Lange haben wir darauf gewartet. Endlich ist er da der 25.12 – ein guter Grund, die ganze Flüchtlingsbande bei uns zur Weihnachtsfeier zusammenzuholen. Gut, dass unsere Tochter heuer die Feiertage erstmals auswärts verbringt. Genug Platz für Moe2, Moe und dessen Frau, die ja mittlerweile alle in Wien wohnen.

Für uns ist es eine Premiere, weil wir endlich Moes Frau kennenlernen. Nach Moes bisherigen Erzählungen hat sie ja deutlich die Hosen an in der Beziehung. Wir stellen fest. Er hatte Recht und sie macht das ganz geschickt. M. manipuliert Moe etwas liebevoller, als das meine Frau gemeinhin tut. Die setzt eher auf die Brechstange, im besten Fall verbal...

Weihnachten mit Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan ist natürlich sehr kompliziert. Immerhin sind das Muslime. Da stellt man sich sofort unausweichliche Fragen: Werden sie meinen Weihnachtsbaum enthaupten? Müssen wir statt "Oh Tannenbaum" eher "Oh Minarett" singen? Ich hatte mir extra schon einen Text überlegt "Oh Minarett, oh Minarett ich finde dich ja so adrett". Werden sie wie Vampire zu Staub zerfallen, wenn sie von der Kirsch-Portwein Sauce essen, die es zur Ente gibt? Dabei habe ich die Ente ganz halal im Supermarkt mitgenommen. Halal (also erlaubt) deshalb, weil ich mich brav an der Kasse angestellt und bezahlt habe. Einfach zu gehen ohne zu bezahlen war zumindest eine Überlegung wert, aber das war mir dann doch zu haram (verboten).

julbing

Nur Y. (unser Koch) musste sich noch schnell eine eigene Sauce machen. Ihm war die Kirsch-Portwein-Sauce zu Ente und Rotkraut mit Maroni und Äpfeln zu süß - und eventuell auch zu alkoholisch. Den andern vieren ist es egal. Aus dem PC dudeln sanft Frank Sinatras Christmas Carols. Die Jungs und Mädels hauen rein was geht und spülen mit einem guten Schluck Rotwein nach, Verdauungsschnaps inklusive. Ich vermute, die Logik dahinter ist: Wenn man schon in die Hölle kommt, dann soll es sich wenigstens auszahlen. Den Abschluss bildet daher auch ein großer Topf Feuerzangenbowle, auch Krambambuli genannt: Rotwein, Orangensaft und mit 80-prozentigem Rum über dem Topf karamelisierter Zucker – ein schwindelerregender Genuss. Dazu werden am Feuer im Garten steirisch geröstete Maroni gereicht. Wer nicht alleine im Zimmer schläft, hat eben Pech.

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Den Stefanitag begingen wir mit einem ausgiebigen Spaziergang entlang der Mur - allerdings erst nach einem ordentlichen Festtagsfrühstück. Schade, dass Moe2, seit direkt neben ihm ein Wildschwein erschossen wurde, sich vor Schwein ekelt. Der gebratene Speck hätte ihm sicher geschmeckt. Moes Frau pullt die Zwiebel aus der Kernöleierspeis. Er will Y partout nicht glauben, dass der Lachs auch Schwein ist. Notiz an mich selbst: Das nächste Mal den gebratenen Speck als Fisch tarnen.

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Der Spaziergang ist ein wahrer Hundekampf. Es wird darum gekämpft, wer unsere drei wilden Bestien an der Leine führen darf. Ist aber auch ungerecht von uns, dass wir nur drei Hunde haben - und das für sieben Personen. Vielleicht werde ich mir in Zukunft welche ausborgen, wenn uns unsere Ex-Mitbewohner besuchen. Der wundervoll sonnige Nachmittag konnte nur noch durch eines getoppt werden: Einen großen Topf Chilli meiner Frau. Ich würde ja behaupten, dass sie das beste Chilli der Welt kocht, doch das wäre eine Beleidigung für ihr Chilli. Ein Tag voller Lachen und Geschichten endet mit einer Schnaps- und Likörverkostung. Ich bleibe dabei: Moe ist ein Weichei und steht auf Frauengetränke. Kürbiskernlikör und Portwein munden, meinen 12 Jahre alten Tullamore Due kann ich alleine drinken. (Der ist vermutlich sogar für Muslime zu jung ;))

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Fazit: Die schönsten Weihnachtsfeiertage seit langem. Nun kennen wir auch Moes Frau und hoffen, wir sehen sie in Zukunft öfter. Und natürlich: Multikulti funktioniert nicht und Muslime sind böse. Der Weihnachtsbaum wurde übrigens nicht enthauptet und wir haben auch nicht die Minarettvariante gesungen. Für die Jungs gab es - es lebe das Klischee - als Weihnachtspräsent von meiner Frau gebrautes Haarwachs. Moes Frau hatte mehr Glück, ihr Geschenk ist wenigstens trinkbar.

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