Wo waren bei den Vorfällen in Köln bitte die Beschützer?

Die Vorkommnisse in Köln, Hamburg und Stuttgart zur Silvesternacht sind schrecklich. Ich habe das Ganze etwas spät mitbekommen, da erst nach und nach "Fakten" auf den Tisch kamen. Es ist schlimm, dass die Menschen einen schönen Anlass wie Silvester nicht einfach friedlich und unbeschwert feiern können. Wer auch immer auf die Idee kommt, Diebstähle zu begehen, gehört meiner Meinung nach wenigstens für kurze Zeit weggesperrt. Dazu noch Frauen zu belästigen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Was geht da in den Hirnen vor? Allein einem fremden Menschen etwas wegzunehmen, ist für mich schon unvorstellbar. Okay, ich habe betrunken mal einem Kerl zwei Zigaretten aus der Tasche geklaut. Das gebe ich zu, und das ist mir im Nachhinein auch unangenehm. Sich aber bewusst mit mehreren Menschen zu verabreden, um gezielt anderen etwas wegzunehmen, entzieht sich meiner Vorstellung von Moral.

Eine Frage stellt sich mir bei diesen ganzen Vorkommnissen aber doch: Warum hat niemand geholfen? Ich gehe mal stark davon aus, dass einige der belästigten Frauen ihre Freunde/Ehemänner dabei hatten. Die müssen das mitbekommen haben. Standen sie nur daneben, und haben in Angststarre verharrt? Haben sie vielleicht sogar weggeschaut? In meiner Vorstellung würde so eine Situation, wie sie in Köln passiert ist, zu Massenschlägereien führen. Männer würden ihre Frauen, oder auch fremde Frauen, verteidigen und die Angreifer in die Flucht schlagen. Es wurde um Hilfe gerufen. Es war augenscheinlich, dass etwas passierte, was die Frauen nicht wollten. Springt da nicht der Beschützerinstinkt an? Es waren ja nicht nur wehrlose Rentner, sondern massig junge Männer dort unterwegs. Die Herren der Schöpfung sind doch sonst nicht knauserig mit dem Verteilen von Tiefschlägen oder harten Worten, warum dann also nicht in Situationen, in denen es wirklich angebracht wäre?

In einem Artikel las ich den Augenzeugenbericht eines Mannes, dessen Frau angegriffen wurde. Er beteuerte keine Möglichkeit gehabt zu haben, seiner Freundin helfen zu können. Eingekesselt von mehreren Männern, war sie also sich selbst überlassen. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Die Biologie hat es so eingerichtet, dass man in Gefahrensituationen Kräfte aufbringt, die man selbst sonst nicht für möglich gehalten hätte. Wieso zum Teufel, konnten die Männer dann die Frauen nicht verteidigen? Hatten sie Angst? Angst vor Waffen, körperlicher Gewalt oder ähnlichen bedrohlichen Dingen? Mal eine Scherzfrage: Wären die Männer in der Steinzeit auch vor einem Bären weggelaufen? Wahrscheinlich eher nicht. Bär erlegt, und fertig. Es war nirgendwo davon zu lesen, dass Täter gefasst, oder auch verletzt wurden. War denn niemand Manns genug, um den Idioten mal einen Kinnhaken zu verpassen?

Die ganze Situation hat ja auch ein Signal: Frauen sind wehrlos. Ihr könnt mit ihnen machen was ihr wollt. Vor ihren Männern braucht ihr keine Angst haben, die können nichts ausrichten. Ganz großes Kino! Da wird mir selbst angst und bange, wenn ich mir vorstelle, selbst in einer solchen Situation zu sein. Eine versuchte Vergewaltigung reicht mir im Leben. Dadurch habe ich schon genug Angst, und schaue mich generell nach möglichen Beschützern um. Vor einer Woche befanden meine Beste und ich uns wieder in einer Situation, in der mein Kopf sagte "Hol dir jemanden, der dich im Notfall verteidigen kann". Auf der Tanzfläche unserer Stammbar war es brechend voll, es lief gute Musik und die Stimmung war ausgelassen. Leider gab es dort zwei Idioten, die vermutlich unter irgendwelchen Drogen standen. Wild zappelnd gingen sie uns mächtig auf den Zeiger.

"Lasst uns in Ruhe. Geht nach Hause, geht einfach nach Hause." - versuchte ich im strengen Ton zu vermitteln.

"Zu Hause? Aber da ist doch nur Mutti!" - antwortete mir einer der beiden Jungs.

Ziemlich unbeeindruckt stießen sie weiterhin gegen uns und konnten sich nicht mehr richtig koordinieren. Bewusst tanzten wir direkt vor dem DJ-Pult, da ich vom DJ wusste, dass er keine Gnade kennt, wenn Frauen belästigt werden. Er gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Im Augenwinkel sah ich, dass er uns ständig im Blick hatte. Sobald die Situation auch nur ansatzweise eskalieren würde, hätte ich jemanden bei mir, der mich verteidigen würde. So muss das sein! Und so kann Frau auch selbstbewusst handeln. Das merkten auch die betäubten Jungs und ließen irgendwann von uns ab.

Wenn ich mir aber nun vorstelle, ich befinde mich in einer Situation, wie die Frauen es in Köln taten, habe ich ein ungutes Gefühl. Ich würde mich nach einem Beschützer umschauen, aber da wäre niemand. Ich wäre mir selbst überlassen. Mein Selbstbewusstsein würde sich in pure Angststarre verwandeln. Ich habe selbst nicht geglaubt, dass man in Bedrohungssituationen so wehrlos werden kann. Aber seitdem ich selbst erlebt habe, dass man im Notfall alles über sich ergehen lässt, nur um noch Schlimmeres zu verhindern, bin ich beunruhigt.

Ich kann nur hoffen, dass diese Masche des Diebstahls sehr schnell eingedämmt wird. Ein Appell an die Männer: Seid mutig! Zeigt Stärke! Ihr könnt das!

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Julian Tumasewitsch Baranyan

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