Warum ich mich nicht zwischen Singleleben und Beziehung entscheiden kann

“Genieße das Single sein!” – Wie oft hört man diesen Satz, wenn man sich über das Allein sein beschwert. Was soll man denn daran genießen? Das frage ich mich oft, wenn ich auf meiner Couch liege, mich gerne an jemanden anlehnen würde, aber stattdessen in Embryonalstellung mit dem Kissen kuschele. In diesen Momenten wünscht man sich nichts mehr als jemanden, der da ist.

Doch was passiert, wenn sich auf einmal eine Möglichkeit ergibt, sich ein Mensch ins Leben schleicht, der diese Einsamkeit beenden könnte? So romantisch die Gedankengänge dann auch sein mögen: Gemeinsame Sonnenuntergänge, kuscheln zu einem Horrorfilm, sein Umfeld mit Turtelei nerven etc. Irgendwann ploppt im Hirn etwas auf wie: Aber wenn dich nun der eine tolle Typ aus deiner Stammkneipe endlich wahrnimmt und mit dir ausgehen will? Was, wenn sich der Traummann von vor einem Jahr meldet, und dich zurück haben will? Was, wenn der Zukünftige ein Problem mit deinem Partyleben hat? Was, wenn du dich wieder in einer Beziehung verlierst?

Da kommt sie wieder zum Vorschein, die “Generation Beziehungsunfähig”. Zu viele Möglichkeiten. Lege ich mich fest, entgehen mir vielleicht viel bessere Nächte, viel schönere Menschen.

Meine “to f*ck”-Liste ist noch nicht leer, eher füllt sie sich kontinuierlich. Ärgert es mich zu sehr, wenn ich durch eine Beziehung mögliche Gelegenheiten verstreichen lasse?

In meinem Alter hat man den Anspruch jemanden zu finden, mit dem man den Großteil seines Lebens verbringen kann. Da gibt es keinen Plan B. Wer will schon im Alter allein sein? Dann gibt es keine Partys mehr, auf denen man bis morgens um 6 tanzen kann. Immer mehr Freunde heiraten, bekommen Kinder, man gehört nicht mehr dazu. Weihnachten zu Hause – allein vor dem nicht vorhandenen Weihnachtsbaum. Wenigstens die Katze bekommt ein Geschenk. Na herzlichen Glückwunsch!

So langsam verstehe ich die “Beziehungsunfähigen”, hin- und hergerissen zwischen zwei Welten. Die Pärchenwelt ist so endgültig, so abgeschottet. Schaue ich mir die Pärchen in meinem Umfeld an, gibt es neben den Neid-Momenten auch viele die-tun-mir-leid-Momente. Mit jeder Beziehung gewinnt man zwar einen tollen Menschen, verliert jedoch Freunde, möchte ich das?

Loslassen fällt oft schwer, egal ob es sich um eine Beziehung, oder um eine Freundschaft handelt. Loslassen von einer Lebensweise, fällt mir persönlich ebenfalls schwer. Man hat sich eingewöhnt, sich arrangiert mit dem Ablauf des Alltags. Montag bis Freitag: Arbeit, Hobby, im Idealfall Freunde. Freitag bis Sonntag: Party! Spaß! Leben genießen!

Für mich gehört es jedes Wochenende dazu, neue Menschen kennenzulernen, zu flirten und auch mal jemanden abzuschleppen. Ich mag, wie es ist. Solange das genau so klappt, habe ich keinen Grund mich zu beschweren.

Aber was passiert, wenn ich Samstagabend mal nicht unterwegs bin, alleine zu Hause sitze? Dann wünsche ich mir nichts sehnlicher, als jemanden an meiner Seite zu haben.

Es ist so widersprüchlich. Manchmal will man dies, manchmal will man das. Man will sich nicht festlegen, keinen Teil von sich selbst aufgeben.

Möglicherweise ist das die Magie des Sommers. So lange die Sonne scheint und man ständig unterwegs ist, verdrängt man andere Bedürfnisse. Aber sobald es regnet, das Thermometer sinkt, steigt sie, die Einsamkeit, der Wunsch nach einem Gegenstück.

Eine Affäre stellt eine mögliche Lösung dar. Sie gibt Nähe, und ist unverbindlich. Aber auch diese Nähe ist nur begrenzt. Geht es einem Part der Affäre schlecht, hat der Gegenpart keinerlei Verpflichtung, sich zum Anlehnen zur Verfügung zu stellen.

Hin- und hergerissen steht man nun da, mit Mitte/Ende 20. Man will sich weiterentwickeln, vorankommen im Leben, Familiengründung, Haus bauen, Baum pflanzen etc. andererseits möchte man an seinem aufregenden Partyleben festhalten, Langeweile weiterhin als Fremdwort betrachten.

Wie sagte mein Tanzlehrer: “Man muss auch mal loslassen können!”.

Die Frage ist, was man loslassen sollte: Den Traum eines glücklichen Familienlebens, oder das ausschweifende Singleleben?

Am Ende wird man sich wohl immer fragen: Hätte ich nicht ein erfüllteres Leben gehabt, wenn…?

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