...und wieder ein Vorfall mit Hundebiss in den Medien...

In Öberösterreich verbiss sich ein Rottweiler in den Unterarm eines sechsjährigen Mädchens, das ein Stöckchen in der Hand hielt, das sie dem Hund werfen wollte. Zuvor hatte die Kleine die Hundebesitzerin beobachtet, die das selbe tat. Der Rüde ließ vom Arm des Mädchens nicht ab und Passanten mußten eingreifen, die sie letztlich nach zwei Minuten befreien konnten.

Was war hier passiert? Wieso wird aus einem offenbar braven Rottweiler, der seiner Halterin voller Begeisterung folgsam das Stöckchen aus dem Wasser apportiert, plötzlich eine beißende "Bestie"? Nun, wovon wir hier sprechen, nennt man den "Beutetrieb". JEDER Hund hat ihn - bei manchen ist er mehr ausgeprägt, bei manchen weniger. Nur: WAS ist denn überhaupt "Beute"?

Fälschlicherweise versteht der Otto-Normal-Hundehalter unter dem Wort Beute das, was der Jagdhund dem Jäger bringt, oder jagt, oder sich der Hund selbst zu erjagen pflegt - also Fleisch. Was viele aber nicht wissen: In der Hundewelt ist ALLES Beute, wovon der Hund annimmt, das es IHM gehört: Futternapf = Beute. Sein Korb = Beute. Spielzeug = Beute. Manchmal sogar der Wassernapf, und überhaupt ALLES, was der Hund in Besitz nehmen möchte - auch Menschen. Diese seine "Beute" wird prinzipiell immer kompromisslos verteidigt.

Im Falle des kleinen Mädchens erachtete der Rottweiler das Stöckchen in der Hand als seine Beute und die forderte er ein. Wahrscheinlich hielt sie das Stöckchen in den Augen des Hundes zu lange, was letztendlich zum Biss führte. Es handelt sich bei diesem Fall (Wie bei den meisten anderen Hundebissen auch) also um eine Verkettung tragischer Umstände, in denen ein Hund seinem natürlichen Instinkt folgte. Die Halterin, deren treuer Hausgenosse wahrscheinlich zuvor nie auffällig wurde, konnte offenbar nicht eingreifen, da sie NIE mit einem Angriff gerechnet haben wird - womit wir nun bei meinem eigentlichen Kernthema - der Beutekontrolle - wären, das mir ein großes Anliegen ist.

Das Training der "Beutekontrolle" ist, nebem dem Distanz- und Abruftrainig, eines meiner Hauptaugenmerke in Sachen Ausbildung des Hundes. Viele Halter denken, dass "Sitz", "Platz", "Fuß" die wichtigsten Ziele seien - also klassische Unterordnung. Doch vor allem anderen aber sollte die Beutekontrolle DAS Ziel für den Halter sein, denn nur, oder meistens kommt es aus diesem Grund zu unberechenbaren Hundebissen.

Der wichtigste Part dabei ist, dass der Hund die "Beute" immer mit dem Menschen assoziieren muss. Wie auf dem Bild oben zu sehen ist, erreiche ich das, indem der Hund mir in die Augen sieht und seinen Blick nicht auf die Beute - in diesem Fall den Fressnapf vor sich - fokussiert. Solange er meine Zustimmung nicht bekommt, darf er sich dem Fressnapf nicht nähern. Der Hund begreift also, dass die "BEUTE" mit MIR in Verbindung steht. Dieses Training beginnt ausschließlich zuerst und immer in den eigenen vier Wänden - einer kontrollierten Umgebung also - und wird später nach draußen verlagert. Das Training schließt alles ein, was den Beutetrieb des Hundes auslöst - z.B. eben auch Spielzeug in Form von Stöckchen.

Warum zuerst daheim? Nun, wenn sich der Hund in den eigenen vier Wänden unkontrolliert alles nimmt, das er haben will, warum sollte er sich dann draußen kontrollieren lassen...? Das primäre Ziel ist, dass der Hund diesen fokussierten "Tunnelblick" von der Beute automatisch in einen Blick ins Gesicht desjenigen umwandelt, der die Beute kontrolliert. Idealerweise wäre das jeder, nicht nur der Halter selbst.

Hätte also besagte Halterin dem Rottweiler ein solches Training zukommen lassen, wäre es meines Erachtens nach NICHT zu diesem bedauernswerten Vorfall gekommen - der Hund hätte das Stöckchen in der Hand des Mädchens als das Ihre akzeptiert und nicht in Form eines Bisses eingefordert.

Womit wir also wieder einmal bei der Tatsache angelangt wären, die da lautet: Der Fehler wurde wieder einmal am oberen Ende der Leine begangen und der Hund bleibt - wieder einmal - als Buhmann zurück...

Link:

http://ooe.orf.at/news/stories/2848790/

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