Populismus aus Paderborn: Fleischmann und Linnemann

Anfang August meldeten sich aus der nordrhein-westfälischen Mittelstadt Paderborn gleich zwei Männer zu Wort, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, den rassistischen Diskurs in Deutschland weiter voranzutreiben: Der erste ist einer der reichsten Männer Deutschlands und hat sein milliardenschweres Vermögen damit gemacht, Tiere von billigen Arbeitskräften schlachten und zu Fleischprodukten verarbeiten zu lassen und diese Fleischprodukte billig zu verkaufen. Dieser Fleischmann, Clemens Tönnies, kommt aus Rheda-Wiedenbrück in Westfalen und ist nicht nur der Vorsitzende des örtlichen Schützenvereins, sondern auch der Aufsichtsratsvorsitzende des Fußballbundesligavereins Schalke 04. Der letzte große Erfolg dieses Vereins, der 6 seiner 7 deutschen Meisterschaften im III. Reich gewann, war der Sieg im DFB-Pokal 2011, zu dem der Spieler Hans Sarpei wesentlich beitrug.

Im besagten August 2019 nun stellte Fleischmann vor paderborner Mittelstands-Unternehmern seine Weltsicht vor, indem er dazu riet, Kraftwerke nach Afrika zu liefern, damit die Afrikaner nicht andauernd, kaum werde es dunkel, Kinder zeugten, führte also die Armut der Armen darauf zurück, dass es zu viele von ihnen gebe, da es ihnen nicht gelinge, ihr Triebleben unter Kontrolle zu halten. Es ist bezeichnend für die Geistlosigkeit des deutschen Mittelstandes, dass sich niemand unter den Zuhörern über die Dreistigkeit dieses Welterklärungsmodells, das die verheerenden Folgen kolonialer Ausplünderung ignoriert, empörte, sondern Fleischmann stattdessen Beifall erhielt. Auch der Schalker „Ehrenrat“, den Hans Sarpei wegen dieser Entscheidung heftig kritisierte, vermochte sich zu keiner anderen Reaktion durchzuringen, als ihn drei Monate in den Urlaub zu schicken, während eine „DFB-Ethikkommission“, die offenbar völlig den Verstand verloren hatte, herausfand, die Äußerung Fleischmanns sei zwar rassistisch, er selbst aber kein Rassist.

Es ist das eine, den Armen zu raten, sie sollten gefälligst weniger werden, etwas ganz anderes ist es, ihnen elementare Rechte, wie das auf Bildung, vorzuenthalten. Genau dazu riet der paderborner Politiker Linnemann, ein noch recht junger, halbwegs einflussreicher CDU-Kader, indem er forderte, dass Kinder, die noch nicht richtig Deutsch sprechen könnten, erst ein Jahr später in die Schule kommen sollten. Dass diese bewusste Ausgrenzung von Kindern mit Migrationshintergrund nicht allgemeine Empörung hervorrief und nicht zur Entlassung Linnemanns aus seinen Parteiämtern führte, zeigt, wie beliebt Schikanen gegen Minderheiten, die der Mehrheit das beruhigende Gefühl geben, noch einmal verschont zu werden, in Deutschland sind. Um so mehr, wenn diese Schikanen einem höheren Zweck, der Sicherung des Standorts Deutschlands, dienen: „Der Lernerfolg der gesamten Klasse“ werde, so befand, um Linnemann zu verteidigen, ein „Focus“-Chefredakteur, durch diese Kinder „gebremst, wenn nicht gar gefährdet“, was sich aber dieses Land „nicht leisten“ könne, klagten doch die „Arbeitgeber über mangelhafte Deutsch- und Mathekenntnisse der Schulabgänger.“

I-Männchen sollen den Standort Deutschland retten, dieser bizarre Blödsinn steht dort ebenso wie die Phrase, „das Wissen und die Fähigkeiten unserer Kinder“ seien der „wichtigste Zukunftsrohstoff unseres Landes.“ Sechsjährige als Humankapital – schöner hätte man die Inhumanität dieser Gesellschaftsordnung kaum formulieren können.

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