Herr Lau ist leider ein Idiot

Erinnern wir uns einmal an unsere Schulzeit. Da gab es ganz unterschiedliche Lehrertypen, z. B. den strengen, fordernden Lehrer, nennen wir ihn mal Herrn Stark. Er war nicht gerade beliebt, eher gefürchtet. Wie es ihm gelang, auch die schwierigsten Klassen im Zaum zu halten und auch den lernunwilligsten Schüler zu bewegen, sich zumindest etwas zu bemühen, bleibt rätselhaft. Vielleicht war es eine ihm irgendwie innewohnende natürliche Autorität. Und es gab sein Gegenstück. Den guten Herrn Lau. Ein richtiger Kumpeltyp. Bei ihm im Unterricht war es immer laut, bei vergessenen Hausaufgaben oder Tricksereien in Klassenarbeiten hat er beide Augen zugedrückt.

Wir alle mochten Herrn Lau dafür. Er hatte nur einen entscheidenden Fehler; man hat in seinem Unterricht vieles gemacht, aber nur wenig bis nichts gelernt. Und während wir heute noch, wenn uns der alte Herr Stark unerwartet über den Weg läuft, respektvoll grüßen und ein wenig zusammenzucken, als wären wir gerade zur Leistungskontrolle vor die Klasse gerufen worden, huscht uns bei der Begegnung mit Herrn Lau nur ein Lächeln über die Lippen und wir grüßen ein wenig mitleidig. Was war das doch für ein komischer Vogel, der Herr Lau.

Versuchen wir einmal uns ein Staatswesen als Lehrer vorzustellen, z. B. das deutsche. Ist das eher Herr Stark oder Herr Lau? Ja, ich weiß, das ist eine ziemlich rhetorische Frage.

Immer in der Menschheitsgeschichte gab es Zeitgenossen, die der Arbeit nur mäßig zugeneigt waren, während anderen das Malochen sozusagen im Blute lag. Die ersteren hatten es früher schwer. Sie mussten sich, in weniger fürsorglichen Zeiten, mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten oder mit betteln und auf Wohltaten anderer hoffen. Und es ist noch nicht lange her, da sprach man von ihnen als Asoziale. Das würde heute niemand mehr wagen. Heute spricht Herr Lau von „sozial Benachteiligten“ und den vom „Arbeitsmarkt Ausgeschlossenen“ und er sorgt umfassend für sie. Wobei sich Herr Lau und wir selber nie fragen, wer diese Menschen denn nun eigentlich benachteiligt und ausschließt. Der Gedanke, dass es die Leistungsverweigerung dieser Menschen selber ist, die sie benachteiligt, ist inzwischen ein Tabu.

Doch wir wollen nicht auf den sozial Schwachen herumhacken. Wenden wir uns der breiten Masse der Bevölkerung zu. Die hat z. B. das Problem, dass sie es sich in diesen harten Zeiten nicht mehr leisten kann, Kinder in die Welt zu setzen. Und das, obwohl Herr Lau wirklich sein bestes versucht. Da gibt es nicht nur das Kindergeld, das Elterngeld und Geld für die Kindergärten, in manchen Bundesländern sogar ein kostenloses Kindergartenjahr – es reicht trotzdem vorne und hinten nicht, wenn man ordentlich Urlaub machen möchte, den Zweitwagen unterhalten muss, ein vernünftiges Smartphone sein eigen nennen und auch bekleidungstechnisch auf der Höhe der Zeit sein will. Ja, in vergangenen Jahrhunderten und auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg muss es den Menschen materiell wirklich sehr viel besser gegangen sein, angesichts der vielen Kinder, die da in die Welt gesetzt wurden.

Doch Herr Lau bemüht sich auch um die sogenannten Besserverdienenden, manchmal zumindest. Nehmen wir mal ein aktuelles Beispiel. Kein vernünftiger Mensch kauft ein Elektroauto. Warum auch. Es ist sauteuer, hat mit etwas Glück und vorsichtiger Fahrweise eine maximale Reichweite von 150 Kilometern, dann muss es wieder für Stunden an die Steckdose. Das taugt höchstens als Drittfahrzeug und Spielzeug für Besserverdienende. Die können sich freuen – sie bekommen in Deutschland bald eine Prämie von 4.000 Euro beim Kauf eines Elektroautos. Herr Lau macht’s möglich. Otto Normalverbraucher wird sich deswegen eine solche Karre nicht kaufen, alle anderen nehmen die 4.000 Piepen als nettes Geschenk mit. Herr Lau lässt sich den Spaß rund 600 Mio. Euro kosten.

Bleiben noch unsere neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Refugees, wie es neudeutsch und politisch korrekt heißt. Auch sie haben selbst in den entferntesten Winkeln der Welt vom großzügigen und netten Herrn Lau gehört und wie einfach es ist, ihn übers Ohr zu hauen. Und so sind sie denn nach Deutschland gekommen und Herr Lau sorgt hingebungsvoll für sie, die Verfolgten und Beladenen dieser Welt. So werden sie denn nicht nur mit einem Dach über dem Kopf und Kleidung und Nahrung versorgt, nein, auch auf Spracherwerb, Ausbildung und Arbeit können sie hoffen. Und sollte Arbeit nicht erwünscht oder möglich sein, so warten die Segnungen der Sozialhilfe. Als Dank schätzen sie Herrn Lau so wie wir früher den Lehrer Lau schätzten – als Deppen, den man immer irgendwie austricksen kann.

Um Herrn Lau steht es allerdings gar nicht gut, auch wenn er es uns nicht merken lässt. So machen denn in diesem Jahr die Sozialausgaben im Etat des Bundes bereits deutlich über 50% aus. Auch die Entwicklung der Sozialleistungsquote, also des Verhältnisses von Sozialausgaben zum Bruttoinlandsprodukt, spricht Bände. Lag diese in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg noch bei 3%, waren es im Jahr 1960 bereits gut 18%. Inzwischen ist sie – immerhin bei hervorragender Konjunktur - auf knapp 30% gestiegen. Sollte die Wirtschaft schwächeln, wird sie auf deutlich über 30% steigen.

Ja, der Herr Lau, er gibt sich wirklich Mühe, allen zu gefallen. Wie tragisch: Keiner dankt es ihm und unzufrieden sind trotzdem alle. Das Schlimmste aber, in seiner Gefallsucht hat Herr Lau vergessen, sich auf seine eigentliche Aufgabe zu beschränken. Er hat die Karre in den Dreck gefahren. Wir werden es bald zu spüren bekommen. Aber sehen wir es positiv. Dann haben wir endlich wirklichen Grund zu jammern.

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 02.06.2016 00:43:24

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