Inspiriert vom Ikea-Blog https://www.fischundfleisch.com/michlmayr/ des von mir geschätzten @Michlmayr's, der sich jedoch schließlich und endlich, trauriger- und enttäuschenderweise als Halbwahrheit entpuppt hat, kommt von mir nunmehr die GANZE Wahrheit!

Vor ziemlich genau einem Jahr wurde mein neues Bett geliefert. Box-Spring und so. Tolle Sache, obwohl ich ziemlich unsportlich bin, sprich ich boxe nicht, ich springe nicht, und wer mich beleidigen will, fragt mich, welches Fahrrad ich besitze.

Hatte meinen Herrn Sohn eingeladen. Es ist immer gut erwachsene Söhne zu haben, die einem etwas schuldig sind, weil man sie geboren hat, und großgezogen, und ihnen das Studium finanziert oder so.

Gemeinsam haben wir die zahlreichen Pakete in den ersten Stock befördert. War schon etwas schweißtreibend, muss ich sagen, und vor allem war die Doppelbettmatratze unhandlich, frage nicht. Hätte das Ganze auch billiger haben können, aber ich hatte die Lieferservicemänner nicht raufgelassen. Sie hatten sich tatsächlich geweigert, ihre Schuhe auszuziehen. Hatten Sicherheitsgründe vorgeschoben! Eine Frechheit! Hatten die etwa Angst gehabt, dass ihre Socken dreckig werden würden, oder was? Bei mir ist der Boden so sauber, da könnte man essen davon, fragt sich nur was?

Aber zurück zum Thema. Ich merke, ich schweife ab. Wir hatten zunächst das wunderbare Bett zusammengebaut, gemäß Aufbauzusammenschraubplan Nummer 1. Schließlich hatten wir Nummer 2 Zusammenschraubaufbauanleitungsplan zur Hand genommen, in welchem schwarz auf weiß stand, dass die bisher zusammengeschraubten Teile nunmehr wieder auseinanderzuschrauben sein würden, da der erste Schritt die Befestigung der Füße sei. Bist du deppert! Wusste bis dato gar nicht, dass mein Sohn eine dermaßen unflätige Sprache beherrscht. Das russische Alphabet ein Kindergeburtstag dagegen, jedenfalls einem angehenden Manager nicht würdig. Von mir hat das das Kind jedenfalls nicht! Aber wir waren dennoch irgendwann fertig gewesen, hatten nur 6 oder 8 Stunden gebraucht, es können auch 10 gewesen sein, aber länger sicher nicht.

Egal. Es war vollbracht und das neue Bett war herrlich. Na ja, eigentlich eher schön, denn bequem war es eigentlich nicht. So eine Matratze muss nämlich eingelegen werden. Da musst du durch! Begann daher nach wenigen Tagen drei Mal täglich Neurobion forte® Dragees einzuwerfen, der Kreuzschmerzen wegen, oder vielmehr dagegen. Und natürlich Seractil®. Die brauchte ich auch. Nach drei Wochen, also ca. 21 Nächten, bildete ich mir plötzlich ein, einen Bandscheibenvorfall zu haben. Meine Kollegen, immerhin Fachpersonal, hatten mich drauf gebracht, weil ich ihnen von meinen Lähmungserscheinungen in den Beinen erzählt hatte. Meine beste Freundin hingegen vermeinte, dass die neue Matratze schuld sein könnte. So eine Klugscheißerin! Vermutlich hatte sie irgendeinen Gesundheitsbeitrag in der Beilage der gefladerten Sonntagskrone gelesen gehabt. Sie beharrte jedenfalls darauf, dass ich mir immerhin die harte Matratze eingebildet hatte, obwohl mir die freundliche Beraterin aufgrund des wenigen Körpergewichtes davon abgeraten hatte. Na ja, hin und wieder kann ich etwas stur sein. Ich wollte die harte, was sonst?

Jedenfalls hat der Ikea einen tollen Service. Du kannst nämlich deine Matratze zurückgeben, wenn du nicht zufrieden bist. Nachdem ich mir das Zeug liefern habe lassen, wollte ich natürlich auch, dass es abgeholt und ausgetauscht wird. Klein-LKW hatte ich mir innerhalb der letzten drei Wochen nämlich keinen angeschafft. Und der Preis der harten war der gleiche wie der der weichen. Also, wo ist das Problem? Na, Problem gibt es eh keines, weil du musst nur zu Ikea kommen, dort eine Nummer beim Nummernausgabeautomaten ziehen und dann einen Abtransport der alten Matratze buchen. Das kostet - na ja, eh ... Dann musst du, zum vereinbarten Liefertermin zu Hause sein, um die Männer zu empfangen und ihnen die Matratze übergeben. Dann musst du hinter dem LKW herfahren zum Ikea-Retourwarenannahmedepot. Dort geben die dir im Lager deine alte Matratze, die du dann auf ein unlenkbares Wagerl hievst, zum Warenumtauschschalter schiebst, selbstverständlich nachdem du eine Nummer beim Nummernausgabeautomaten gezogen hast, und dort zurückgeben kannst. Dann bekommst du eine Gutschrift für deine alte Matratze. Dann musst du in die Matratzenabteilung, um für die neue Matratze einen Warenausgabezettel abzuholen, den du dann bei der Kasse herzeigst, bezahlst und dafür einen Stempel bekommst. Dann kannst du deinen Gutschriftszettel herzeigen und du bekommst dein Geld ausbezahlt. Mit dem abgestempelten Warenbezugszettel gehst du dann zum Warenausgabeschalter, wo du dran kommst, wenn du eine Nummer gezogen hast, und anschließend bekommst die neue Matratze auf einem unlenkbaren Wagerl ausgehändigt. Dann gehst du zum Transportschalter, buchst einen Heimtransport, bezahlst diesen, der kostet nur - na ja, eh …, und dann musst du nur mehr zum vereinbarten Termin zu Hause sein, und zwar dann, wenn dir die neue Matratze zugestellt wird. Zwei Transporte, also Abholung und Zustellung, an die gleiche Adresse gehen sich allerdings in einer Woche nicht aus. Da musst du schon Verständnis dafür haben. Und da musst du schon in Kauf nehmen, dass du zwei oder drei oder mehr Tage, wenn ein Wochenende dazwischen ist, auf dem Fußboden schlafen musst, was allerdings kein Problem darstellen kann, da dieser ungefähr genauso hart ist wie die harte Matratze, die du mittlerweile schon gewöhnt bist. Mit Medikamenten gut zu lösen.

Wollte ich aber nicht. Hab ich schon gesagt, dass ich gelegentlich ein klein wenig stur sein kann? Habe mich etwas lasziv zum Möbelzustellschalter gestellt, und zwar ohne eine Nummer zu ziehen, und gefragt, ob ich hier rauchen dürfe. Der junge Herr Ikea-Angestellte stammelte etwas überfordert: „Nein. Hier darf man nicht rauchen! Aber dort drau …“ „Na, das ist mir jetzt zu weit. Haben Sie eventuell ein Stamperl Schnaps anzubieten, wenn ich hier schon so lange warten muss?“ Hatte er auch nicht. Mieser Service! Habe ihn dann mit weiblicher Raffinesse und meinem unbestechlichen Charme dazu gebracht möglich zu machen, dass das gute Teil geliefert werden würde. Und zwar - heute noch, aber pronto!, ansonsten es nämlich rascheln würde und er sich einen neuen Job suchen könne. Ein bisserl verzweifelt war er dann schon. Und er tat mir auch leid, aber wer sich Service auf die Homepage schreibt, der …

Um 23 Uhr des gleichen Tages war dann auch schon der LKW samt meiner neuen Matratze da. Na, geht doch! Der max. 1,5 m große Fahrer, ein Inder, kann auch ein Pakistani gewesen sein, ich habe nicht nach seinem Staatsbürgerschaftsnachweis gefragt, bemühte sich vergeblich, die Matratze aus dem LKW zu zerren, diese rührte sich allerdings keinen Millimeter. Meine Frage, wo denn sein Kollege abgeblieben sei, beantwortete er damit, dass er alleine geschickt worden war. Na prima! Eine arme S.., muss ich schon sagen. Habe mich dann erbarmt und ihm geholfen, die Matratze auszuladen. Mit vereinten Kräften haben wir es auch geschafft, sie in den 1. Stock zu transportieren. Ich habe ihm dann auch noch eine Flasche Grünen Vetliner geschenkt, weil er mir so leid getan hat. Meine selbstverordneten Medikamente musste ich allerdings hernach noch ein paar Wochen weiter schlucken, weil ich dann doch noch in den Genuss eines Bandscheibenvorfalls gekommen war. Ikea - bewegst du dich noch oder hast du schon terroristische Anschläge geplant?

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Charlotte

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Der hat doch einen an der Klatsche!

Der hat doch einen an der Klatsche! bewertete diesen Eintrag 24.08.2018 15:10:45

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