Hormonrausch im Online-Casino: Das bewirkt Zocken im Gehirn

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Das menschliche Gehirn ist ein hochkomplexes und dynamisches System. Durch die Erfahrungen, die wir täglich machen, verändert es sich ständig. Dadurch entstehen immer wieder neue Verbindungen im Gehirnzentrum. Entsprechend werden Verknüpfungen abgebaut, die nicht mehr benötigt werden. Vor allem gilt das in Lebensphasen wie dem Kleinkindalter und der Jugendzeit. In dieser Zeit finden Umstrukturierungen im Gehirn statt.

Allerdings verändert sich das Gehirn auch weiterhin im Erwachsenenalter. Durch langanhaltende und vor allem durch wiederholende Erfahrungen verändert sich das Gehirn besonders intensiv. Die Teilnahme am Glücksspiel oder der regelmäßige Besuch einer Online Spielhalle verändern ebenfalls die alten Gewohnheiten und legen neue fest. Das kann die Verhaltensweisen ändern und schnell in eine Sucht führen, hat jedoch auch Vorteile.

Das Glücksspiel und die Abläufe im Gehirn

Sobald eine Verhaltensweise ein Wohlgefühl zur Folge hat, wie das beispielsweise bei einem Gewinn im Casino der Fall ist, wird sie im Gehirn gebahnt. Das heißt, dass nun bestimmte Verknüpfungen zwischen Nervenzellen gestärkt werden. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die gleiche Verhaltensweise in Zukunft noch einmal gezeigt wird, deutlich an. Das Gehirn programmiert diesen Vorgang gewissermaßen fest ein.

Es werden dann der Ort, die Situation und die Stimmung im Gehirn verknüpft und später reicht etwa der Sound der virtuellen Automaten aus, um sich sofort wieder in die einstige Situation des Glücks zu versetzen. Dieser Vorgang ist schon seit Langem als Konditionierung bekannt. Das bedeutet, dass die Umgebungsreize, die das Gehirn automatisch mit dem Glücksspiel verknüpft, sich auch noch nach dem Spielen weiter auswirken.

So wird man weitestgehend vom eigenen Gehirn unbewusst aufgefordert, weiterzuspielen. Das gilt aber nicht nur für das Glücksspiel, denn man kennt das ebenso vom Essen, etwa dem Genuss von Schokolade. Der darin enthaltene Zucker löst ebenfalls ein Glücksgefühl aus, das das Gehirn unbedingt wiederholen möchte. Genau deswegen bleibt es dann auch nicht bei einem Stück Schokolade, sondern ehe man sich versieht, wird die ganze Tafel gegessen.

Der Dopamin-Rausch

Sobald ein Spieler einen Gewinn realisieren kann, werden im Gehirn vermehrt Botenstoffe freigesetzt. Diese lösen Glücksgefühle aus, genauer gesagt werden sie dadurch verstärkt. Dopamin ist einer dieser Botenstoffe. Dieser Botenstoff spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung vieler Suchtformen. Durch das Dopamin wird das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert.

Mit der Zeit reicht bereits hier die Erwartung auf einen Gewinn aus. Durch die verknüpften Umgebungsreize des Glücksspiels, wie das Klingeln des Automaten, wird dann die Aktivierung des Belohnungssystems ausgelöst. Ein Gewinn kann also wie Alkohol einen Dopamin-Rausch im Gehirn bewirken. Genau daran gewöhnt sich das Gehirn dann aber auch.

Das jugendliche Gehirn ist stärker betroffen

Da das menschliche Gehirn erst im Alter von Mitte 20 komplett ausgewachsen ist, sind Jugendliche besonders gefährdet. Noch ist die Impulskontrolle nicht vollständig ausgebildet. Hinzu kommt aber auch noch, dass gerade diese Altersgruppe sehr viel mehr Zeit im Netz verbringt als ältere Erwachsene. Zudem haben andere gleichaltrige Jugendliche, die ebenfalls sehr intensiv im Netz unterwegs sind, ebenfalls einen großen Einfluss.

Für die Risiken des Glücksspiels sind jugendliche Spieler deshalb sehr viel anfälliger, da sie ihr Gehirn, das noch nicht vollständig ausgebildet ist, stark auf das Glücksspiel konditionieren. Menschen, die bereits ein auffälliges Spielverhalten zeigen, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Auch hier ist die Selbstkontrolle beim Glücksspiel deutlich geschwächt.

Besonders schwierig ist es für sie, die Glücksspiele zu meiden, die in der Vergangenheit häufig gespielt wurden. Genau diese Spiele haben ja letztlich genau zu dieser Konditionierung im Gehirn geführt, die zu dem abhängigen Verhalten beigetragen hat. Grundsätzlich hinterlassen Glücksgefühle immer deutliche Spuren im Gehirn. Zwar sind diese Glücksgefühle natürlich zunächst einmal als sehr positiv anzusehen, doch sie können leider auch zu einem Suchtverhalten führen.

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