Können wir uns eine verlorene Generation leisten?

Jeder vierte Jugendliche mit Migrationshintergrund hat hierzulande weder Job noch Ausbildung. Wie lange werden sie noch auf eine gute Ausbildung warten müssen?

Im jüngsten OECD-Bericht zu Indikatoren der Integration, der Anfang Juli veröffentlicht wurde, hat Österreich katastrophal abgeschnitten. Demnach ist hier jeder vierte Jugendliche mit Migrationshintergrund ein Neet, befindet sich also weder in Ausbildung noch hat er einen Job oder betreibt eine Weiterbildungsmaßnahme. Damit gehört Österreich zum Spitzenfeld der OECD-Länder, in denen die zweite Generation extrem schlechte Chancen auf gute Ausbildung und Karriere hat. Während hierzulande viel über Migration und Integration gesprochen wird, sind diese Indikatoren ein klares Zeichen eines Systemmangels, über das noch immer zu wenig gesprochen wird. Das österreichische Schulsystem vererbt Bildungsbiographien, dies schlägt sich nun besonders bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund nieder.

Nun stellt sich angesichts einer immer komplexeren Wirtschaftslage folgende Frage: Kann sich Österreich in einem starken Wettbewerb der Länder eine verlorene Generation von jungen Menschen leisten? Ist ein solches Verhältnis dieses Staates überhaupt jugend- und zukunftsgerecht? Die Bildungsreform in diesem Land ist ein Dauerproblem, ein ideologisches Schlachtfeld, in dem migrantische Jugendliche offenbar die größten Verlierer sind. Das scheint aber die einheimischen Politiker nicht besonders zu interessieren. Während man seit der Schaffung des Integrationsstaatssekretariats und später Integrationsministeriums viel getan hat, um das mediale Bild der Integration zu ändern, blieben bedeutende Systemveränderungen, die eine stärkere Inklusion von Migranten in der Gesellschaft gewährleisten sollten, weitgehend auf der Strecke. Eine der wichtigsten davon ist der Zugang zur Bildung. Ohne qualitative Bildungsangebote wird es in Österreich keine attraktiven Jobs geben, jede Investition in die Jugendlichen ist also eine Investition in die Zukunft. Wollen endlich unsere Spitzenpolitiker begreifen, dass auch Jugendliche mit Migrationshintergrund ein Teil dieses Landes sind und auch eine bessere Ausbildung verdienen? Viele von ihnen sind hochbegabt. In diesem veralteten Schulsystem werden sie aber zu Verlierern gemacht. Eine Schande für die Republik!

Verzeifelte Jugend: Kein Geld, keine Bildung, keine Zukunft

Fotocredit: Fotolia, Gina Sanders (Urheberin)

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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