Meine Frau und ich im Urlaub

JESOLO, später Nachmittag.

Im Strandcafé des Hotels. Kein ‚Good prize‘ aber Musik. Zucchero, na immerhin. Meine Frau im Zimmer, die Sonne im Rücken. Der Abend kommt, es wird reflexiv. Non ho paura di restare senza una donna (ich habe keine Angst, ohne Frau zu bleiben). Na ja. Zwei junge Jogger überholen zwei alte Damen, ein göttlich komisches Bild. Viele Sonnenbrillen rutschen auf die Stirn, man sieht sich wieder in die Augen.

Für mich ist der Abend immer ein Aufwachen. Der Tag eine Trance. Wenn ich aus meinen Tagträumen erwache, fühle ich mich wie nach einem Sekundenschlaf am Pannenstreifen. Die Realität ist etwas Grauenvolles, und ich trau ihr nicht. Ein kleiner Vogel neben mir auf der Stuhllehne will mir das Gegenteil beweisen. „Ja, wer bist denn du? Du süßer Vogel du…“ Schon fliegt er weg. Der Nachbartisch hat Chips, kluger Vogel.

Mir wird das Leben zu kurz. Diesen Satz kannte ich noch nicht. Der ist neu. Ich sehe im Geiste meine Frau im Zimmer Wäsche zusammenlegen und mit ihren schönen Händen über die Flächen streichen. Im Café werden Plastiksessel zurechtgerückt. Der liebe Frühstückskellner setzt sich stolz und dienstfrei im frischen Hemd glattrasiert an einen Tisch und schnalzt mit der Zunge. Er ist ein wahrer Luigi mit schönem Bauch und guter Körperspannung. Sein Kollege ist mehr ein freundliches Wettex mit teurem Ledergürtel. Manche Menschen haben auf 100 Meter Mundgeruch. Manche riechen stark in handbreit Entfernung, und man könnte sie trotzdem von oben bis unten abschlecken.

Meine Frau sagt manchmal: „Du schreibst ja den ganzen Tag.“ Als würde sie sagen: Du atmest ja den ganzen Tag. Wenn ich schreibe, verliebe ich mich alle fünf Sekunden und möchte Mistkübel und Hydranten heiraten. Dann werde ich so glücklich, dass es mich zerreißt. Dann schaue ich dem zu, der mir zuschaut. Da oben irgendwo. Keine Angst, kein Kindergarten, keine Schule, nur schwebendes Sein. Jetzt muss ich auf’s Klo. Vielleicht hat mich auch meine Frau gerufen, das ist oft so.

Frauen sind zu 170 Prozent aus Wasser, wie das Meer. Sie wissen und spüren alles, aber sie stellen sich immer blöd, dass wir Männer in Ruhe Segelschiffe erfinden können, oder Smartphones, falls es windstill ist. Für mich ist ein Sonnenschirm natürlicher als eine Palme. Der ehrlichste Fisch ist der in Tomatensauce. Das Wichtigste in einer Rindsuppe: der Suppenwürfel. Alle Weisheit ist im Klo, dort will ich hin. Durchfall hab ich gern. Man wird so demütig und dankbar. Gott wollte es besser machen und bekam Durchfall. Und es zieht sich zusammen, das Universum. Wir sind das Muttermal von der lieben Frau Gott. Hoffentlich lässt sie es nicht wegmachen, weil irgendwie ist es ja schön, das alles. Rosmarin.

Roul Starka

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