Warum ist uns Garissa so wenig wichtig?

Die Logik der Medienberichterstattung in Österreich und in Europa ist manchmal sehr schwer zu durchblicken. Jedenfalls hinterlässt sie oft das Gefühl von Menschen erster und zweiter Klasse.

Als der schreckliche Angriff auf die Pariser Redaktion des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ verübt wurde, schrie ganz Europa und die demokratische Welt auf: „Je suis Charlie!“ überflutete die sozialen Medien, Unterstützungskundgebungen und Mahnwachen wurden veranstaltet. Alles richtig und gut: Es ist schließlich eine Verpflichtung von demokratischen Gesellschaften, auf Terrorakte entschieden zu reagieren und die hart erkämpften Werte der Demokratie zu verteidigen.

Es ist aber andererseits seltsam, wenn die gleichen Medien, Institutionen und Intellektuellen, die beim Charlie-Hebdo-Anschlag am lautesten reagierten, bei ähnlichen und gleichmotivierten Anschlägen in der Welt schweigen. 147 junge Studenten wurden gestern auf die brutalste Art und Weise an einer Universität in der kenianischen Stadt Garissa hingerichtet. Für die sozialen Medien waren die Verhandlungen mit dem Iran, oder Katzen- und Hasenfotos gestern irgendwie wichtiger. Beschämend, denn allen Terroropfern dieser Welt sollen wir den gleichen Respekt zollen. Egal woher diese Opfer kommen, und wer die Täter sind. Als Journalist und Medienbeobachter muss ich bei solchen fehlenden Solidaritätsbekundungen feststellen, dass die Medien in Europa das Bild von wichtigen und unwichtigen Ländern und Nationen leider zementieren. Dutzende ermordete Kinder in Syrien oder schwerste Verbrechen der Terrorgruppe Boko Haram in Nigerien - um nur einige Gräueltaten der letzten Zeit zu nennen - bekommen nicht einmal einen Bruchteil der Medienaufmerksamkeit der Verbrechen, die in Westeuropa oder in den USA passieren.

Diese Art der Medienheuchelei trägt zu einer objektiveren Wahrnehmung von Krisen in der Welt sicher nicht bei, sondern vertieft die ohnehin schon tiefe Kluft zwischen dem entwickelten Westen einerseits und Afrika bzw. der islamischen Welt andererseits.

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Bärtram

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