Der Historiker und Russlandexperte Timothy Snyder sagte »The Insider«: »Je mehr man über die russischen Geheimdienste und internationalen Faschismus weiß, desto klarer wird einem, dass sie einander wechselseitig dienen.« Putins Leute kuscheln praktisch mit der gesamten radikalen Rechten Europas, von Griechenlands »Goldener Morgenröte« bis zu Nigel Farages Ukip, von Ungarns Jobbik bis zu Rumäniens Ataka.

Das Ganze wurde und wird permanent flankiert von Russlands Netzwerk aus Propagandasendern , allen voran RT mit einem Jahresbudget von umgerechnet etwa 400 Millionen US-Dollar. Das Netzwerk zur verdeckten Propaganda aber ist viel, viel größer. Die eben aufgedeckte Trollarmee aus 50.000 X-Accounts , die auf Deutsch prorussische Propaganda und gefälschte Nachrichtentexte verbreiteten, ist nur ein winziger Ausschnitt. Die dokumentierten Beispiele sind zu zahlreich, um sie hier einzeln auszuführen, hier ein paar Beispiele:

- Ein Troll-Netzwerk , das Politiker und Publikum in Großbritannien, Südafrika und Indien zum Ziel hat, aufgedeckt von britischen Fachleuten

- Geldzahlungen, regelrechte Gehälter aus Russland an Prominente und Politiker in Bulgarien , mit dem Auftrag, Propaganda zu verbreiten

- Bezahlte Propaganda-Influencer auf TikTok

6,8 Millionen Dollar für einen US-Nachrichtensprecher und Verschwörungstheoretiker

- Massenhafte Hack- und Desinformationskampagnen, organisiert auch von einem Komplex aus Zulieferfirmen, Stichwort »Vulkan Files«

Die berüchtigte St. Petersburger Trollfabrik , über die mittlerweile eine Menge bekannt ist, bis hin zu Gehältern und Schichtsystem. Sie hat zweifelsfrei in den US-Wahlkampf 2016 eingegriffen und in Deutschland für die AfD geworben. Die Petersburger Trollfabrik begann übrigens auch spätestens 2016, das Propagandanarrativ zu verbreiten, das Wladimir Putin jetzt in seinem Gespräch mit Carlson ein weiteres Mal aufgriff: Die Behauptung, die Ukraine sei in Wahrheit ein von Nazis dominiertes Land. Damals verbreiteten Putins Trolle ein Video, in dem das rechtsradikale ukrainische Azov-Bataillon angeblich Terroranschläge in den Niederlanden ankündigt . Russland pflegt in Wahrheit echte Beziehungen zu Neonazis, will die Ukraine aber angeblich »Entnazifizieren«.

Putins Leute pflegten aber auch Kontakte zu Marine LePens französischer Rechtspartei – und versorgten sie mit einem billigen Kredit, als sie vor der Pleite stand. Sie hatten vor, wie »The Insider« gerade enthüllte , über einen manipulierten Öldeal eine Summe von bis zu 65 Millionen Dollar an Matteo Salvinis rechtsradikale Lega in Italien fließen zu lassen. Matteo Salvini wiederum ließ sich gerne mal im Putin-T-Shirt fotografieren. Heute ist er Vize-Ministerpräsident in Italien, aber Giorgia Meloni steht bislang treu zur Ukraine. Vermittelt hatte den Russland-Lega-Deal damals ein Offizier des russischen Auslandsgeheimdienstes FSB.

Es gibt sogar Tonaufnahmen von dem Treffen , schon seit 2019. Die finanziellen Details und wer alles mit dabei war, kam aber jetzt erst heraus. Der ganze, lange »Insider«-Text, der viele weitere Details über die Zusammenarbeit Russlands mit der internationalen Rechten enthält, ist sehr lesenswert.

Auch die österreichische FPÖ, namentlich die Protagonisten der »Ibiza-Affäre«, pflegten intensive Kontakte zu Russland. Die FPÖ schloss sogar einen »Vertrag« mit Dmitri Medwedews Partei Einiges Russland, man sicherte einander Unterstützung zu. Auch die deutsche AfD tut, was Putin möchte . Vor kurzem erst enthüllten der SPIEGEL und »The Insider«, dass der Mitarbeiter eines AfD-Abgeordneten offenbar für den FSB arbeitet (der Betroffene streitet das ab). Sein Führungsoffizier arbeitet der Berichterstattung zufolge für den »fünften Dienst« des FSB – genauso wie der Mann, der sich 2018 in Italien mit Vertretern der Lega traf, um ihnen Abermillionen in Ölgeld anzubieten.

All das ist nicht überraschend – immerhin tragen AfD-Abgeordnete im Bundestag offen russische Verschwörungsbehauptungen vor.

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