Als γ Ari den Himmel drehte

Ein Blog über das große Jahr, die stillen Drehungen des Himmels und das unsichtbare Wirken der Götter

Kapitel 1: Ein Jahr, das niemand bemerkte

Es war das Jahr 160 vor unserer Zeitrechnung. Kein Komet durchbrach den Himmel. Kein Orakel schrie Alarm. Keine Säule bebte. Und doch war dies eines jener Jahre, in denen der Kosmos leise sein Kapitel wendet.

An einem unscheinbaren Tag dieses Jahres – es hätte im März sein können, vielleicht zur Tagundnachtgleiche – stand ein schwacher Stern mit dem Namen γ Arietis genau auf dem Frühlingspunkt. Keine Explosion, keine Fanfare. Und doch: Die Sonne verließ endgültig das Zeichen des Widders. Was folgte, war der erste Schritt in das Zeitalter der Fische, nach der alten Ordnung der Präzession – ein Übergang von 2160 Jahren Bedeutung.

Kapitel 2: 72 Jahre pro Grad – das Räderwerk der Zeit

Die Präzession der Äquinoktien – ein Phänomen, das nur die Geduldigsten verstehen. Etwa 72 Jahre dauert es, bis der Frühlingspunkt einen Grad weiterwandert im Tierkreis. In einem Kreis von 360 Grad ergibt das ein „Großes Jahr“ von 25.920 Jahren – ein kosmischer Zyklus, wie ihn Platon vermutete, Babylonier berechneten, und moderne Astrophysik bestätigt.

Um das Jahr -160 also wanderte der Punkt, an dem die Sonne zum Frühlingsbeginn aufgeht, aus dem Sternbild Widder in das der Fische. Und mit ihm – so glaubten Astrologen, Mystiker und Priester – wechselte das Zeitalter selbst.

Kapitel 3: γ Arietis – der letzte Wächter

γ Arietis, ein unauffälliger Stern am Ende des Widders, war der letzte astrologische Wächter des alten Zeitalters. Seine Rektaszension betrug exakt 0 Stunden – er lag also direkt auf dem Frühlingspunkt. In der Sprache der Sternzeit: Wenn γ Ari kulminierte, war es Sternzeit Null. Das ist keine Symbolik – das ist mathematisch exakt.

Was bedeutet das?

Dass dieser Stern, in diesem Jahr, eine Art himmlischen Gong auslöste. Nicht hörbar für Menschen, nicht sichtbar für Politik. Aber in der symbolischen Ordnung der Zeit ein Ereignis von größter Bedeutung. Der Himmel hatte den Kalender umgeblättert.

Kapitel 4: Jupiter in den Fischen – ein kosmischer Herold

Inmitten dieses Wechsels stand Jupiter, der Königsplanet, der Hüter der Ordnung, der Göttervater aller Kulturen – schon ein Stück weit in den Fischen. Er lief dem neuen Zeitalter voraus, wie ein Herold vor dem kaiserlichen Einzug.

Die Babylonier hätten darin ein Omen gelesen: Marduk tritt in ein neues Zeichen.

Die Griechen: Zeus betritt eine neue Ära des Logos.

Die Römer: Jupiter kündigt eine neue Herrschaft an – Rom erhebt sich.

Die Juden: YHWH bereitet den Weg für das Kommende, das Messianische.

Kapitel 5: Vier Spiegel desselben Himmels

Kultur: Babylon

Symbolfigur: Marduk

Deutung des Übergangs: Neues göttliches Mandat, Omen für Königsherrschaft

Kultur: Griechenland

Symbolfigur: Zeus

Deutung des Übergangs: Kosmische Vernunft, Weltwende im Logos

Kultur: Rom

Symbolfigur: Jupiter Optimus

Deutung des Übergangs: Politisch-religiöse Legitimation

Kultur: Judäa

Symbolfigur: YHWH

Deutung des Übergangs: Apokalyptischer Vorhang, Messianische Schwelle

Vier Kulturen, ein Himmel. Und in seinem Zentrum: ein Übergang, von dem die meisten nichts wussten – und doch alles folgte.

Kapitel 6: Der Punkt, an dem Geschichte zur Zeit wird

Wenn wir heute zurückblicken auf dieses Jahr – 160 v. Chr. – sehen wir es meist im Schatten größerer Ereignisse: Roms Aufstieg, Griechenlands Fall, die innerjüdischen Kämpfe der Hasmonäerzeit.

Aber der Himmel – so könnten wir sagen – sah das Ganze anders.

Er markierte still den Wechsel der Ordnung. γ Ari verneigte sich, Jupiter trat ein.

Und wer genau hinsah, hätte vielleicht verstanden:

Das Zeitalter des Fisches hat begonnen.

Fortsetzung folgt...

Im nächsten Kapitel: Die Zeichen des neuen Herrn – Jupiter und das unsichtbare Reich