Der Westbalkan kann die Flüchtlingskrise nicht bewältigen

Tränengas gegen die Flüchtlinge an der mazedonischen Grenze, Wucherpreise bei Taxis und Bussen in Serbien, Kapazitäten, die in Kroatien aus allen Nähten platzen. Der politisch und gesellschaftlich labile Westbalkan ist nicht im Stande, mit dem immensen Zustrom von Flüchtlingen fertig zu werden. Die ungarische Politik der Abriegelung, die seit dieser Woche gilt, zeigt das in voller Deutlichkeit. Solange der Westbalkan lediglich eine Durchreisestation für zehntausende Flüchtlinge war, nahm die EU das wahre Ausmaß des Flüchtlingsproblems in Mazedonien und Serbien nicht wahr. In diesen Ländern waren es vor allem NGOs und einfache Bürgerinnen und Bürger, die den Flüchtlingen halfen. Ein Großteil der dortigen Bevölkerung, der in den 1990er Jahren selber flüchten musste oder mit einer Fluchtsituation vertraut war, zeigte eine ordentliche Portion Solidarität und Humanität. Doch diese Hilfe hat ihre Grenzen. Der mazedonische und serbische Staat - wirtschaftlich und gesellschaftlich schwach und nach den verheerenden Kriegen auch ethnisch und nationalistisch belastet - waren und sind nicht im Stande, eine enorme Zahl an Flüchtlingen adäquat unterzubringen. Eine ähnliche Situation beobachten wir derzeit in Kroatien: Nach 7.000 aufgenommenen Flüchtlingen droht die Situation dort außer Rand und Band zu geraten.

Währenddessen schaut die EU tatenlos zu. Mazedonien, Serbien und Kroatien müssen momentan mit einer Flüchtlingskrise zurecht kommen, die sie in der Form keinesfalls alleine bewältigen können. Gleichzeitig will kein einziger Flüchtling in diesen Ländern bleiben, jedes (Zwangs-)Aufhalten wird früher oder später zu Tumulten und Unruhen führen. Gleichzeitig tun viele EU-Länder immer noch so, als gehe sie dieser Ausnahmezustand und das immense menschliche Leid gar nichts an. Die EU als Wertegemeinschaft scheint in diesen Tagen ihre Glaubwürdigkeit vollkommen verloren zu haben. Absurderweise zeigt sich das gerade am Westbalkan, einer Region, die bisher dieser Union extrem positiv gesinnt war und ihre Mitgliedschaft in der EU als oberste Priorität gesehen hat.

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Nebenbuhler

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Dieter Krassnig

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Spinnchen

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fischundfleisch

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