. Irgendwann schlief ich dann ein.

In der Früh dann das Erwachen! Erwachen im doppelten Sinn! Ich wachte auf, weil ich mein Kreuzweh auf der Matratze nicht mehr aushielt. Und dann der Schock, als ich das Zimmer sah! Der absolute Klassiker eines "Ostblockzimmers", wie sie damals eben waren. Aber eines der übelsten Sorte. In meiner Wertung ungefähr gleichauf mit Hotel Osijek in Kroatien und Hotel International im Kosovo an der Spitze der furchtbarsten Hotels, in denen ich je gewohnt habe. Ach ja, und da war dann noch eines entlang der Autobahn bei Belgrad! Alles alt und abgewohnt, mit einem gewöhnungsbedürftigen Geruch, verraucht und muffelig. In den Kasten hätte ich sowieso nichts reingelegt. Irgendwie hatte ich Glück gehabt, dass ich das alles am Vortag nicht gesehen hatte. Ich kenne Leute, die können in solchen Zimmern nur mit einem Valium schlafen. Das ist mir mangels Licht erspart geblieben. Jetzt in der Früh war der Strom wieder da, und im Gegensatz zum Hotel Bosnia hatte ich eine Steckdose im Zimmer. Gott sei Dank rief die Arbeit, und ich durfte nach einem kurzen "Kommunisten-Frühstück" wieder abreisen. Es gibt Tage, da freut man sich auf den Job!

Zum Glück hatte ich danach längere Zeit nichts mehr in Banja Luka zu tun. Es hätte mir eine gute Ausrede einfallen müssen, um dort nicht mehr hin zu müssen….

2007 HR

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Silvia Jelincic

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