Cholesterin ist zwar drin, aber macht dich nicht hin – Sind Eier gesund ?

Hat sich ein Ernährungsmythos einmal so richtig als „Volksglaube“ etabliert, ist ihm kaum mehr beizukommen. Noch heute verzichten viele aus Angst vor dem „bösen Cholesterin“ auf ihr an sich heiß geliebtes Frühstücksei. Zu Unrecht, wie die Wissenschaft längst herausgefunden hat. Wir von Land schafft Leben haben dazu zwei Koryphäen befragt: Den Ernährungsmediziner Dr. Meinrad Lindschinger und unseren Gastblogger, Biochemiker und Professor für Lebensmitteltechnologie Dr. Otmar Höglinger.

Noch heute verzichten viele aus Angst vor dem „bösen Cholesterin“ auf ihr an sich heiß geliebtes Frühstücksei

Eine Erinnerung aus Kindheitstagen

Ostern heißt für mich seit ich denken kann Eierzeit. Im Osternest meiner Kindheit und Jugend lagen abgezählte 10 Stück von meiner Mutter handgefärbte Ostereier. Beim Eierpecken* mit meinen vier Schwestern ging das eine oder andere verloren oder wurde dazu gewonnen. Schon am Ostermontag jedenfalls hatten wir gefräßigen Fuchswelpen fast alle Eier verputzt. Kein Osterei hat jemals länger als ein, zwei Tage Ostern überlebt. Meine jüngste Schwester war berühmt für ihren schier unstillbaren Eierhunger. Hatte sie beim Eierpecken Glück oder peckte mit größerem Geschick – und eigentlich hat sie immer gewonnen –, dann verdrückte sie anlässlich des dazugewonnenen Eis sofort beide Eier am Stück. Damit man mich nicht falsch versteht: Ich will nicht etwa diese Ostereier-Diät weiterempfehlen. Diese kleine Anekdote aus meiner Kindheit zeigt aber vielleicht zweierlei ganz schön.

1. Hatte meine Mutter die Kunde vom bösen Cholesterin offensichtlich nicht ereilt, weshalb sie ohne jedes Bedenken ihre Kinder zu Ostern mit Eiern „vergiften“ konnte und…

2. Haben auch wir Kinder nichts davon gehört und wussten wohl instinktiv, was die Forschung mittlerweile zweifelsfrei gestellt hat: Eier sind ein gesundes und schmackhaftes Lebensmittel.

Die 10 Ostereier waren innerhalb weniger Tage verputzt

Zu Unrecht auf der „Anklagebank“

Wer, wie ich in den 1970er-Jahren aufgewachsen ist, erinnert sich: Irgendwann kam Butter zum Frühstück in Verruf, stattdessen verkündete die "Rama-Frau" Margarine als gesunde Alternative für "das gute Frühstück". Butter war "böse", und Eier waren auch verpönt: Zu viel Fett, zu viel Cholesterin macht Herzinfarkte und Schlaganfälle – so die einfache Parole. Damals hielt das Müsli seinen triumphalen Einzug auf Österreichs Frühstückstisch. Nichts gegen das Müsli, aber statt dem einst propagierten entweder („gutes Müsli“) oder („schlechtes Ei“) darf heute mit dem Segen der Wissenschaft sowohl als auch genossen werden.

Wie uns Dr. Lindschinger, der in Laßnitzhöhe bei Graz das Institut für Ernährung und Stoffwechselerkrankungen leitet, im Filminterview kurz und bündig erklärt, belegen zahlreiche Studien keinerlei Verbindung zwischen dem Ei-Konsum und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-erkrankungen. Zwar enthält das Ei recht hohe Mengen an Cholesterin, das ebenfalls im Ei enthaltene Lecithin hemmt aber die Cholesterinaufnahme im Darm, wodurch weniger Cholesterin ins Blut aufgenommen wird, wo wir es nicht haben wollen. Laut Dr. Lindschinger kann das Ei einen nicht nur unschädlichen sondern sogar gesundheitsfördernden Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung leisten. Es kommt ja keiner auf die Idee nur mehr Eier zu essen, was natürlich wie jede einseitige Ernährung zu gravierenden Problemen führen würde.

Das „gute“ und das „böse“ Cholesterin

Cholesterin kann sich sozusagen zum „Guten“ oder „Bösen“ hinwenden. Ob es das eine oder andere tut, hängt dabei weit mehr von deiner genetischen Grundausstattung ab als davon, wie du dich ernährst. Denn, wie uns Dr. Höglinger wissen lässt, der überwiegende Teil, nämlich ca. 80 Prozent des Cholesterins wird im Körper selbst gebildet. Führen wir über unsere Ernährung zu viel Cholesterin zu, dann beginnt der Körper seine Eigenproduktion zurückzuschrauben. Entscheidend ist die Verstoffwechselung des Cholesterins – wie sehr es also deiner Leber gelingt das „böse“ Cholesterin abzubauen. Und das entscheiden wiederum hauptsächlich unsere Gene.

Jeden Tag ein Ei?

Die gängige Empfehlung von 3 bis 4 Eiern in der Woche, wie sie in vielen „Ernährungsratgebern“ enthalten ist, sei durchaus unproblematisch meinen beide Interviewpartner unisono. Wenngleich Dr. Lindschinger wenig von generellen Empfehlungen hält, die dem von ihm selbst entwickelten und propagierten Ansatz des „functional eatings“ zuwider laufen. Einig sind sich die beiden Herren bei der Risikogruppe Diabetiker, wo es prophylaktisch Sinn mache, den Eierkonsum niedrig zu halten.

"Alleskönner Ei"...

Ernährungsphysiologisch sei das Ei gar ein „Alleskönner“ wie sich Dr. Lindschinger ausdrückt. Und auch Dr. Höglinger weist dem Ei reichlich innere Werte aus. Eine Vitamin- und Mineralstoffbombe sei das Ei: Vitamin A, E und D finden wir in dem kleinen essbaren Universum genauso wie Eisen, Zink, Folat, Biotin und Niacin. Wofür alle diese Vitamine und Mineralstoffe gut sind hat uns Dr. Höglinger hier (Vitamine) und hier (Mineralstoffe) fein säuberlich bereits erklärt.

Bleibt noch die Biologische Wertigkeit des Eis zu würdigen. Hier gibt das unscheinbare Ding gar den Referenzwert 100 ab. Anders gesagt, das im Ei enthaltene Eiweiß kann unser Körper zu 100 Prozent in körpereigenes verwandeln. Das ist unschlagbar! Auch zum Thema Biologische Wertigkeit erfährst du hier Näheres von Professor Höglinger.

Das Eiweiß des Eis kann zu 100 Prozent in körpereigenes umgewandelt werden

Ein Hoch also auf das Lebensmittel Ei UND auf sein Huhn

Was so wertvoll für unsere Ernährung ist, sollte uns auch hinsichtlich seiner Herkunft ganz und gar nicht egal sein, nicht wahr? Und das Ei kommt nun mal vom Huhn. Auch hier sind sich unsere beiden Experten einig: Alles, was dem Huhn, das uns sein Ei liefert, gut tut, kommt über das Ei wiederum uns zu Gute. Das ist kein romantischer Mythos, sondern wissenschaftlich nachgewiesen. So haben Studien eindeutig Vorteile des Bodenhaltungseies gegenüber dem weltweit mengenmäßig nach wie vor klar dominierenden Käfigei hinsichtlich seines Fettsäuremusters belegt. Eine gute Freiland- und Bio-Haltung kombiniert mit jeweils optimaler Fütterung schlagen laut Dr. Lindschinger über die erhöhte Hühnergesundheit und das erweiterte Fressangebot für das Huhn ebenfalls positiv für das Ei zu Buche.

Ein Einblick in die "Lebenswelten" heimischer Legehennen

Es liegt an jedem einzelnen selbst wie sehr er sich diese Fragen zu Herzen nimmt und in sein Einkaufs- und Essverhalten einfließen lässt. Ich würde meinen, es zahlt sich aus.

*Bei diesem weit verbreiteten Osterbrauch werden zwei gefärbte Ostereier an der Spitze und am „Arsch“ gegeneinander geschlagen. Wessen Ei gewinnt, also wessen Schale dabei unversehrt bleibt, der darf das unterlegen Ei als Gewinn einstreifen.

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