Jedenfalls erzählt uns das der Link der Stadt Wien.

Alles fein in der City! Überall Friede, Freude, Eierkuchen wohin das Auge blickt. Nur sollte es weder zurückblicken, das Auge, und möglichst auch nicht vorwärts schauen.

Da war doch was, am Jahreswechsel. Rund um das Wiener Tierschutzhaus in Vösendorf wurde geballert, was das Zeug hält, offensichtlich um dem Leibhaftigen den Garaus zu machen. Dass dabei ein Feuerwerkskörper in einen Tierheimzwinger fiel, in dem ein ohnehin traumatisierter Angsthund saß und um sein Leben fürchtete, spielte dabei keine Rolle. Genau wie es auch keine Rolle spielte, dass der schießwütige Mob stundenlang direkt vor dem Areal des Wiener Tierschutzhauses in Vösendorf ein Feuerwerk der Extraklasse abfeuerte. Im Niemandsland, da sich weder die Wiener Polizei noch die Niederösterreichische Exekutive zuständig fühlte.

Reden half nichts. Wer hört heutzutage schon auf höfliches Bitten um Nachsehen mit den Tieren? Niemandsland. Niemand.

Wien ist anders! Die, die dort unschuldig hinter Gittern saßen, hatten den sprichwörtlichen Scherm auf. Die Tierschutzleitung war offensichtlich nicht in der Lage, die Misere zu beenden. Die Tiere, gefangen und stundenlang der Lärmhölle ausgesetzt und obendrein ohnehin schwer traumatisiert, mussten da durch.

Keiner half.

Wien ist tierfreundlich!

Aber klar. Das erklärt wohl auch die vielen, jährlich nach den Weihnachtsfeiertagen ausgesetzten oder im Heim abgegebenen Tiere, die irgendwie allerspätestens um die Semesterferien herum ziemlich lästig werden. Und die entlaufenen, meist tot oder verletzt aufgefundenen Hunde, die aus Angst vor der Knallerei im Schreck wegliefen. Obwohl man sich die Finger wund schrieb. Tiere doppelt sichern! Tiere nicht im Garten lassen! Tiere nicht ohne Leine laufen lassen!

Egal, ich weiß, denn "Meiner macht das nicht!", "Meiner hat eh keine Angst!".

Wir alle kennen das. So viele tierliebende Menschen in dieser kleinen Stadt, die unentwegt diese verbale Diarrhoe absetzen. Um dann verzweifelt zu weinen, weil das Tier, welches sowas noch garantiert niemals nie machte, doch im Schock entlief. Unverständlich eigentlich, wo doch Wien so eine Stadt der Tierfreunde und Hundeexperten ist.

Anders ist es auch gar nicht möglich, da seit Weihnachten und immerdar die Endlosschleife auf SIXX wieder läuft, Sie wissen schon, das Ding mit dem gewalttätigen, illegalen Einwanderer aus Mexiko, der die Aggro-Hündchen vor dem sicheren Tod bewahrt, allein durch seine Güte.

Das ist vorgelebter Tierschutz! Auch für die Wiener! Allenorts werden nun dank diesem wunderbaren Fernsehprogramm (läuft sonntags auch den ganzen Tag!) die neuerworbenen Welpen aus dem Ostblock oder die ohnehin zerrütteten aus dem Tierschutz a la Millan ans echte, harte Leben mittels Alphawurf und Würgeschlinge, aber auch gerne mit Fußtritten und Zischlauten garniert herangeführt und richtig untergeordnet.

Schwenkt das Auge kurz in die Zukunft, und übersieht dabei elegant die Qual der Fiakerpferde, die bei Hitze und Eis täglich im Fließverkehr um ihr Leben laufen müssen, (wegen einer mittelalterlich anmutenden Touristenattraktion oder auch, weil es die C-Prominenz total chick findet, VIP-Gäste darin anrauschen zu lassen, aber das ist eine andere Geschichte...) blickt es schon auf den nächsten Geniestreich der Regierung.

Man wünscht sich in Wiens Gassen demnächst berittene Polizei.

Da, wo man nicht mal mehr als Fußgänger sicher ist, wird dann die Exekutive, die weder im Umgang mit den Tieren noch im Sattel geschult ist, das Glück auf dem Rücken der Pferde kennenlernen und ängstliche Bürger schützen.

Wo die Stallungen stehen werden, steht noch in den Sternen. Wo die Herren und Damen der Polizei in Windeseile Sattelfestigkeit erwerben werden, steht ebenso dort.

Ich sehe sie schon vor mir herreiten, die Uniformierten hoch zu Ross. In Eile? Verschlafen? Kein Thema! Am Pannenstreifen (den kann man ja jetzt bequem dafür nutzen, nachdem wir alle die lustige Rettungsgasse bilden müssen) der Südost-Tangente werden sie genauso dahingaloppieren wie sie auch mittags flott bei McDonald's durch den Drive-In traben werden, zwecks Kaffee in der Mittagspause.

Zuletzt wird sich auch die Wirtschaft über den vierbeinigen Neuzugang freuen, da die Produktion der Windelhosen für Kutschen-Equiden, um die Sparte Polizei-Equiden bereichert, das Wirtschaftswachstum gewaltig ankurbeln wird. (Es stieg ja gewiss auch durch die Plastikvermüllung durch das gemeinhin bekannte "Sackerl für's Gackerl" der Wiener Hunde an, da diese Kot-Plastiktüten, unverrottbar und gut gefüllt am Straßenrand drappiert, irgendwo von irgendwem irgendwie entsorgt werden müssen.) Nicht zu vergessen die Schulungskräfte für das Anlegen und Wechseln der behördlichen Pferdewindeln!

Und nächstes Jahr zu Silvester werden sich die Hunde garantiert nicht mehr fürchten müssen in unserer schönen, tierfreundlichen Stadt.

Pferde kommen auch im Niemandsland zurecht. Was aber gar nicht nötig ist. Denn merke: "Es gibt kein polizeiliches Niemandsland, betont Pressesprecher Johann Baumschlager. Baumschlager zufolge konnten die Polizeibeamten aus Vösendorf, die am Nachmittag zum WTV fuhren, dort keine Überschreitungen nach dem Pyrotechnikgesetz feststellen."

Herzlichst, Bela Wolf

Tierarzt, Autor, Journalist

www.tierarzt-wien.com

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