Pixabay Chihuahuawelpen

Sie denken, ich rede von Schuhen Made in China, oder von Fake-Handtaschen aus der Türkei? Von Kinderarbeit oder Billigimport?

Leider nein.

Auch schlimm, aber das ist schlimmer.

Ramschware Welpe, das ist der Trend.

Trotz aller Verbote, trotz aller Warnungen blüht der illegale Welpenhandel wie nie zuvor.

Die Tierärztekammer predigt, Tierärzte predigen, Tierschützer predigen, der Konsument lauscht (oder auch nicht) und greift weiterhin munter zum Welpen aus dem Internet. Aus dem dubiosen Zeitungsinserat, wo der ganz sicher seröse Züchter Minimalteser, Chihuahua, Mops und Golden Retriever bunt gemischt verscherbelt. Gerne greift man auch auf das Schnäppchen-Angebot einer Hundegruppe zurück. Mit Erfolg! Und mit Top-Papieren, eh klar! Sogar einige Kollegen schrecken nicht davor zurück, beim Billigimport aus dem Ostblock zuzuschlagen. Ich persönlich kenne einen davon.

Weil die Diskonterware Hund verlockend günstig erscheint.

Irgendwo muss ja schließlich gespart werden.

Bitte nicht am Smart-Phone, und schon gar nicht an der heiligen Kuh, dem Auto. Bloß nicht! Auch Zigaretten dürfen ruhig teuer sein. Und der Rest sowieso den wir alle ganz dringend nicht brauchen.

Obwohl jeder weiß, wie leicht man heutzutage in Irgendwo (ich sage nur: Serbien, Tschechien, Bulgarien!) an gefälschte Papier für Vierbeiner und für sonst auch alles kommt, wird dennoch darauf vertraut, einen gesunden Welpen zu erstehen von, ja von wem? Von Karim, von Milan und Herbert, alles tolle Züchter, oder sie haben diese armen Welpen gerade „gerettet“, wenn sie nicht aus hauseigener „Zucht“ stammen und wollen sie jetzt an Dumme oder Geizige verkaufen. Einige fallen auf die Mitleidsmasche herein, andere überzeugt der Preis.

Kein großes Mirakel, die gefälschten Papiere für die kleinen Tiere, außerdem ist ja eh der Impfstempel vom Tierarzt in Timbuktu oder sonstwo, der gar nicht existiert oder dafür ein nettes Taschengeld bekommt, im Impfpass drin. Da kann ja eigentlich nichts mehr passieren, oder?

Gute Zeiten für böse Menschen, die diesen Tierhandel betreiben, denn fällt eine Ladung aus, wird ohnehin gleich die nächste produziert.

Praktischerweise sind gerade kleine und kleinste Hündchen in Mode, da kann man noch mehr in den Laderaum pferchen also dies bei mittlelgroßen und ganz großen Hunden ginge. Chihuahua, Minimalteser, French Bulldogg und Mops sind derzeit Verkaufsschlager Nummer Eins. Exoten wie Akita und Husky folgen.

Was leider nicht im Impfpass steht ist, dass diese neuerworbenen Tiere bald das Zeitliche segnen werden. Weil diese immer viel zu früh von der Gebärmaschine, die in irgendeinem tschechischen oder ungarischen Hinterhof in einem Drecksverschlag gehalten wird, getrennt wurden. Missbrauchte Hündinnen in Käfige gepfercht, die nie Licht, Freundlichkeit, Freiheit oder sonstwas Hundewürdiges verspüren durften und die ganz sicher nach Beendigung der unfreiwilligen Gebärtätigkeit (oder bereits vorher nach einem Mammatumor oder sonstiger Krankheit) einfach im Müll entsorgt werden. Gerne indem man die unbrauchbaren Viecher irgendwo aussetzt, erschlägt, ertränkt.

Käufer wissen das.

Es ist nicht neu, es wurde oftmals dokumentiert, im Fernsehen, in der Zeitung, in Sozialen Netzwerken. Man kann es gar nicht nicht wissen.

Dennoch: Man kauft trotzdem.

Anders kann man sich den florierenden Handel nicht erklären, denn wo kein Käufer ist auch kein Verkäufer. Die Nachfrage bestimmt immer den Markt, nie ist es umgekehrt. Nie.

Kein einziger geldgieriger Hundemafiaboss würde freiwillig ohne die riesige Nachfrage Minirassen fabrizieren, da die Sterbensrate der Gebärmaschinen besonders hoch ist, weil die meisten (wenn nicht alle) der Minis per Kaiserschnitt auf die Welt kommen müssen. Ihr anatomisch viel zu großer Kopf passt nicht durch den normalen Geburtskanal der Minihündin durch. Außerdem gibt es pro Wurf meist nur einen oder zwei Welpen. Spaniel wären da lukrativer in der Erhaltung der Gebärmaschinen, Spaniel sind aber momentan leider nicht en vogue.

Nun handhabt das der Vermehrer so: entweder schneidet er dem Muttertier selbst den Bauch auf, lässt es dann schlimmstenfalls verrecken und schiebt den mutterlosen Welpen einer anderen säugenden Hündin unter. Oder er beherrscht irgendwann selbst den Kaiserschnitt und die Hündin bleibt am Leben, ist sie doch ein paar Jahre lang sein Kapital. Vielleicht gibt es auch irgendwo billige Tierärzte, die da mitspielen. Geld stinkt nicht. So oder so schrecklich.

Auch das weiß der Käufer. Auch das ist ihm egal.

Denn all das sieht der Kunde ja nicht, der sieht nur ein entzückendes billiges Hundebaby, das oft noch nicht mal vier oder fünf Wochen alt ist, das jämmerlich weint nach all den Strapazen des Transports. Ein Hundebaby, das sich mit hundert anderen Leidensgenossen in irgendwelche zugeschissene Koffer gepfercht in einem LKW befand, tagelang ohne Muttermilch, dehydriert, verhungernd, ohne Hilfe, und das bereits kurz vor dem Sterben steht.

Das bemerkt man dann allerdings erst zuhause, vielleicht nachdem die Kinder festgestellt haben, dass der Hund blutigen Durchfall absetzt, sein Bauch aufgebläht ist von den Würmern, der Welpe nicht mehr frisst, nicht mehr trinkt und stumm herumliegt. Obwohl doch im Impfpass entwurmt, gechipt und geimpft steht. Meist geht man auch noch viel zu spät zum Tierarzt, vor allem wenn man Ersthundehalter ist, vorher wird noch in einer Hundegruppe herumgefragt und selbst erfolglos herumgedoktert.

Sollte so ein Welpe wider erwarten nicht gleich sterben, wird er dennoch von Anfang an wenig Freude bereiten.

Die hundert oder zweihundert Euro, die das Tier gekostet hat werden sich flugs durch sehr hohe Tierarztkosten in Form meist langer und für das Hundekind schmerzhafter wie unerquicklicher Klinikaufenthalte oder Tierarztbesuche sehr schnell in über tausend Euro Höhe steigern.

Und am Ende stirbt das Hundekind dann doch.

Gequält, seit es das Licht der Welt erblickt hat.

Schuld ist der, der es gekauft hat.

Wenn Sie schon einen Rassehund erstehen wollen, dann bitte unbedingt bei einem geprüften Züchter eines seriösen und anerkannten Zuchtverbandes. In Österreich bietet der Österreichische Kynologenverband eine aktuelle Liste der Züchter, die Welpen erwarten oder gerade haben, an.

Ein guter Züchter wird Ihnen bestenfalls Vater- und Muttertier vorstellen können, wenigstens aber die Mutter sollte vor Ort anwesend sein und der Welpe nicht jünger als acht Wochen bei Verkauf. Auch sollten Sie „Ihren“ Hund vorher kennenlernen dürfen und ein gutes Gefühl haben, dass es sich nicht um eine Gebärfabrik handelt, sondern dort bestenfalls nur einmal im Jahr gesunde, muntere, gut sozialisierte und menschenbezogene Hundekinder mit offiziellen Papieren und somit mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Erbkrankheiten zur Welt kommen.

Die hunderttausend Hunde, die in in- und ausländischen Tierheimen herumlungern und vergeblich traurig und hoffnungslos auf ein eigenes Heim warten, werden dann zwar nichts davon haben, weil die meisten Menschen eben immer schöne, neue, möglichst junge Rassehunde bevorzugen. Weil Menschen bekanntlich selbst gerne möglichst schön, neu und jung sein wollen. Dafür aber leider meist wenig im Hirn und schon gar keine Herzensbildung haben. Aber das ist eine andere Geschichte.

Immerhin aber werden wenigstens diese Mafiosi nicht gesponsert, die todkranke Welpen aus dem Kofferraum ihres nagelneuen BMW oder Audis auf Parkplätzen und Raststationen an die Frau/den Mann bringen.

Darüber kann man gar nicht oft genug schreiben, wie der Fall von dem eben erst gestoppten illegalen Tiertransporters in Stuttgart zeigt, wo 21 Katzenwelpen und 93 Hundewelpen in einem Lastwagen entdeckt wurden. In letzter Minute. Sie waren auf dem Weg nach Spanien.

Wo kein Käufer, da kein Händler. So simpel wäre das.

Herzlichst, Ihr Bela Wolf

Tierarzt, Journalist und Autor

www.tierarzt-wien.com

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