Wenn ich doch nur könnte ...

Wenn ich könnte, wie ich wollte ...

Was würde ich wollen? Fliegen können? Ganz weit weg? Durch Wände gehen können? Einen Röntgenblick haben wie Superman? Im Lotto gewinnen? Reich und berühmt werden? Im Überfluss leben?

Wenn ich könnte, wie ich wollte ...

Ich würde lernen, das Leben zu lieben.

Ich würde meine Krankheit abschütteln, wie einen alten Umhang, der schwer auf meinen Schultern lastet.

Meine innere Leere wäre ausgefüllt mit Leben. Ich habe Angst vor dem Leben. Die Angst hält mich gefangen und zeigt mir immer wieder aufs Neue, wie machtlos ich bin.

Wenn ich könnte, wie ich wollte, dann hätte ich keine Angst mehr. Meine Gedanken würden nicht ständig kreisen, sie würden auch mal stehen bleiben. Mir Ruhe gönnen. Ich würde einen Ausweg finden; die richtige Ausfahrt aus dem Kreisverkehr.

Wenn ich könnte, wie ich wollte, dann würde ich mich nicht verkriechen unter schweren Decken. Die Last, mich jeden Tag aufzuraffen und dem Tag ins Gesicht zu sehen, wäre von mir genommen. Es gäbe kein schwarzes Loch, in das ich immer wieder aufs Neue falle, immer dann, wenn ich glaube, Halt gefunden zu haben. Immer dann, wenn ich das Glas als halb voll sehen möchte.

Ich würde mein Versagen nicht als existentiell bedrohlich sehen.

Mein Versagen, das Leben zu lieben.

Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich die Jalousien hochziehen und die Sonne hereinbitten. Diesen Stern, der mir die Sonnenseiten des Lebens näherbringen würde. Meine Seele wäre kein abgespaltener Teil von mir. So wie meine einzelnen Persönlichkeiten untereinander abgespalten sind. Sie reden nicht miteinander und ich muss mich immer wieder mit den einzelnen Teilen zusammenraufen. Ich muss immer auf der Hut sein, dass sie sich nicht in die Haare bekommen.

Denn die Monster lauern schon und warten nur darauf, uns wieder in unsere Schranken zu weisen. Sie erinnern uns, wo unser Platz ist.

Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich die Sonne meine Seele streicheln lassen. Doch ich bin hier im Dunkeln; unter meinen schweren Decken, unfähig, mich meiner Traurigkeit zu entziehen. Unfähig, meine Schuldgefühle gegenüber meiner Familie zu vergessen.

Ich würde mit meinen Selbstanklagen aufhören. Den Gedanken, alles falsch zu machen, was ich auch anfasse, verwerfen. Ich liebe die Dunkelheit, denn im Gegensatz zum Tag versteckt sie ihre Geister und Trolle. Doch der Tag offenbart sie mir in all ihrer Grässlichkeit. Es bereitet mir Angst und lässt mich erschrocken in jede Ecke blicken. Ja, das Leben macht mir große Angst. Ich will lernen, zu leben. Zu genießen. Den Atem des Lebens in mich aufnehmen so wie die Luft, die ich zum Atmen brauche.

Doch es ist ein trügerischer Augenblick. Denn die Monster lauern schon und warten nur darauf, uns wieder in unsere Schranken zu weisen. Sie erinnern uns, wo unser Platz ist.

Doch vielleicht ....

vielleicht BIN ich nur.

Vielleicht ...

ist es nur mein SEIN.

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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