31 Tage Glück: Achtsam sein mit allen Sinnen – heute: achtsame Wortwahl

Wir haben uns in den letzten Tagen unseren 5 Sinnen gewidmet, gut dazu passt etwas, das zwar kein Sinn ist, aber nicht minder von Bedeutung: unsere Sprache. Und zwar nicht im Sinne von Mutter- oder Fremdsprache, sondern von der Wahl unserer Worte.

Die Sprache ist ja bekanntlich mächtiger als ein Schwert. Und schon Antoine de Saint-Exupéry wusste „Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse“.

Mit Worten können wir drohen, angreifen, beleidigen, verraten, schimpfen, schlecht über andere sprechen…wir können aber auch trösten, heilen, zum Lachen bringen (unschlagbar darin ist für mich meine Tochter mit very british trockenem Humor), loben, motivieren, etwas anbieten, nachfragen, erzählen, berichten und vor allem - Bilder im Kopf entstehen lassen.

WELCHE BILDER LASSEN SIE IN DEN KÖPFEN ANDERER ENTSTEHEN?

Denken Sie an Ihre letzten Unterhaltungen…welche Bilder haben Sie dabei in den Köpfen der anderen entstehen lassen? Positive, stärkende, belebende, inspirierende, motivierende oder waren Sie mehr am jammern, sudern und raunzen? Ist das Ihre Grundhaltung? Welche Menschen ziehen Sie damit an? Welche hätten Sie gerne in Ihrem Umfeld?

Wenn Sie wichtige Emails schreiben, gehen Sie am Ende sofort auf „senden“ oder lesen Sie Ihren Text noch einmal durch?

Ist es Ihnen schon passiert, dass Sie bei Emails anstelle von "weiterleiten" auf "antworten" gegangen sind und der beigefügte Text definitiv nicht für den Absender bestimmt war? Ups! Das hat schon einige die Freundschaft gekostet!

Gehen Sie sorgsam mit der Wahl Ihrer Worte um! Gerade das geschriebene Wort ist so viel missverständlicher als das gesprochene, Scherze werden oft nicht als Scherze erkannt, sondern als Kritik oder Beleidigungen aufgefasst, weil beim Schreiben weder Tonfall, noch Mimik mitkommt.

WIE FINDE ICH DIE RICHTIGEN WORTE?

Haben Sie einen Lieblingsautor? Eine Lieblingsautorin? Bücher, die Ihre Seele berühren?

Der mit Abstand großartigste Autor um Gefühle in Worte zu kleiden, ist für mich der Frontmann der französischen Kultband Dionysos, Mathias Malzieu. Ein paar kleine Beispiele aus seinem neuesten Roman „Der kleinste Kuss der Welt“ (carl´s books), um Bilder in IHREM Kopf zu wecken:

"Der Gedanke knusperte in meinem Kopf…..Koffer, die vor Leere überquollen…Mein Gehirn ist von blauen Flecken übersät, die nicht verblassen wollen…ich bin ein Dachbodenmensch, ich kann keine Erinnerung wegwerfen, ich bewahre sie alle auf…der Kuss war mir von den Lippen geglitten…in ihren Augen las ich, dass der Gedanke, mir die Tür vor der Nase zuzuschlagen, zu 98% heruntergeladen war….Wie hatte sich der Kuss angefühlt? Welche Knusprigkeit hatte er gehabt?....Mein Gehirn kaute sich die Fingernägel blutig….Meine Gedanken sind wie ein Wochenendhaus für Dämonen. Sie kommen gerne und oft, bringen einen Haufen Freunde mit und mixen sich aus meinen Ängsten einen Drink...."

Passt unter jeden Christbaum! ;)

Wie viele Bilder enthält Ihre Sprache?

Wieviel Gefühl transportieren Sie mit dem gesprochenen oder geschriebenen Wort?

Gerade in einer Zeit, wo emoticons anstelle von Wörtern verwendet werden und SMS sich auf Kürzel wie lol, 4y und 143 beschränken (letzteres bedeutet übrigens „Ich liebe dich“!), können Sie sich mit der Wahl Ihrer Worte abheben, können Sie herausstechen, auf sich aufmerksam machen und in (positiver!) Erinnerung bleiben…oder einfach anderen Menschen den Augenblick verschönern.

Ich hatte die große Freude schon mehrmals mit der Märchenerzählerin Margarete Wenzel Seminare für MediatorInnen anzubieten und auch an Buchprojekten zu arbeiten. So flatterten natürlich auch zwischen uns berufliche Emails hin und her und es war immer wieder eine Freude Emails von Margarete zu lesen. Das sind solche, wo man beim Erkennen der Absenderin, sich gleich ein bisschen gerader hinsetzt, vor Vorfreude alles andere kurz liegen lässt und dann spürt, wie es beim Lesen innerlich ein kleines bisschen wärmer wird, die Mundwinkel nach oben gehen, die Seele sich ausbreitet und durch die Augen hinaus ins Leben strahlt.

ES WAR 1001 MAL

Unser Mailverkehr ist jetzt, weiß Gott, nicht aufregend und zitierenswert, allein Margarete Wenzels Worte sind lesens- und hörenswert und gerade jetzt, in der dunkleren Jahreszeit, tun wohl gewählte, farbenfrohe Worte der Seele gut und brauchen wir in unsicheren, veränderungsfreudigen Zeiten die Gewissheit, dass alles gut wird, dass alles einen Sinn hat, dass es am Ende allen gut geht und wir gestärkt daraus hervorgehen. Und wo finden wir das besser als in den Botschaften von Geschichten und Märchen?

Deshalb mein heutiger Tipp für Sie: „Es war 1001 Mal. Märchenreisen durch Leben und Welt.“ erzählt von Margarete Wenzel und wunderschön illustriert von Anita Ortner, gerade druckfrisch im Tyrolia Verlag erschienen.

Und wer mehr Märchen hören möchte, besucht am besten eine der wunderbaren Erzählabende von Dr. Margarete Wenzel (http://maerchenakademie-wien.at) oder anderer Erzählerinnen und Erzähler in den Bundesländern - auf http://von-mund-zu-ohr.at finden Sie sie alle versammelt.

Oder Sie abonnieren den Newsletter von http://www.geschichten-netzwerk.de

Lassen Sie sich inspirieren, spüren Sie bei welchen Geschichten oder einfach Zeitschriftenkolumnen Ihr Herz lacht, Ihre Seele sich ein bisschen behaglicher einrichtet und Ihre Mundwinkel ein Stückchen nach oben wandern.

Achten Sie darauf und versuchen Sie sich selbst in einer bilderreicheren Sprache.

Wir denken nun mal alle in Bildern, hinterlassen Sie daher bei den Menschen in Ihrem Umfeld schöne Bilder, wenn Sie etwas zu sagen haben. (By the way: die schönsten Kolumnen für mich persönlich schreibt Gerhard Kummer in der Wienerin! ;))

Energie folgt der Aufmerksamkeit! Denken, schreiben und sprechen Sie daher über das was Sie haben wollen (und weniger über das, was nicht passt)!

Ich wünsche Ihnen viele inspirierende Bilder in Ihrem Kopf und das richtige Wort zur richtigen Zeit!

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Noch keine Kommentare

Mehr von Susanne Strobach