Oh Gott, oder sollte ich besser sagen: Oh Göttin? Denn dass Gott den Job noch lange machen darf, scheint mir unwahrscheinlich, zumindest, wenn man nach dem Stand hier auf Erden geht. Also: Oh Göttin, ich bin ein Depp, denn ich kann wieder nicht anders, als gegen den Mainstream anzuschwimmen. So viel Schwachsinn bringt mich einfach auf die Palme. Es geht um die bösen Männer, denn Männer sind generell böse, das lernt heute schon jedes Kind im Kindergarten.

So erregt nicht nur in den USA zur Zeit folgender Fall Aufsehen. Nach einer wilden Studentenparty in Stanford finden zwei Radfahrer folgende Situation vor: Hinter einem Müllcontainer liegt eine halbnackte bis zur Bewusstlosigkeit betrunkene Studentin. An ihr macht sich ein ebenfalls völlig betrunkener Student zu schaffen. Er reibt sich an ihr und hat seine Finger in ihrer Vagina. Die Polizei wird gerufen. Der junge Mann wird festgenommen. Die junge Frau kommt erst drei Stunden später im Krankenhaus aus ihrem Rausch wieder zu sich. Der Student wird zu Protokoll geben, dass sie reichlich getrunken hätten und die junge Frau zum Sex mit ihm bereit gewesen sei.

Es gab Zeiten, da hätten sich beide furchtbar geschämt, ob des Alkoholexzesses und sich Vorwürfe ihrer Eltern anhören müssen. Das ist heute anders. Selbstverständlich zeigt die junge Frau den Studenten wegen Vergewaltigung an. Es kommt zur Verhandlung und der Student erhält sechs Monate Gefängnis, die Staatsanwaltschaft forderte sechs Jahre. Das als zu mild empfundene Urteil erregt allgemeine Empörung.

Eine Million Unterschriften werden gesammelt, um den Richter des Amtes zu entheben. Der Vizepräsident der USA, Joe Biden, schreibt dem Opfer rührende Zeilen: "Du bist eine Kriegerin - mit einem Rückgrat aus Stahl." (Wenn sie nicht gerade völlig betrunken ist) Der Bürgermeister von New York versammelt Regierungsvertreter und andere Prominente in seinem Büro, um gemeinsam eine Erklärung der Studentin zu rezitieren. Wer noch mehr der Peinlichkeiten in diesem Fall lesen will, kann dies hier tun.

Ja, Vergewaltigung gehört bestraft. Aber ist der Fall hier nicht etwas komplizierter? Da saufen sich zwei Studenten ins Koma und die Frau ist das Opfer, der Mann der Täter. Das ist mir ein wenig zu einfach. Und schon gar kein Grund, die junge Frau zu idealisieren. Doch dies ist heute die große Erzählung. Frauen sind per se das Opfer, Männer das personifizierte Böse, das es zu bekämpfen gilt. Geradezu ins Groteske gesteigert hat dies kürzlich eine Kolumnistin des Spiegel.

Es ist eine in Selbstmitleid zerfließende Aneinanderreihung von Grausamkeiten, die Männern nun mal eigen sind, welche in folgender Empfehlung gipfelt: "Selbst Männer, die sich für komplett harmlos halten, können etwas dafür tun, dieses Klima der Angst zu ändern. Wenn Sie zum Beispiel abends auf der Straße allein hinter einer Frau laufen und diese Ihre Schritte hört, oder wenn Sie ihr entgegenkommen, wechseln Sie doch die Straßenseite. Sie ahnen nicht, wie erleichternd das sein kann." Männer, die sich für "harmlos halten" - deutlicher könnte Männerhass nicht formuliert werden. Männer halten sich eben nur für harmlos, sind es aber nicht. Das ist die Aussage. Aber ich gebe ihr ja recht - je mehr ich solche Artikel lese, umso mehr verspüre ich einen Drang (nein nicht den), Frauen ganz freiwillig aus dem Weg zu gehen. Da hilft auch der Gedanke wenig, dass womöglich nicht alle solche Kampfemanzen und Männerhasserinnen sind. Das Verhältnis von Mann und Frau wird früher oder später unter diesem inzwischen zur Staatsdoktrin gewordenen Hass-Feminismus leiden.

Da bliebe dann freilich noch eine andere Lösung, die uns auch von einer Frau just dieser Tage präsentiert wurde: Die asexuelle Lebensweise, wie sie ein bestimmtes Bienenvolk erfolgreich praktiziert. So ist denn auch das Fazit der Autorin: "Diese Bienen haben Männer abgeschafft - und leben gut damit." Bleibt nur die Frage, warum gibt es eigentlich noch Männer?

Nun, diese Frage könnte ich beantworten. Die blöden Männer mit ihrem überschießenden Testosteron gab es früher, um ihre Frauen zu schützen. Ja, ja, das ist längst aus der Mode, das wissen wir nicht erst seit Köln. Ich bin ja nicht von gestern. Aber es ist eben das, was Männer heute immer noch antreibt: Für etwas zu brennen (manchmal auch für Frauen, was ihnen aber zunehmend schwer gemacht wird), sich in Herausforderungen regelrecht zu verbeißen, Neues zu erfinden und zu erforschen, Unbekanntes zu entdecken, Berge zu besteigen, Unternehmen aufzubauen und sich gegen Widerstände mit ihnen am Markt zu behaupten oder mitten in der Nacht an irgendwelchen Texten wie diesem zu schreiben, während die Gattin seit Stunden selig schläft.

Ja, das sind Dinge, die Frauen eher fremd sind und wo ihnen auch die Quote wenig helfen wird. Mit anderen Worten, gäbe es die Männer nicht, lebten wir auf einem vorzivilisatorischen Stand so wie das muntere Bienenweibchenvolk. Nun, das ist nicht nett euch Frauen gegenüber, doch die ungeschminkte Wahrheit und schließlich seid ihr ja auch nicht (mehr) nett zu uns und auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Oder ist das jetzt nun schon wieder zu sexistisch?

5
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
5 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

pirandello

pirandello bewertete diesen Eintrag 17.06.2016 03:16:52

Die Tempeltänzerin

Die Tempeltänzerin bewertete diesen Eintrag 16.06.2016 09:14:14

Livia

Livia bewertete diesen Eintrag 16.06.2016 07:42:49

Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 16.06.2016 03:01:26

Superlutz

Superlutz bewertete diesen Eintrag 15.06.2016 23:04:27

158 Kommentare

Mehr von Tobias Tobler