Dass es Verrückte gibt, und nicht zu knapp, das wusste man. Dass aber ihre Verrücktheiten Gehör finden, dass die Medien sich darum sorgen, was sie wohl bewegen möge, das ist dann doch neu. Dabei gilt: Je dümmer die Theorie, um so größer der Zuspruch derjenigen, die glauben wollen. Ob es Spekulationen über die finsteren Machenschaften des Bill Gates sind, ob es sich um die Exklusivmeinung handelt, das Ganze sei nichts weiter als eine aufgebauschte Grippewelle – Was erzählt wird, wird auch geglaubt, und was geglaubt wird, kann doch so falsch nicht sein. These: All der Unfug wird nur hofiert, um von größeren Schweinereien (Palmers Sozialdarwinismus, Geschenke an die Autoindustrie usw. ) abzulenken.

Wir sind keine Antisemiten, wir wittern nur eine Verschwörung 1: „Dass wir unter einem Sprachregime leben, ist zwar der Mehrheit der Menschen klar, wird aber von dessen Agenten und Nutznießern vehement bestritten. (…) Sein Personal wird wahlweise unter den Begriffen Globalisten, Universalisten oder "Anywheres" rubriziert, dessen Antipoden bzw. die von ihm Traktierten firmieren symmetrisch dazu unter Patrioten, Partikularisten oder "Somewheres". (…) Nach der Agenda der Diversifizierer handelt es sich um einen Akt der konstruktiven Zerstörung: Altes und Überkommenes wird geschleift, damit das Neue an seine Stelle treten kann. Dieses Neue benötige auch neue, transnationale, tendenziell weltstaatliche Strukturen, wie sie in der EU und der UN, aber auch in metapolitischen globalistischen Organisationen wie der "Open Society", "Greenpeace" oder der "Melinda & Bill Gates-Stiftung" längst entstanden sind.“ (Michael Klonovsky, 19.5.20)

Always different, always the same, wie John Peel einmal in erfreulicherem Zusammenhang meinte: Altbekannte Gesichter tauchten am letzten Wochenende auf, die Barbe, die Wollenberger, und erzählen vor Mikrofonen, die man ihnen entgegenhält, das mit der Polizei (die herumsteht, aber nicht eingreift) das sei ja alles wie in der DDR – wo sie offenbar auch Interviews geben durften, ohne dass eine gelangweilte Polizei sich regte. Man möchte sie wegen Verharmlosung der DDR-Diktatur vor Gericht zerren, scheute man nicht doch das Erlebnis, ihnen gegenübertreten zu müssen.

Mal was Neues: Es häufen sich die Berichte über rassistische Pöbeleien gegen Menschen, die irgendwie „asiatisch“ aussehen, von wegen Corona und so. Also nichts Neues.

Wir sind keine Antisemiten, wir wittern nur eine Verschwörung 2: „Figuren wie Soros, Gates, Merkel und Macron werden, teils zu recht, zu Platzhaltern für den linksliberalen Universalismus. Das omnipräsente Gefühl, ohnmächtig und abgehakt ein Komparse in einem weltgeschichtlichen Prozeß zu sein, trügt den Verschwörungsgegner nicht. Eine gigantische Machtverschiebung von der lokalen und nationalen Ebene auf das Level supranationaler, nichtpolitischer Akteuere hat stattgefunden. (…) Daß es tatsächlich böse und verkommene Menschen, pädophile Ringe, Netzwerke der Korruption und opportunistische Pseudomoralisten gibt, ist klar. Noch erschreckender ist aber die Vorstellung, daß das, was gerade passiert, tatsächlich im guten Glauben globaler Vollstreckungseliten geschieht, die (und das ist der wahre Horror), damit scheinbar nur einem autonomen, sich beschleunigenden und verstärkenden techno-wissenschaftlichen und ideologischen Fortschritt den Weg bereiten.“ (Martin Sellner, 20.5.20)

Gelbe Sterne mit dem Aufdruck „ungeimpft“, Bilder von Drosten und Mengele mit dem gemeinsamen Slogan „Trust me, I‘m a doctor“: Die Umdeutung und Relativierung der mörderischen deutschen Vergangenheit geht einher mit einer wachsenden Aggressivität gegen alle, die im Verdacht stehen, einem schnellen Ende der Ausnahmesituation im Wege zu stehen. Drosten wird auf recht plumpe Art von der Bild-Zeitung angemacht und erhält mittlerweile Morddrohungen. Zu vermuten ist, dass eine „Fronde der Bankrotteure“ (Sohn-Rethel) diesen Kampagnen nicht abgeneigt ist, während andere Fraktionen des Kapitals, die mit der Krise gut zurechtkommen, eher abwartend reagieren. Ein unappetitliches Schauspiel, leider kann man es nicht gelassen betrachten.

Rettung naht: Immer dabei, wenn es für die herrschenden Klassen was zu deichseln gilt, sind rechte Sozialdemokraten. Was Noske, Schröder, Sarrazin im größeren Maßstab anstießen, versuchte ein Beamter des Innenministeriums, der auch mal SPD-Vorsitzender werden wollte, im kleineren Rahmen: Er kontaktierte die rechte „Achse des Guten“, ließ sich von „Experten“, welche den Shutdown kritisch sahen, Material für eine „Studie“ liefern, in welcher er vor den Folgen eines Shutdowns warnte. Die druckte er auf Papier seines Ministeriums, verschickte sie als eine Art Kassiber an einen anderen rechten Blog und hat nun Hausverbot.

In Bornheim streiken die Wanderarbeiter auf einem Spargelhof, da ihnen der Lohn vorenthalten wurde, in Schlachthöfen leben die an „Werkverträge“ gebundenen Arbeiter so eng beieinander, dass es kaum zu vermeiden ist, sich zu infizieren. Da zeigt sich der Kapitalismus wohl wieder von seiner hässlichen Seite, oder? Ach was, der Kapitalismus hat keine hässlichen Seiten.

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rahab

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robby

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berridraun

berridraun bewertete diesen Eintrag 27.05.2020 09:40:49

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