ZDF-Spezial vom 25.7.2016: Wenn Du das Gefühl hast, das ZDF-Spezial wäre neuerdings der Ersatz für die Heute-Nachrichten, wenn Dir gesagt wird, dass die Angst die Sinne der Bürger trübe, obwohl jeder Evolutionsbiologe dem ZDF sagen könnte, dass Angst die Sinne eher schärft. Wenn Dir erklärt wird, dass ein Amokläufer sich ein Jahr lang akribisch auf seinen spontanen Amoklauf vorbereitet hat, wenn Du hörst, dass es in Kabul aber noch schlimmer ist und in Syrien, Sie wissen schon, noch viel viel schlimmer. Dann weißt Du, dass Du 17,50 Euro im Monat für einen Aufkleber bezahlst, auf dem nichts Anderes steht als „Don’t panic“.

Der Attentäter von Nizza war ein Kleinkrimineller, wie man sie in Europa und der Welt zu hunderttausenden findet. Er hatte Beziehungsprobleme, etwas, das dem durchschnittlichen Mitteleuropäer selbstredend völlig fremd ist! Ist es der französischen Gesellschaft anzulasten, dass er sich Verbrecher zugewandt hat, die einige Nummer größer waren? Nein. Gibt es nun eine breite Ablehnung und zunehmenden Hass auf LKW-Fahrer oder Kleinkriminelle mit Beziehungsproblemen, weil der Massenmörder von Nizza beides war? Auch nicht. Misstrauen und Angst gehen in eine andere Richtung. Das ist kein Vorurteil, sondern die Erfahrung der Angst, welche die Sinne schärft.

Der Axtschwinger aus Würzburg galt als lieb und nett. Er hatte die Chance auf ein neues Leben in Deutschland, er hatte ein Zuhause, er hatte die Aussicht auf eine Lehre in einem anerkannten Beruf. Wie kommt es nun, dass nach dessen Bluttat Bundespräsident Gauck zu verstärkten Anstrengungen in der Integration von Flüchtlingen aufruft? Was stimmte denn nicht mit den Angeboten, die der Attentäter erhalten hat? War die Wohnung zu klein, das Berufspraktikum zu anstrengend? Sollten wir vielleicht darüber nachdenken, alle 18jährigen Flüchtlingen mit voll krass getunten 3er BMWs auszustatten und denen, die dann immer noch unzufrieden dreinschauen, besser gleich einen 5er geben?

Der Terrorist aus München war gar keiner, das war ja ein „normaler“ Amoklauf, etwas, das wir kennen, wenngleich es Zeugenaussagen gab, die verstörende Rufe auf der Toilette hörten, als der Mörder seine Waffe nochmal auf Einsatzfähigkeit prüfte und durchlud.

Wenn in Reutlingen ein Mann mit Machete auf Passanten losgeht, meldet man geradezu erleichtert, dass der Mörder sein Opfer kannte – eine Beziehungstat, Inschallah! Man schnappt sich viel lieber das angeblich zu lasche Waffengesetz in Deutschland und schenkt ihm links und rechts eine ein, weil es die Tat nicht verhindert hat. Böses Gesetz aber auch!

Der Selbstmordbomber von Ansbach war natürlich psychisch krank und bekannte sich zum islamistischen Terror – als ob letzteres eine gesunde Lebensäußerung sei. Was „das“ mit uns macht, liebes ZDF-Spezial-Team? Es lässt uns zunächst den Kopf schütteln über Äußerungen wie die des Kanzleramtsminister Altmaier der uns geradezu anfleht, die Terroristen „nicht ihr Ziel erreichen zu lassen, nämlich unsere Gesellschaft zu verunsichern“. Gut, dass das mal jemand gesagt hat! Von der Droge bekommen wir sonst viel zu wenig. Gefährlich wird es wohl erst, wenn geistig gesunde akkreditierte Diplomaten aus Rakkah die Attentate begehen. Aber wahrscheinlich könnten wir dann ebenfalls nichts Anderes tun als Ruhe zu bewahren, weil gegen diplomatische Immunität nun mal nichts zu machen sei.

Der Bundesinnenminister meint, wir sollten weiterhin freundlich und aufgeschlossen gegenüber Flüchtlingen sein. Außerdem nüchtern und nicht naiv, gewissermaßen Jing und Jang gleichzeitig. Und dann macht er uns Hoffnung: Die Täter, von denen aktuell die Rede ist, sind vor dem letzten Herbst zu uns gekommen. Man könnte sagen, dass es sich um legal eingereiste oder sogar hier geborene Attentäter und Mörder handelt. Die Polizei kannte Namen, Adressen und hatte sogar manchmal eine vage Vermutung, aus welchem Land die Täter ursprünglich wirklich kamen. Es scheint, als bereite der Innenminister uns darauf vor, dass die richtigen Ü-Eier noch darauf warten, ausgepackt zu werden. Statt Spannung, Spiel und Schokolade sind dann Traumatisierung, Tod und Terror zu erwarten. Als im Spätherbst letzten Jahres die Ersten Bürger „Stop“ riefen, mussten sie sich anhören, dass Deutschland schon einmal einen solch massiven Zustrom am Flüchtlingen bewältigt hatte. Nämlich, als 1945/46 die Landsleute aus Pommern, Schlesien und Ostpreußen vor den Türen der Städte im Westen standen. Ich habe diesen Vergleich schon damals immer wieder als unzulässig und unpassend bezeichnet. Aber nun klingeln mir im ZDF-Spezial die Ohren, wenn ich höre, dass die Traumatisierung der Bürgerkriegsflüchtlinge zur Erklärung der Terroranschläge herangezogen wird. Nicht allein diese, nein. So viel Chuzpe bringt das ZDF (noch) nicht auf. Aber die Vergleiche mit der Situation 1945/46 sind seltsamerweise verstummt. Die Traumatisierten Deutschen aus Pommern und Ostpreußen der Nachkriegsjahre rannten nicht mit Macheten durch die Straßen, bombten sich nicht in die Luft und luden nicht durch, um besonders Kinder zu erschießen.

Der sah so lieb aus

Gehen Sie in Ihre Küche und schließen Sie die Augen. Öffnen Sie die Schublade, in der sich das Besteck befindet. Ich wette, Sie können blind Messer, Gabel und Löffel herausholen. Solche festen Schubladen haben wir trotz 9/11 immer noch für den Terror. Wer lieb schaut, kann kein Terrorist sein. Wer in Deutschland ein warmes Willkommen erfahren hat, ist immunisiert gegen Terrorismus. Terroristen erkennen wir zuverlässig daran, dass sie wallende Gewänder haben, Zauselbärte tragen, öffentlich beten und bei jeder Gelegenheit arabische Versatzstücke murmeln. So ein Terrorist muss schließlich ein geistiges Fundament haben und mit Beton kennen wir uns aus! Wie Kinder, die die Kellergespenster durch Singen, Klatschen und Taschenlampenschein auf Abstand halten, hat sich in unserer Zivilgesellschaft die Meinung verfestigt, man könne Terrorismus aktiv an der Entstehung hindern. Durch deutschen Kontrollzwang. An Ihrem Gebaren, ihrem Aussehen, ihren Reden, ihrer Verweigerungshaltung sollst du sie erkennen! Ein Flüchtling gibt artig Händchen? Entwarnung! Er zieht von der Massenunterkunft in ein umgewidmetes Hotel? Er hat keinen Grund mehr, sich zu radikalisieren. Er bekommt eine Lehrstelle? Geschafft, er ist perfekt integriert.

Und nun das: Die Welt ist doch nicht so einfach zu erklären. Frömmelei ist nicht zwingend ein Attentatsgrund und weder Alkoholkonsum noch Schweinefleischverzehr sind Indizien für gelungene Integration. Es ist vielmehr auffällig, wenn auch nicht für unser deutsches Staatsfernsehn, dass Muslime, die in Sachen Bildung, Kenntnissen und Vernetzung sehr viel bessergestellt sind, auch ein deutlich längeres Leben haben als diejenigen, die mit Messern, Macheten, Pistolen oder Bomben bewaffnet auf ihre Mitmenschen losgelassen werden. So funktioniert Arbeitsteilung. Die einen beten, beschwichtigen und beschönigen – die anderen morden, verletzen und sterben. Wie kommt es dennoch dazu, dass verstörte Betreuer solcher Terroristen völlig fassungslos ausrufen „warum nur, er war ja nicht mal religiös!“ Es kommt einem manchmal so vor, als würde deutsche Gründlichkeit längst auch den Dschihad für sich entdeckt haben: „Wenn du 72 Jungfrauen haben willst, darfst du keinen Alkohol trinken“ – seit wann werden „Wollen“, „Können“ und „Dürfen“ vom TÜV geprüft?

„Sich intensiv kümmern sei die beste Vorsorge gegen ein Abgleiten in Gewalt“ heißt es im ZDF-Spezial.

Dieser Satz klingt nach den Attentaten der letzten Tage wie höhnisches Gelächter, er ist wiederlegt, die Realität hat ihn eingeholt. All die Islamversteher, Streetworker, Soziologen und Arabisten lassen uns ohne Deckung stehen. „Wir sind euer Schild“ haben sie gerufen. Gebt uns mehr Geld für Studien, für Projekte, Begegnungsstätten, Rehabilitationsprogramme und Mitarbeiter – wir schaffen das schon, mit der Integration. Wir verstehen den Orient, wir führen den Dialog. Das Geld, dass ihr nicht uns gebt, gebt den Islamverbänden, damit wir ein Gegenüber haben, mit denen wir gemeinsam am Tisch sitzen können. Und wofür das alles? Für eine im Endeffekt zunehmende Radikalisierung des Islam in Deutschland, für das Soziologen und die sie beauftragenden Politiker die verängstigte Bevölkerung verantwortlich machen – es ist eine Farce!

Mir scheint, wir haben das Geld den Falschen gegeben. Es sieht nämlich so aus, als wäre Integration doch nicht von äußeren Merkmalen wie Sprachkenntnissen anhängig, es scheint, als sei materielle Absicherung keine Garantie dafür, dass diese gelingt. Es sieht vielmehr so aus, als wäre es egal, was wir tun oder unterlassen, die Probleme bleiben. Eines Tages werden die Soziologen vielleicht darüber forschen, warum wir es dennoch taten und immer noch mehr Geld ausgaben für Integration, uns immer mehr anstrengen beim Aufbau einer „Willkommenskultur“. Sie werden dann vielleicht feststellen, dass wir uns selbst täuschten, dass wir lediglich an unserer Selbstwahrnehmung gearbeitet haben und die Folgen dessen, was wir da taten, aus dem Blick verloren hatten. Dann wird es zu spät sein für die Erkenntnis, dass wir das viele Geld nicht den Soziologen, sondern der Polizei hätten geben sollen.

Zuerst erschienen auf unbesorgt.de

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